FYI.

This story is over 5 years old.

#espassiert

Wir haben mit dem ersten und einzigen Österreicher, der im Weltall war, gesprochen

"Ich bin risikofreudig, aber nicht lebensmüde". Franz Viehböck war der erste und einzige Österreicher im Weltall.

Foto mit freundlicher Genehmigung von Franz Viehböck

Dieser Artikel entstand im Rahmen der Desperados-Kampagne #espassiert.

Während des Studiums hat sich Franz Viehböck, wie viele von uns, wohl gedacht: Das kann nicht alles gewesen sein. Ich will reisen, ich will die Welt sehen. Franz aber, hat auf ewige Zugfahrten, schlaflose Nächte in billigen Unterkünften und den schweren Backpacker-Rucksack verzichtet—und trotzdem die Welt gesehen, sogar erste Reihe fußfrei. Aber der Reihe nach.

Anzeige

1991—also vor ziemlich genau 25 Jahren—passiert es: Franz Viehböck wird zum ersten und bislang einzigen Österreicher, der ins Weltall fliegt. Während seiner Arbeit als Assistent an der TU Wien bewirbt er sich auf eine Ausschreibung, in der man Kosmonauten für ein österreichisch-sowjetisches Weltraumprojekt sucht. In der Raumstation MIR sollte das Team acht Tage lang Experimente durchführen. Zwei Österreicher, unter ihnen Franz, kommen in die Endauswahl, werden ins russische Sternenstädtchen geschickt und absolvieren ein hartes Trainingsprogramm. Die Wahl fällt schließlich auf Franz und sein Team.

Heute ist Franz Viehböck Vorstandsmitglied bei der Berndorf AG in Niederösterreich. Wir haben uns mit ihm zu seinem 25-jährigen Weltraum-Jubiläum unterhalten.

VICE: Wolltest du immer schon Astronaut werden?
Franz Viehböck: Ins Weltall zu fliegen war für mich—wie für viele Burschen und Mädchen auch—schon immer ein Traum. Vor allem deshalb, weil ich als kleiner Bub die Mondlandung miterlebt habe. Aber ich habe niemals gezielt darauf hingearbeitet irgendwann Astronaut zu werden. Ich war zu dieser Zeit an der TU Wien als Assistent tätig und habe an meiner Dissertation gearbeitet. Als junger Mensch war mein Abenteuergeist natürlich sehr ausgeprägt und ich bin gerne gereist. Als die Stelle ausgeschrieben wurde, habe ich mir gedacht: Das würde ich gerne machen.

Es gehört schon sehr viel Mut dazu, sich sowas zuzutrauen. Hast du damit gerechnet, dass die Wahl auf dich fällt?
Ich bin wahrscheinlich schon eher risikofreudig—aber nicht lebensmüde. Ich war schon realistisch und wusste, dass es in Österreich viele gute Leute gibt und dass die Wahrscheinlichkeit wohl nicht sehr hoch sein würde, dass ich da durchkomme. Ich hatte dann aber das nötige Glück und bin am Ende übriggeblieben.

Anzeige

Foto mit freundlicher Genehmigung von Franz Viehböck

Wie war der Moment, als es dann wirklich passiert ist? Hast du gezögert?
Viele stellen sich das so vor, wie wenn man bei irgendeinem Contest gewinnt und man da himmelhochjauchzend jubelt. Das war zwar ein sehr spannender Moment, in dem einem auch plötzlich bewusst wird, was man für eine Verantwortung hat und wie groß die Last ist, die auf einem liegt. Es kommt noch dazu, dass man die fünf Monate bis zum Start gesund bleiben muss, sonst wird die Ersatzflugmannschaft herangezogen. So gesehen rechnet man noch bis zum Schluss, damit, dass noch irgendwas passieren kann.

Wie hat man euch auf der Erde auf den Flug ins Weltall vorbereitet?
Das Training war sehr intensiv, es hat zwei Jahre gedauert. Zunächst einmal mussten wir Russisch lernen, weil alle Vorlesungen in russischer Sprache abgehalten wurden. Nach vier Monaten ging es los mit diversen anderen Vorlesungen, die sehr technisch und mathematisch waren und wir lernten alles über die verschiedenen Systeme der Antriebsrakete und der Raumstationen. Die letzten sechs Monate wurde ich auf das Experiment, das ich da oben durchführen musste, vorbereitet und habe gleichzeitig körperliches Training absolviert, um fit und gesund zu bleiben.

Und wann hast du dann zum ersten Mal Schwerelosigkeit gespürt?
Um uns auf das Weltall vorzubereiten, gab es natürlich noch spezielles Training—wie zum Beispiel die Zentrifuge, wo Belastungen simuliert wurden. Aber auch Überlebenstraining im Wasser, unter winterlichen Verhältnissen in Sibirien und natürlich auch sogenannte Schwerelosigkeitsflüge, mit denen man auf der Erde die Schwerelosigkeit für einige Sekunden genießen kann.

Anzeige

Unmittelbar nach dem Start wurde mir dann mitgeteilt: Es passiert, deine Frau liegt in den Wehen!

Woran hast du beim Start der Mission gedacht?
Naja, man kann sich das so vorstellen: Man liegt zwei Stunden vor dem Start in der Rakete drin und ist da eigentlich die ersten ein bis zwei Stunden sehr mit dem Abarbeiten der ersten Checklisten beschäftigt. Man ist sehr fokussiert und dann erst—in den letzten Minuten vor dem Abheben—hat man zum ersten Mal Zeit darüber nachzudenken. Während das alles passiert, ist man schon ein bisschen aufgeregt, das war aber bei mir zu dem Zeitpunkt gar nicht dramatisch. Nervöser war ich die Wochen davor bei den Blutdruckmessungen, wenn der Arzt gekommen ist. Weil wenn da etwas nicht gepasst hätte, wäre ich nicht mitgeflogen.

Während du gerade ins All geschossen wurdest, bist du ja gleichzeitig Vater geworden …
Ich muss ehrlich sagen, ich habe nicht daran gedacht, dass ich bald Vater werde, weil es nicht geplant war. Meine Tochter kam drei Wochen zu früh. Unmittelbar nach dem Start wurde mir dann mitgeteilt: Es passiert, deine Frau liegt in den Wehen! Ich habe erst am nächsten Tag in der Früh erfahren, dass meine Tochter zu Welt gekommen ist. Die Nachricht war aber schon überall in den Medien.

Wie war das, oben zu sein, während unten deine Tochter zur Welt gekommen ist?
Das war ein unbeschreiblich schönes Gefühl. Und das hat auch eine gewisse Euphorie ausgelöst—eine positive Stimmung, die sich sofort auf die gesamte Mannschaft übertragen hat und die den ganzen Flug über gehalten hat. Das hat meiner Meinung nach den Erfolg unseres Experiments letztendlich ausgemacht.

Anzeige

Konnte man da oben überhaupt auf die Geburt anstoßen?
Konnte man, ja. Das haben wir dann in der Raumstation gemacht, da haben wir "symbolisch" angestoßen. Wir haben da glaub ich eine kleine Flasche Cognac geschmuggelt und dann noch eine Art Magenbitter mitgehabt.

Kann man da oben also auch Party machen oder Musik hören?
Ja, schon. Als ich in die Raumstation geschwebt bin, hat die Mannschaft, die schon drinnen war, mir als Willkommensgruß den Donauwalzer gespielt. Das kann man schon machen.

Wie liefen die nächsten acht Tage im Weltall ab? Was ist dir da am prägendsten im Gedächtnis geblieben?
Der Ausblick ins Weltall. Aber auch sonst einiges, weil um einen herum sehr viel passiert. Man bewegt sich ständig, ist mit 28.000 km/h unterwegs und umkreist die gesamte Erde einfach mal in 90 Minuten, während man Experimente durchführt. Und die Schwerelosigkeit, die man nicht nur für ein paar Sekunden sondern dauernd genießen darf, ist natürlich auch beeindruckend. Großartig war aber auch der gesamte Raumflug, vor allem vom technischen Aspekt her: der Start, das Andocken, das Abdocken, der Eintritt in die Atmosphäre, da Öffnen des Fallschirms und die Landung. Man sieht und erlebt dort oben sehr viel—es war sehr emotional.

Wie war das Gefühl, wieder am Boden zu sein?
Die Landung ist hart, in vielerlei Hinsicht: Man kommt sehr schnell von seiner euphorischen Welle runter, zumal sehr viele Journalisten unten warten. Und dann wird dir bewusst, dass es vorbei ist. Und dass man wahrscheinlich nicht mehr so bald rauf kommt. Das war ziemlich bedrückend für mich.

Unsere Gewinner Verena und Sevi haben bei der #espassiert Bass Drop Experience während eines Parabelflugs zum ersten Mal Schwerelosigkeit gespürt und Party gemacht. Kann man das vergleichen mit dem Gefühl im All?
Auf jeden Fall, so haben wir uns auch im Training auf den Weltraum vorbereitet. Das ist natürlich eine einmalige Gelegenheit für die beiden. Ich kann ihnen nur raten, das Ganze sehr entspannt anzugehen und das wirklich voll zu genießen – gerade, wenn man zum ersten Mal das Gefühl der Schwerelosigkeit spürt, ist das etwas ganz Imposantes. Es könnte aber sein, dass bei einem Parabelflug der Magen nicht so mitmacht– das passiert bei manchen Leuten. Ich hoffe, dass sie davon verschont geblieben sind. Vielleicht sollten sie danach nicht unbedingt reinhauen beim Essen.

#espassiert: Desperados hat zwei Partybegeisterte nach Las Vegas geschickt, um in guter alter Weltraummanier zu feiern: Bei der Bass Drop Experience haben Verena und Sevi einen Eindruck davon bekommen, was Franz Viehböck als bislang einziger Österreicher erleben durfte: das Gefühl Schwerelosigkeit. Etwas, was die beiden ihm jedoch voraushaben: Sie haben die einmalige Gelegenheit gehabt, in völliger Schwerelosigkeit Party zu machen!

Was die beiden noch so erlebt haben, seht ihr im Video unter www.espassiert.at