Musikreviews

UFOMAMMUT

Oro: Opus Primum

Neurot

Es mag eine beknackte, aber nachvollziehbare Praxis sein, Alben auf einer Skala von eins bis zehn zu bewerten. Bei UFOmammut, einem irrsinnig harten, italienischen Space-Rock-Trio, kommt man damit aber leider nicht weiter. Wenn du dein Haus verlässt, nur um zu merken, dass Busse, U-Bahnen und Häuserblocks gerade in ein gigantisches Schwarzes Loch gesaugt werden, würde es ja auch keinen Sinn machen, dieses Ereignis auf einer Pitchfork-Skala zu bewerten oder den interstellaren Zusammenbruch der Schwerkraft mit einem „Daumen hoch“, „Daumen runter“ oder einer abwägenden Handbewegung zu versehen, denn der ganze Vorgang vollzieht sich schlichtweg auf einer qualitativ höheren Ebene der Großartigkeit.

BOSUN HIGGS

ROYAL BATHS

Better Luck Next Life

Kanine Records

Das Feld der angebluesten Neo-Psychedelia kann man sich ja bei vorschriftsmäßigem Drogengenuss so weit denken, wie man will. Insofern wird für Royal Baths auch noch irgendwo ein freies Plätzchen übrig sein. Trotzdem sollte klar sein, dass dieses Album keinen verlassenen, hitzeflimmernden Highway abschreitet, den Spacemen 3, Black Rebel Motorcycle Club oder The Black Angels nicht schon lange hinter sich gelassen haben. Ist höchstens der Vollständigkeit halber zu empfehlen.

DIE MUTTI LEARY

WILLIS EARL BEAL

Acousmatic Sorcery

XL Recordings/Hot Charity

Willis Earl Beal lebt bei seiner Großmutter in einer kleinen Hütte auf dem Land und besaß in seinem Leben noch nie einen richtigen Job. Die Leute sagen, er sei ein wenig, nun ja, limitiert. Er hat aber in Chicago ein paar Zettel aufgehängt, auf denen seine Telefonnummer steht. Wenn man dort anruft (001 773 295 2135), singt er einem manchmal einen seiner grazilen Lo-Fi-Songs vor, die in ihrer Verschrobenheit an den jungen Daniel Johnston erinnern. Der wurde ja bekanntlich schlagartig berühmt, als Kurt Cobain mit einem seiner Shirts bei den MTV Awards auftrat, und dann ebenso schlagartig sehr unglücklich (verrückt war er vorher schon). Vielleicht wäre es Beal zu wünschen, dass er nicht berühmt, sondern einfach glücklich wird. Wir möchten dich deshalb darum bitten, dieses bezaubernde Album nicht zu kaufen und auch niemandem davon zu erzählen. Danke.

VATER THERESA

SUPER 700

Under The No Sky

Motor Music / Rough Trade

Es gibt viel zu wenig Pop-Platten, die unaufdringlich sind, ohne dich permanent spüren zu lassen, dass sie unaufdringlich sein möchten. Diese hier ist erstens gut und zweitens ganz genau auf jene Art beiläufig lässig: Sehnsucht, Trost und Verbrüderung in rund 40 Minuten. Oder mal mit einem etwas lebensnaheren Vergleich beschrieben: „Under The No Sky“ ist eine Platte wie Zooey Deschanel ohne anstrengende Putzigkeit und penetrant-ironische Anbiederung und mit viel mehr Ruhe. Also .. eigentlich eine Platte wie ein Date mit Kirsten Dunst. Genau. In einer angenehmen, aber nicht zu abgefuckten Bar. Wo im Gin&Tonic eine Geheimzutat drin ist, die ihn doppelt so gut macht wie anderswo.

ÖPVE EY