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Popkultur

Ich will auch so unterhaltsames Suchtverhalten wie Hunter S. Thompson

The Rum Diary macht Hahnenkämpfe, Alkohol- und Journalismus wieder erstrebenswert.

Es war einmal ein Film, den alle Drogen-verherrlichenden Pubertierenden bis Know-it-All-Studenten unseres Planeten toll fanden und der hieß Fear and Loathing in Las Vegas. Danach zitierte jeder, der mal eben an einem Joint angezogen hatte, ständig "Das ist Fledermausland" oder was sie vor dem Fressflash noch vom Film mitbekommen haben.

Terry Gilliams LS-Ether-Achterbahn macht schließlich auch ordentlich unterhaltsames Wetter und hat uns und unserem uninformierten Dasein Hunter Thompson - den waffennärrischen Amok-Journalisten, der Koks von Pistolenläufen zieht und sich nach dem Ableben in die Umlaufbahn schießen ließ - vorgestellt. Obwohl man keinesfalls Bill Murrays wunderschöne Interpretation des wirr murmelnden Gonzo-Erfinders in Where The Buffalos Roam vergessen sollte, wurde nun Hunters zeitweilig verschollenes, erstes Buch fertig verfilmt.

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Johnny Depp, der sein großes idol wie ein Verrückter verehrt, dass er ihn sogar in Rango, dem visuell geil überproduzierten und fatalistischen Tier-Animations-Western referenziert, konnte nicht anders als The Rum Diary natürlich mit ihm in der Hauptrolle ins Kino zu bringen.

istvor allem und hauptsächlich versoffen und hasst die "The Great Whites", die fettärschige und bowlende Ami-Touristen-Plage Puerto Ricos. Dort verschlägt es Hunter Alias Paul S. Kemp nämlich hin und er schlürft als Wegwerf-Journalist aus NY und mit seinen etwas zu stylischen Kater-Sonnenbrillen das Lokalkolorit Glas für Glas. Er findet sich in der Redaktion der Hölle wieder und macht Koma-saufend bei faulen Inselkaufgeschäften mit, nur um vor den Bomben über einem zugemüllten Paradies zurückzuschrecken. Auch wenn er schwerer Alkoholiker ist, hält sich Hunters Jungspund-Version an Deadlines, versucht sich ungewohnt oft im Exzess zu zügeln und besitzt noch eine funktionierende Libido, die von einer surreal-geilen Amber Heard auch unerhört stark strapaziert wird. Es geht hier - wie bei all den Büchern von Hunter Thompson - nicht um eine biografische Abhandlung sondern um diese vereinzelte Ahnung bei manchen Szenen: "Das ist ihm vielleicht wirklich passiert!"

The Rum Diary

Giovanni Ribisi spielt den Media-Kollegen Moberg, der sehr stark einer Zukunftsvision Hunters von sich selbst gleicht. Ein schlachsiger, wurmiger Prophet, der neben seiner Profession als naziphiler Schwarzbrenner gerne seinen Chefredakeur exekutieren möchte. Aber wer kennt das nicht?! Aber erwartet euch wegen diesem Sandler-Prototyp unseres geliebten Gonzoschreibers bitte KEINE Origin Story des paranoiden, Säure aufsaugenden, Hotelzimmer zerfickenden Autoren mit Echsen in Hawaii-Hemden und Adrenochrom en masse.

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Ausarten kann film auf verschiedene Art und Weise. Was sicherlich vertraut scheint, sind der frühe Nixon-Hass und die Abneigung gegenüber den megareichen Ultra-Konservativos, die von Moskau als Satans Kinderspielplatz sprechen und wie diese elenden Kommunisten den Geist der Negros kontrollieren. Schräg ist auch, dass Alter Ego Paul Kemp voraussagt, dass sie JFK nicht leben lassen würden.

Sicher, ein bisschen zu lange ist The Rum Diary dann schon. Aber was der Trailer eher primitiv und unlustig prophezeit stellt sich als schöne runde Sache heraus. Johnny spielt sparsam und gut, während das schmuddelige Karibik-Feeling einem beinahe den entsprechenden Hitzkopf-Rum-Hangover liefert. Bevor irgendwer zu Tode vergewaltigt wird, beschert uns der Film dann doch noch einen psychothropen Prolog des kommenden Hunter-Wahnsinns wie wir ihn kennen. Die schweißklebrige Blues-Sequenz kann auch einiges, wenn auch nicht den allumfassenden Plot spannender gestalten. Ob das hochprozentige Moonshine-Feuerspucken im Auto als Hunter-Metapher für dessen eigene Flammenwerfer-Rhetorik gemeint ist? Ich trinke auf dich, du im Weltall treibender Irrer, ich verschütte sicher ein wenig von meinem nächsten Drink und zwar extra für dich.

Screenshots aus The Rum Diary 

Josef auf Twitter:

@theZeffo