Aufnahme von der ersten Pegida-Demo in Linz. Foto: Florian Voggeneder
Höchstens einhundert Pegida-UnterstützerInnen hatten sich am vergangenen Samstag vor dem Linzer Hauptbahnhof versammelt, um gegen eine angebliche Islamisierung des Abendlandes auf der Straße zu gehen. Darunter waren, wie das Antifa-Bündnis „Linz gegen Rechts" recherchierte, zahlreiche bekannte Rechtsextreme und Neonazis.
Gegen Pegida demonstrierten laut „Linz gegen Rechts" rund 2.700 AntifaschistInnen, laut Polizei waren es 1.800. Die Pegida-Leute konnten unter dem Schutz von rund 700 PolizistInnen vom Bahnhof ein kurzes Stück Richtung Landstraße und zurück marschieren. Der Pegida-Aufmarsch fand allerdings unter völligem Ausschluss der Öffentlichkeit statt, da die Polizei die gesamte Gegend zum Schutz der Teilnehmer großräumig abgesperrt hatte.Der Aufmarsch von Pegida selbst bestand, ähnlich wie in Wien, aus einer Mischung von (teils älteren) Rechtsextremen und Neonazis auf der einen Seite und rechten Fußball-Hooligan-Milieus als Fußtruppe. Anschlussfähig dürfte Pegida auch für rechte migrantische Milieus seien. So waren in Linz kroatische Fahnen zu sehen (und übrigens auch solche des Vatikan). Die Hauptrede hielt der Schweizer Ignaz Bearth, der vor allem in Indien äußerst beliebt ist.Der Aufmarsch von Pegida selbst bestand, ähnlich wie in Wien, aus einer Mischung von (teils älteren) Rechtsextremen und Neonazis auf der einen Seite und rechten Fußball-Hooligan-Milieus als Fußtruppe.
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Hametner soll bereits in der Vergangenheit mit Gewalt-Drohungen aufgefallen sein. So stellte das Bündnis Linz gegen Rechts einen Screenshot online, wo Hametner in einem Facebook-Kommentar zum Akademiker-Ball der rechtsextremen Burschenschaften meinte, „der Antifamob hätte gesprengt werden müssen".Eine Sprecherin von B.freiung Wös erzählt mir, dass in den letzten Monaten die rechte Hetze in Oberösterreich insgesamt zunimmt. So hätte es in Wels und Freistadt rechtsextreme Aktionen gegen Flüchtlinge gegeben. B.freiung Wös sieht einen eindeutigen Zusammenhang zu Pegida und auch zur rechtsextremen Gruppe „Identitäre".Eine Sprecherin von B.freiung Wös erzählt mir, dass in den letzten Monaten die rechte Hetze in Oberösterreich insgesamt zunimmt.
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Am späteren Abend kam es auf der Kärntner Straße auch zu einer antisemitischen Attacke.Nach der Demonstration gegen die homophobe Geschäfts-Politik im Café Prückel wurde ein Teilnehmer an der Kundgebung „Küssen im Prückel" laut Medienberichten von vier Männern zusammengeschlagen.Das Outfit der Täter, deren Fahndungsfoto der Tageszeitung Österreich veröffentlicht hat, lässt ebenfalls auf jugendliche Fußball-Milieu schließen, die ja auch bei Pegida eine wesentliche Rolle spielen.Es ist offensichtlich, dass seit einigen Wochen die Gewalt durch die rechte Szene massiv zunimmt—und dass es einen Zusammenhang dieser rechten Gewalt mit den Aufmärschen von Pegida gibt. Rechtsextremismus-Experte Purtscheller sagt dazu: „Seit dem Auftreten von Pegida hat sich die rechtsextreme Gewalt in Deutschland vor allem gegen MigrantInnen und Asylwerberheime mehr als verdoppelt. Und auch in Österreich ist eine eindeutig zunehmende Gewaltbereitschaft der rechtsextremen Szene zu beobachten, die in Zusammenhang mit Pegida gestellt werden kann." Für Käthe Lichtner vom Bündnis „Offensive gegen Rechts" zeigen all diese Übergriffe die Notwendigkeit antifaschistischer Aktivitität: „Es ist schockierend, dass Rechtsextreme sich trauen, in dieser Art öffentlich aufzutreten. Doch wir werden uns davon sicher nicht einschüchtern lassen." Lichtner kündigt auch Gegenwehr an: „Wir werden weiterhin mit breiter antifaschistischer Bündnisarbeit auf der Straße präsent sein und die Rechtsextremen konfrontieren."2158 15 Unsterblich-Hools bei Schwarzenbergplatz, greifen Linke an, Polizei schaut zu — offensivegegenrechts (@offensive_nowkr)30. Januar 2015
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Wolfgang Purtscheller kritisiert auch die Behörden scharf: „Das Problem ist, dass Polizei und vor allem der Verfassungsschutz diese Vorfälle systematisch leugnen beziehungsweise verharmlosen." Tatsächlich scheint die Polizei rechte Übergriffe nicht immer mit letzter Energie zu verfolgen. Bereits beim Angriff auf die Bezugsgruppe der „Offensive gegen Rechts" rund um den Wiener Pegida-Aufmarsch sollen PolizistInnen, die zu Hilfe geholt worden sind, stattdessen einfach davon gefahren sein, wie Sarah*, eine der Betroffenen berichtete. Und nun erhebt Florian Klabacher von der SLP einen sehr ähnlichen Vorwurf in Bezug auf das Verhalten der Linzer Exekutive beim Vorfall im Hauptbahnhof.Die antifaschistischen AktivistInnen Martin E.* und Petra M.*, beide aus linken Fußball-Fan-Strukturen in Wien, meinen, dass das Problem im Polizei-Apparat strukturell sei: „Wir haben doch oft genug erlebt, wie blind die Polizei am rechten Auge ist. Das hat System. Es beginnt damit, wer sich für einen Job bei der Polizei interessiert und setzt sich in einer Ausbildung fort, die auf Kadavergehorsam gründet." Martin E.* und Petra M.* sprechen stattdessen von der Notwendigkeit „antifaschistischer Selbsthilfe", wie sie es nennen: „Mittlerweile haben wir lange genug zugesehen, wie Leute zusammengeschlagen worden sind. Für uns bedeutet die Parole von der internationalen Solidarität, dass wir auch praktisch solidarisch mit Betroffenen sind." Falls Pegida nochmals auf die Straße gehen sollte, kündigen sie an: „Es wird eindeutig Zeit für ein Revanchefoul."Es bleibt allerdings abzuwarten, ob weitere Aufmärsche von Pegida überhaupt genehmigt werden. In Wien könnten laut Polizei nach den Hitler-Grüßen beim ersten Auftreten von Pegida weitere Kundgebungen verboten werden.Allerdings gibt es in Wien ohnehin wenig Anzeichen, dass nach der völligen Blockade des ersten Pegida-Aufmarsches und auch den eher peinlich geratenen Medienauftritten von Ex-Sprecher Nagel (etwa auf Puls4) ein weiterer Aufmarsch geplant ist. In anderen Bundesländern sieht die Sache anders aus. In Bregenz wurde ein erster Aufmarsch von Pegida für den 22. März angekündigt, die marxistische Funke-Strömung ruft bereits zu antifaschistischen Gegendemonstrationen auf.Und auch Fiona Kaiser vom Bündnis „Linz gegen Rechts" sagt, dass „die Stahlstadt bunt bleibt" und kündigt an, bei künftigen Aufmärschen von Pegida wieder zu mobilisieren.*Alle Namen sind der Redaktion bekannt und können im Artikel geändert sein.Ihr könnt Michael auch auf Facebook folgen.„Das Problem ist, dass Polizei und vor allem der Verfassungsschutz diese Vorfälle systematisch leugnen beziehungsweise verharmlosen."