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Ein Wissenschaftler injiziert sich Urzeit-Bakterien und ist nun womöglich unsterblich

Aber wer würde überhaupt so lange leben wollen?
Foto: Llima Orosa | Flickr | CC BY-ND 2.0

Ein russischer Wissenschaftler—und es ist sehr schwierig, dieser Berufsbezeichnung hier nicht das Wort „verrückt" voranzustellen, denn „verrückter russischer Wissenschaftler" klingt einfach gut—ein russischer Wissenschaftler hat also behauptet, er sei durch die Injektion von 3,5-Millionen-Jahre-alten Bakterien aus dem sibirischen Permafrost für zwei Jahre gripperesistent geworden und gleichzeitig sei dies vielleicht der Schlüssel zur Unsterblichkeit.

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Der Wissenschaftler, Anatoli Brouchkow, Leiter der Abteilung für Geokryologie an der Staatlichen Universität Moskau, hat RT gegenüber behauptet, er habe mehr Energie und ein stärkeres Immunsystem, seit er sich nach erfolgreichen Versuchen an Mäusen und Fruchtfliegen selbst die Bacillus-F-Bakterien injiziert.

„Ich fing an, länger zu arbeiten", sagte er. „Ich habe in den letzten zwei Jahren keine Grippe gehabt. Aber es sind weitere Versuche nötig. Wir müssen herausfinden, wie die Bakterien das Altern verhindern. Ich denke, das ist die Richtung, in die sich diese Wissenschaft entwickeln sollte. Was hält diesen Mechanismus am Leben? Und wie können wir ihn zu unserem Vorteil nutzen?"

Bacillus F war eine von drei extrem alten Bakterienarten, die 2009 im ewigen Eis an einem als „Mammutberg" bekannten Ort in der Republik Sacha im Nordosten Russland entdeckt wurden. Seit der Entdeckung haben Wissenschaftler—wie Professor Sergej Petrow vom Forschungszentrum in Tjumen—verschiedene Tierversuche durchgeführt, wobei sie festgestellt haben, dass die Bakterien die Langlebigkeit und Fruchtbarkeit von Mäusen erhöhen („Mäuseomas fingen nicht nur an zu tanzen, sondern auch, Nachkommen zu kriegen", sagte er Siberian Times gegenüber—was für ein Zitat). Außerdem haben die Forscher Versuche an menschlichen Blutzellen durchgeführt. Doch im Moment ist Brouchkow der einzige, der einfach komplett auf die Regeln gepfiffen und sich selbst Millionen Jahre alte Bakterien geschossen hat.

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„Ich würde sagen, dass es [auf der Welt] unsterbliche Bakterien, unsterbliche Wesen gibt. Sie können nicht sterben. Genauer gesagt, können sie sich schützen", sagte er RT. „Unsere Zellen sind nicht in der Lage, sich vor Schaden zu schützen. Doch diese Bakterienzellen können sich selbst schützen."

Ich kriege da gerade extreme „Hintergrundgeschichte des Bösewichts"-Feelings, Brouchkow. Sowohl er als auch seine Kollegen sind bisher ratlos, welcher Mechanismus diese Zellen vor Schäden bewahrt. Im Grunde hat er ein bisschen Dreck im Eis gefunden und ihn sich in den Körper injiziert und jetzt ist er mächtig. Bald werden Kugeln ihn nicht mehr aufhalten können. Flammen werden ihn nicht versengen. Anatoli Brouchkow, brüllend und gigantisch, bewirft den Mond mit Wolkenkratzern. Wenn wir in Frieden leben wollen, dann müssen wir jetzt schon mal anfangen, dem starken, heroischen Typen ähnliche Mengen Bacillus F zu spritzen, um der unausweichlichen Brouchkow-Bedrohung etwas entgegensetzen zu können.

MOTHERBOARD: Dieser Wissenschaftler hat seit 12 Jahren nicht geduscht, sprüht sich dafür mit Bakterien ein.

Aber vielleicht wird auch ein schneller, von den undurchdringlichen, langlebigen Händen Anatoli Brouchkows herbeigeführter Tod für uns alle ein Segen sein. Denn angesichts der Tatsache, dass es inzwischen normal geworden ist, dass Wissenschaftler nach der Unsterblichkeit (oder zumindest extremer Langlebigkeit) greifen, sollten wir uns wahrscheinlich die Frage stellen, ob wir überhaupt ewig leben wollen. Wollen wir das Jahr 3015 erleben, in dem geistesgestörte und extrem starke russische Wissenschaftler die einzige menschliche Gesellschaft darstellen? Stell dir vor, was für einen Schuldenberg du ansammeln würdest. Wie vielen Leuten du kurz auf einer Party begegnen, sie nicht wirklich mögen, und ihnen dann bis in alle Ewigkeit aus dem Weg gehen müsstest, wenn du sie auf dem Arbeitsweg am Bahnhof siehst. Wie lange, schätzt du, kannst du wirklich leben, ohne The Wire gesehen zu haben, und ohne jemandem erklären zu müssen, wie du das stattliche Alter von 500 erreicht hast, ohne jemals The Wire anzusehen? Stell dir vor, wie peinlich dein Leben sein wird, wenn du Leuten ganz aufgeregt erzählst, dass du angefangen hast, einen Roman zu schreiben, und dann hast du ihn 6.000 Jahre später immer noch nicht fertig. Nein. Nein danke. Für mich bitte kein ewiges Leben.


Foto: Llima Orosa | Flickr | CC BY-ND 2.0