FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Forscher haben womöglich einen Weg gefunden, Phobien schnell zu heilen

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass man mit der sogenannten Rekonsolidierung von Erinnerungen Angstzustände längerfristig reduzieren kann.

Es gibt auch Leute, die Angst vor Flöten haben. Foto: Jannis | Flickr | CC BY-SA 2.0

Aulophobie bezeichnet die Angst vor Flöten. Einerseits ist das schon ziemlich witzig, aber andererseits auch ziemlich schlimm, denn die Existenz eines solchen Wortes bedeutet ja, dass irgendjemand da draußen eine so große Angst vor Flöten hat, dass ihn diese Furcht im Leben irgendwie einschränkt. Alle Menschen, die an einer richtigen Phobie (und nicht nur an einer „Angst") leiden, werden dir sagen, dass sie zwar wissen, wie unsinnig diese Furcht vielleicht sein mag, aber trotzdem nichts dagegen unternehmen können. Phobien stören den Alltag dieser Menschen, lassen deren Selbstbewusstsein in den Keller sinken, schränken deren Arbeitsleistung ein und können sogar Beziehungen in die Brüche gehen lassen. Das alles liegt daran, dass die Konfrontation mit den Dingen, vor denen sich diese Leute fürchten, unter allen Umständen gemieden wird.

Anzeige

Zwar gibt es auch eine ganze Reihe von Therapien zur Phobie-Behandlung, aber die meisten davon sind langwierige und kostspielige Angelegenheiten. Die Erfolgsrate beim Heilen von Phobien mithilfe der derzeit existierenden Methoden ist sehr unbeständig und scheint mehr vom Phobiker als von der eigentlichen Behandlungsart abzuhängen. Die Ergebnisse neuer Forschungen zum Thema der Phobie-Behandlung bilden dabei einen „starken Kontrast zu den derzeit angewandten pharmakologischen und kognitiven Verhaltenstherapien bei Angstzuständen und damit zusammenhängenden Störungen"—eine solche Aussage sollte für Leute, die sich im eisernen Griff einer irrationalen Angst befinden, ein Zeichen der Hoffnung darstellen.

Motherboard: Menschen, die Angst vor dem Erbrechen haben, leiden unter Emetophobie

Dr. Marieke Soeter und Dr. Merel Kindt von der Abteilung für klinische Psychologie an der Universität von Amsterdam haben ihre Forschungsergebnisse vor Kurzem in der aktuellen Ausgabe des Magazins Biological Psychiatry veröffentlicht. Darin schreiben sie von einer erfolgreichen Methode zur sofortigen und langfristigen Reduzierung von Angstzuständen nach der Durchführung einer pharmakologischen Behandlung.

Die Forscherinnen versuchten dabei, auf die sogenannte Rekonsolidierung aufzubauen—ein Konzept, das der Neurowissenschaftler Dr. Joseph LeDoux vor 15 Jahren einführte. Er fand heraus, dass Erinnerungen bei der Aktivierung so verändert werden können, dass sie verstärkt oder abgeschwächt erscheinen. In Bezug auf Phobien bedeutet das, dass man die mit der Angst in Verbindung stehende Erinnerung genauso verstärken oder abschwächen kann.

Anzeige

Eine verdammte Vogelspinne | Foto: Wikimedia Commons | CC BY-SA 3.0

Zu ihren Forschungszwecken wählten Soeter und Kindt 45 Probanden aus, die alle an Arachnophobie litten, und teilten sie in zwei Gruppen ein. Nachdem beide Gruppen zwei Minuten lang mit einer Vogelspinne verbringen mussten, wurde der einen Gruppe eine Dosis Propranolol—ein Adrenalinblocker, der eigentlich bei Herzkrankheiten zum Einsatz kommt—verabreicht, während die andere nur ein Placebo bekam.

Die Ergebnisse zeigten schließlich, dass „die Unterbrechung der Rekonsolidierung von Angst-Erinnerungen meidendes Verhalten in annäherndes Verhalten umwandelt—ein Effekt, der auch noch ein Jahr nach der Behandlung zu beobachten ist." In anderen Worten: Die Probanden, denen Propranolol verabreicht wurde, hatten im Grunde ein Jahr lang weniger Angst vor Spinnen als die Probanden, die nur ein Placebo bekamen.

Munchies: Wieso Männer Angst vor vegan haben

„Derzeit wird Patienten mit Angststörungen und posttraumatischen Belastungsstörungen mithilfe verschiedener kognitiver Verhaltenstherapien oder täglichen Medikamentenkonsums geholfen. Die Symptome nehmen dabei schrittweise (und oftmals nur vorübergehend) ab", meinte Kindt. „Die neue Behandlungsmethode ist eher eine Art Operation als eine Therapie."

Die Forschungsergebnisse zeigen uns ganz klar, dass es eine schnell wirkende und dennoch lang anhaltende Heilung für Phobien geben kann. Das sind gute Neuigkeiten für Phobiker … und schlechte Neuigkeiten für Hypnotherapeuten.