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Festivals

​So überlebt euer Handy-Akku ein Festival

Seid doch einfach froh, dass ihr für ein paar Tage nicht erreichbar seid und lasst euer Handy Handy sein.
Foto: Daniel Oines via flickr

Akku gilt generell als knappes Gut—insbesondere auf Festivals. Ein leerer Akku hat mich schon viele potenziell skandalöse Fotos gekostet, aber mich auch vor schlimmen, rauschigen Liebesbekundungen bewahrt. Trotzdem kann ein aufgeladener Akku ziemlich nützlich sein—vor allem dann, wenn man dazu neigt, seine Freunde in Menschenmassen aus den Augen zu verlieren oder man danach dann doch ein paar Fotos vom Edding-Hitlerbart des besoffenen Freundes haben möchte. Immerhin weiß man nie, wozu sie eines Tages noch gut sind.

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Auf einem Festival keinen Akku zu haben, kann also ziemlich beschissen sein. Gleichzeitig ist es aber dank iPhones und anderen sehr schönen Smartphones mit sehr kurzer Batterlielaufzeit mittlerweile ein Zustand, dem man nur schwer entkommen kann. Da helfen auch die nett gemeinten Ladestationen auf dem Festivalgelände nichts mehr, denn bis es der Großteil der besoffenen Festival-Besucher einmal aufs Gelände geschafft hat, geht es nicht mehr ums Handy, sondern um Long Island Ice Tea aus dem Eimer und jeder hat schon vergessen, dass es sowas wie das Internet überhaupt jemals gegeben hat.

Weil wir aber wollen, dass ihr auch am letzten Festivaltag noch Fotos machen könnt, die ihr euch ohnehin nie mehr anschaut, sagen wir euch, wie ihr auf einem Festival möglichst sparsam mit eurem Akku umgeht. Für den Fall, dass ihr ein Nokia 3210 besitzt, könnt ihr hier aufhören zu lesen. Ansonsten: Gern geschehen.

Macht keine Konzertvideos

Das Einzige, das nervtötender ist als die Menschen, die auf Konzerten schmusen, sind die, die auf Konzerten ewig lange Handyvideos aufnehmen. Sie stehen das ganze Konzert über mit gestreckter Hand da und schauen sich das Konzert regungslos und quasi über ihr Handydisplay an. Warum würde irgendein Mensch das wollen? Bitte lasst es einfach—und schon ist die Prozentanzeige eures Handys ist auf eurer Seite. Ihr seid nicht nur eine der schlimmsten Sorten von Konzertgängern, ihr verschwendet eure wertvolle Akkuleistung für etwas, das niemanden interessiert. Nicht mal euch selbst. Und der Rest des Publikums hasst euch.

Seid bitte ein einziges Mal ehrlich zu euch selbst: Habt ihr euch schon jemals das verwackelte Video vom Muse-Auftritt 2010 am Frequency angesehen? Oder habt ihr je eine Unterhaltung geführt, in der „Hey, erinnerst du dich noch an das Killers-Konzert, auf dem wir zwei Stunden gefilmt haben? Ich hatte noch nie so viel Spaß!" vorgekommen ist? Wohl kaum. Wenn ihr nicht anders könnt, macht ein völlig unkenntliches Konzertfoto und lasst es gut sein. Damit spart ihr nicht nur Akku, sondern werdet auch automatisch zu einem besseren Menschen.

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Rationiert eure Akkuladung weise

Es ist ziemlich löblich, sich die Akkuladung für den Abend aufzusparen, weil mit der fortschreitenden Zeit und dem immer schlimmer werdenden Alkoholpegel auch die Wahrscheinlichkeit steigt, die Gang zu verlieren. Nur bringt euch dann auch der vollste Akku der Welt nicht mehr weiter, weil die Netze wegen Überlastung zusammenbrechen und ihr keine einzige SMS mehr senden, geschweige denn jemanden anrufen könnt.

Wenn ihr euren Akku also unbedingt verschwenden wollt, dann tut es zumindest tagsüber, wenn ihr damit irgendetwas anfangen könnt, anstatt während des Headliners 20 Mal unabsichtlich auf die Mailbox eurer besten Freundin zu sprechen, weil ihr die Ansage nicht gehört habt. Und findet euch damit ab, dass ein fix vereinbarter Treffpunkt im Notfall die einzig sinnvolle Lösung ist.

Scheißt auf Internet

Bitte, bitte, schaltet eure mobilen Daten aus. Erstens spart ihr damit mehr Akku, als ihr bis jetzt für möglich gehalten habt. Und zweitens seid ihr damit vor besoffenen Facebook-Postings bewahrt, an die ihr euch erst erinnert, wenn ihr am nächsten Tag merkt, dass eure Mutter ein Foto von euch geliket hat, auf dem ihr im Borat-Tanga in der Traisen steht. Erspart euch die Scham und dem Rest der Menschheit einen viel zu freien Blick auf den neongrünen Tanga, der sich beängstigend tief in eure Poritze gefressen hat.

Ihr werdet in den paar Festival-Tagen nichts Wichtiges auf Facebook oder Instagram verpassen. Die langweilige Selfie- und Foodporn-Welt dreht sich auch ohne eure Likes weiter. Und wenn ihr eure mobilen Daten deaktiviert und euch vom Internet ausklinkt, wird euch das nicht nur euer Akku danken, sondern ihr werdet eine Art digitales Detox erleben. Im Gegensatz zu eurem Körper, dem ihr auf einem Festival ohnehin nur billigen Alkohol und viel zu lang frittiertes Essen einflößt. Also tut zumindest eurer Seele was Gutes und nutzt Festivals nicht nur zum Saufen, sondern auch, um zumindest für ein paar Tage dem Alltag zu entkommen.

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Munchies Guide to Alkohol aufs Festival schmuggeln

Seid froh, dass ihr mal nicht erreichbar seid

Es klingt so einfach, dass ihr euch bestimmt gerade fragt, warum ihr da nicht selber drauf gekommen seid, aber: Schaltet euer Handy aus, wenn ihr es nicht braucht—was zu 99 Prozent der Festival-Zeit der Fall sein wird. Ihr braucht es höchstens dann, wenn ihr eure verschollenen Freunde wieder finden oder eurer Mama sagen wollt, dass ihr noch lebt und sie gegen Sonntag Mittag mit der Ankunft eures aufgedunsenen, dreckigen und kaputten Ichs rechnen muss.

Ersteres ist, wie oben erwähnt, sowieso aussichtslos und zweiteres braucht bestenfalls 5 Prozent Batterie. Bleibt also ziemlich viel Akkulaufzeit für all den Blödsinn, von dem ihr zwischendurch immer wieder glauben werdet, dass ihr euer Handy sicher doch dafür braucht.

Aber bitte, lasst es nicht durchgehend an. Geht meinetwegen 5 Minuten auf Facebook. Schießt meinetwegen 2 Schlieren-Fotos. Versucht meinetwegen 3 Mal, wider besseres Wissen betrunken eure Freunde anzurufen. Aber lasst in der restlichen Zeit euer Handy Handy sein und seid froh über den Luxus, dass ihr ein paar Tage nicht erreichbar seid—und absolut niemand sich von euch erwartet, dass ihr euch meldet.

Verena ist die nächsten Tage zwar auf dem Frequency und nicht online, ihr dürft ihr aber trotzdem folgen: @verenabgnr


Titelbild: Daniel Oines | flickr | CC BY 2.0