FYI.

This story is over 5 years old.

Stuff

Wir haben Leute nach ihren schlimmsten Drogenabstürzen gefragt

Von 2C-P über MDMA, Speed, Heroin und Alkohol. Sechs Horrorgeschichten, die niemand gerne erleben möchte.

Drogen können Spaß machen. Etwas anderes zu behaupten, wäre gelogen. Aber um es gleich einmal gesagt zu haben: Drogen sind schlecht für euch. Sie machen euch zu nervösen Wracks und seelenlosen Zombies. Sie können euch eure Beziehung kosten, euch bis auf die Knochen blamieren und manchmal sogar dafür sorgen, dass ihr euch bis zum Hals in Gülle wiederfindet. Wir haben mit sechs Menschen über ihre schlimmsten Abstürze gesprochen. Don't try this at home.

Anzeige

Ich bin im Dorf aufgewachsen, wo es einfach nichts zu tun gibt, außer mit dem Auto rumzufahren und sich zu betrinken. Wenn wir wirklich mal ausgehen wollten, mussten wir über eine Stunde bis in die Stadt fahren. So war auch der Plan für ein Wochenende im Sommer vor vier Jahren. Einer unserer Jungs, der sich kurz mit einem der Dealer getroffen hatte, stieg freudig erregt ins Auto und meinte: „Leute, ich hab hier diese neuen Pillen." Der Dealer würde selber nicht genau wissen, was das sei, aber es solle so wie Ecstasy wirken. Und günstig war es auch.

Wir fuhren also in die Stadt Am Bahnhof trafen wir uns mit Freunden, die noch normale Teile hatten. Die knallten wir uns rein und gingen tanzen. Immer wieder legten wir Speed nach, zu trinken gab es auch reichlich. Gegen 5 Uhr morgens dachte ich, jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, die anderen Pillen zu probieren. Wir schmissen uns die Pillen ein. Doch es passierte nichts. Wir ärgerten uns, dass wir scheinbar abgezogen worden waren, und machten uns genervt auf den Heimweg.

Zu Hause angekommen setzte ich mich aufs Klo. Unsere WG damals war ein richtiger Müllhaufen und der Badezimmerboden war voller Staub und Dreck. Ich saß also da und guckte auf die gelben Fliesen und dachte mir: Scheiße, wo kommen die ganzen Ameisen auf einmal her? Alles schien mir von einem Moment auf den anderen total anormal. Verwirrt legte ich mich ins Bett und versuchte zu schlafen, doch das ging nicht. Ich stand wieder auf, tigerte in der Wohnung umher, rief meine Freunde an, die an dem Abend dabei waren, und laberte sie voll. Dann stürzte meine Stimmung plötzlich ab, ich fing an zu heulen und bekam Panik, weil ich das alles überhaupt nicht zuordnen konnte.

Anzeige

Weil sich mein Zustand einfach nicht besserte, versuchte ich, die Misere einfach zu akzeptieren. Es würde ja irgendwann vorbeigehen. Ich machte mir eine Dokumentation auf dem Laptop an und legte mich ins Bett. Es half alles nichts. Als dann mein YouTube-Autoplay eine Pornodoku abspielte, war alles vorbei. Überall sah ich nackte, alte Frauenbeine in Strapsen umherfliegen, selbst wenn ich die Augen zumachte, überall waren Beine und Strümpfe. Irgendwann so gegen 2 Uhr nachts kam ich dann endlich ein bisschen runter. Aber mir ging es richtig schlecht, nicht nur für ein paar Tage, sondern über Wochen. Ich war depressiv, kam nicht aus dem Bett und war völlig fertig.

Ich rief dann unseren Ticker an, um herauszufinden, was wir da eigentlich genommen hatten. Es stellte sich heraus, dass wir uns 2C-P reingezogen hatten. Das kann man in etwa mit LSD vergleichen, zumindest von der Wirkdauer und Intensität. Obwohl der Trip so unangenehm war, konnte ich es mir nicht verkneifen, 2C-P noch mal zu probieren, allerdings in einer sicheren Umgebung und mit Menschen, denen ich vertraue. Ich bin mittlerweile viel vorsichtiger mit Drogen und informiere mich vorher genau, was ich da vor mir habe. Und was genau mit mir passieren kann.

Als ich 19 war, hatte ich einen Freund, der ziemlich viele Drogen genommen hat, eigentlich kannte ich ihn nur zugedröhnt. Er war 27 Jahre alt und Kinderpfleger, ich hatte gerade angefangen zu studieren. Die einzige Zeit, in der er nüchtern anzutreffen war, war morgens vor der Arbeit. Wenn ich nach der Uni zu ihm gefahren bin, hatte er schon mindestens einen Joint geraucht und am Wochenende ging es gleich beim Kaffee mit dem Kiffen los. Zum Feierngehen gab es dann noch Speed, Koks und alles andere, was schnell ist und knallt. Ich hatte in der Teenagerzeit recht viel gekifft, aber mit chemischen Drogen keine Erfahrungen gemacht, bis ich ihn kennenlernte. Wenn wir feiern gingen, machte er mir liebevoll kleine Lines auf den CD-Hüllen seiner Band fertig, die ich mir beim Schminken im Bad nebenbei reinziehen konnte.

Anzeige

Eines Samstagabends, als er Bandprobe hatte, lieferte er mich bei Freunden von sich ab mit dem Hinweis, sich bitte „um die Kleine zu kümmern", er würde dann später nachkommen. Kaum hatte ich mich auf die Couch gesetzt, hatte ich auch schon die erste Line Speed vor der Nase—mit dem freundlichen Hinweis, dass ich als „Freundin von" natürlich alles und soviel haben könne, wie ich wolle. Die erste Line musste ich wie immer mit einem großen Schluck Bier runterspülen, der bittere Geschmack ist einfach zu ekelhaft. Um nicht wie die kleine Blöde dazustehen, zog ich die zweite Line gleich hinterher. Mehr Speed, mehr Bier. Und unendlich viele Zigaretten. Meine Nase tat weh, mein Rachen brannte, mein Herz raste und ich hatte schweißnasse Hände, aber ich fühlte mich richtig gut.

Irgendwann gegen 1 Uhr schrieb mir mein Freund eine SMS, dass er zu besoffen sei, um noch rüberzukommen, er würde jetzt nach Hause gehen. Das war für mich das Signal, noch eine letzte Nase zu nehmen und mich auch auf den Heimweg zu machen.

Als ich dann an der frischen Luft stand, überschlugen sich plötzlich meine Gedanken. Was, wenn er mich jetzt gerade betrügt und deswegen nicht mehr kommt. Was, wenn er das schon öfter gemacht hat. Ich fing an zu zittern, mir wurde schlecht. Ich war völlig paranoid. So sehr, dass ich plötzlich überall eine große Verschwörung sah. Wen konnte ich jetzt anrufen? Die Welt war gegen mich, jeder wollte mir etwas Böses.

Anzeige

Auf dem Weg von der Haltestelle zu meiner Wohnung rauchte ich meine Zigaretten leer, eine Schachtel hatte ich in den letzten Stunden weggeraucht, knibbelte mir die Nagelhaut von den Fingern, bis es blutete, und zupfte wie wild an meinen Haaren. Seit ich das Haus verlassen hatte, hatte ich bestimmt 20 SMS an meinen Freund geschickt, bis er sich schließlich überzeugen ließ, doch noch zu mir zu kommen und mich in dem Zustand nicht alleine zu lassen. Als wir uns gegen 2 Uhr vor der Haustür trafen, war ich völlig hinüber, heulte und machte ihm Vorwürfe, er hätte mich alleine gelassen und betrogen.

Selber völlig zugeknallt brachte er mich in mein WG-Zimmer und versuchte, mich ins Bett zu legen, doch ich war hysterisch, hörte nicht auf zu heulen und an meinen Nägeln zu pulen. Obwohl ich bestimmt das ganze Haus geweckt haben muss, schlief er in seinem Suff einfach neben mir ein. Doch ich blieb schlaflos. Mein Kiefer krampfte, meine Wadenmuskeln taten weh wie nach einem 10-Kilometer-Lauf. Bestimmt vier Stunden starrte ich meinen Wecker an. Als die Sonne aufging, hatten sich mein Herz und meine Psyche langsam beruhigt. Ich stolperte ins Bad, versorgte meine blutigen Fingernägel, wusch mir den letzten Rest verheulte Schminke aus dem Gesicht und rollte mich im Bett ein. Geschlafen habe ich in dieser Nacht trotzdem nicht mehr.

Das Ganze ist einen Tag vor dem Chaostag passiert—also dem Tag, an dem man in meiner Heimat mit seinem Abschlussjahrgang seine Mitschüler mit Wasserpistolen voller Bier beschießt und seine Lehrer Aufgaben erledigen lässt, die sie sowieso jedes Jahr machen müssen. Und es ist natürlich der Tag, an dem man die Schule endlich hinter sich lässt und alles vergessen kann, was man die letzen drei Jahre in der Oberstufe vermittelt bekommen hat.

Anzeige

Ich war da natürlich voll drin, hatte eine hässliche bunte Sonnenbrille auf und eine Blumenkette um den Hals. Voll drin und voll drauf. Drauf, weil ich am Vorabend Heroin geraucht hatte. Das war auf keinen Fall Absicht, sondern ein Versehen meiner jugendlichen Ahnungslosigkeit und Unbeschwertheit. Aber wie bitte kann man versehentlich Heroin rauchen? Diese Frage wird mir jedes Mal gestellt, wenn ich diese Geschichte erzähle. Wir hatten uns an dem besagten Vorabend mit einer anderen Stufe einer Schule zusammengeschlossen, die einen Stadtteil entfernt war. Auf dem Schulhof der anderen Schule wurde gekifft, ein paar der anderen schmissen sich Teile und alle waren ziemlich betrunken. Das Ziel war es, bis zum nächsten Tag durchzuhalten und 24 Stunden durchzumachen.

Wir rauchten also ein paar Joints und Piece aus selbstgebauten Bongs und nach einiger Zeit hatte ich Stück Alufolie vorm Gesicht. Ich hatte keine Ahnung, was das sein sollte, also weder die Folie noch das Zeug, was drauf lag. Gefragt habe ich aber auch nicht. Hätte ich mal besser. Denn das, was mir da angeboten wurde, war Shore, also Heroin, das man von einer Alufolie raucht.

Ich nahm einen kräftigen Zug aus dem Röhrchen und auf einmal war alles um mich herum wie weggeblasen. Mein vom Skaten verstauchtes Bein, der Maturastress, der Alkohol, das Gras und alles andere—einfach weg. Ich fühlte mich im Einklang mit allem. Alles war egal, weil alles irgendwie gut war. Ich war glückselig. Ich wusste zwar nicht, wieso, aber es ging mir unglaublich gut. Dass so eine Wirkung nicht von Gras oder Hasch kommen kann, hätte ich mir eigentlich denken können, aber ich war in einer anderen Welt.

Anzeige

Wir feierten die ganze Nacht, und am Morgen fuhren wir dann in die Schule. Eigentlich war der Tag total witzig. Mir ging es so gut wie noch nie. Doch das Runterkommen war die Hölle. Ich dachte wirklich, ich müsste sterben. Als einer der Wenigen zu der Zeit hatte ich in der Oberstufe schon eine eigene Wohnung, also saß ich ganz alleine bei mir zu Hause und wusste nicht, wohin mit mir. Ich hatte Halluzinationen, habe Menschen gesehen, die gar nicht da waren. Dann musste ich stundenlang weinen und fühlte mich, als läge alle Last der Welt auf meinen Schultern. Es war furchtbar. Ich wusste nicht, was los war, schließlich hatte ich gedacht, ich hätte Gras geraucht und getrunken. Es dauerte Stunden, bis ich wieder einigermaßen klar war.

Erst als ich den Typen, der mir das Heroin gegeben hatte, später auf einer Party wiedertraf, erzählte er mir, was ich da eigentlich genommen hatte. Das, was ich an dem Tag erlebt habe, hatte ich noch nie vorher erlebt. Sowohl die Glücksgefühle als auch den krassen emotionalen Absturz. Ich habe monatelang wieder und wieder nach diesem Zustand der absoluten Glückseligkeit gesucht, ihn aber nie in irgendeiner anderen Droge gefunden. An Heroin habe ich mich aber auch nicht noch mal gewagt. Ist wahrscheinlich auch besser so.

Als ich 19 war, hatten mein bester Freund Alex und ich das „Hobby", uns jedes Wochenende beide Abende richtig übel mit Schnaps zu besaufen—gegen das Leben saufen, so nannten wir das. Wir trafen uns also jedes Wochenende, führten uns auf wie die letzten Vollidioten, waren laut und arrogant. Jedes Wochenende Blackout-Rausch.

Anzeige

An einem Abend wollten wir nach Göttingen bei Langenau fahren, ein kleines Kaff mit vielleicht 1.000 Einwohnern. Eine entfernte Freundin hatte erzählt, dass dort auf dem Sportplatz Dorffest sei. Kommt doch dahin, da spielt 'ne Coverband, und Hauptsache saufen, sagte sie. Unser Plan war, dort hin zu fahren, uns zu betrinken und die Leute zu hassen und uns richtig daneben zu benehmen. Bevor wir auf das Fest fuhren, kauften Alex und ich im Supermarkt jeder eine Flasche Wodka und einen Liter O-Saft, die wir dann zusammen in diese großen, viereckigen 2-Liter-Evian-Faschen füllten.

So saßen wir also mit unserer Bekannten und ihren Freunden auf den Bierbänken und tranken Wodka-O aus 2-Liter-Flaschen und waren vermutlich unendlich nervig. Wir waren laut, drückten den Leuten dumme Sprüche und waren einfach ätzend. Wir haben einfach alles gehasst, was da war. Ich war damals völlig überzeugt davon, dass mein Musikgeschmack der beste der Welt sei. Da kam mir diese Coverband gerade gelegen, um mich aufzuregen. Als sie gerade das nächste Lied anfingen zu versauen, reichte es mir. Ich stand auf, stellte mich auf der Bühne neben die Sängerin, die mich verwirrt anguckte, und riss ihr das Mikro aus der Hand. Die Band hörte sofort auf zu spielen, alle Köpfe drehten sich zu mir. Schwankend brüllte ich ins Mikro: „Ihr seid alle scheiße! Und wisst ihr auch wieso? Weil ihr diese Kacke hier abfeiert!" Da kamen auch schon die Securitys auf die Bühne, sie packten mich, schoben mich von der Bühne und schrien mich an, was mir einfallen würde, und dass ich sofort das Gelände zu verlassen hätte. Ich hatte nicht mal mehr Zeit, meinen Kumpel einzusammeln, so schnell schmissen sie mich raus.

Anzeige

Beleidigt ging ich zu meinem Auto, das neben dem Sportplatz geparkt war. Ich war ein wenig planlos, was ich machen sollte. Mein Kumpel war weg und ich war so voll, dass ich kaum stehen konnte. Also versuchte ich, Zeit zu überbrücken und im Auto zu schlafen.

Das klappte aber nicht und ich beschloss, einen Spaziergang zu machen, um nüchtern zu werden, damit ich nach Hause fahren konnte. Ich stapfte los, querfeldein in die Dunkelheit. Ringsherum nur Acker. Plötzlich rutsche ich aus, fiel in einen Graben und stand bis zur Brust in Gülle. Der Scheiß klebte an mir, und ich hatte Mühe, wieder aus dem Graben rauszukommen. Da erst merkte ich, dass ich mich verlaufen hatte, und keine Ahnung hatte, wo ich eigentlich war. Ich sah zwar Lichter von den Dörfern, aber ich konnte nicht zuordnen, welches welches war. Ich muss bestimmt vier oder fünf Stunden durch die Nacht geirrt sein, bis ich mein Auto wiederfand. Von der Nässe hatte ich mir die Füße wundgelaufen, mein Handy war irgendwo im Kotbad verloren gegangen und mir war eiskalt. Im Auto versuchte ich, ein bisschen zu schlafen, um den letzten Alkohol loszuwerden, funktionierte wieder nicht. Ich fuhr also die 50 Kilometer nach Hause, immer noch betrunken und immer noch voller Kuhscheiße.

Letztes Jahr im Sommer waren wir mit einer größeren Gruppe auf einem Festival. Wir hatten MDMA dabei, das aber ziemlich ranzig war und überhaupt nicht geballert hat, zum Wachbleiben hatte es gerade so gereicht. Am zweiten Morgen stand ich also gelangweilt, betrunken und hellwach auf dem Festivalgelände herum. Ich entschied mich, das restliche MDMA zu verkaufen und mir davon Pilze zu kaufen. Kurz danach klingelte mein Handy. Meine Freundin war dran, völlig aufgelöst. Sie war mit ihrer besten Freundin alleine unterwegs gewesen und hatte gerade wohl ihre erste Ecstasypille genommen. Ihr ging es nicht gut und sie wollte, dass ich sofort zu ihr komme und mich um sie kümmere. Ihr sammelte sie ein und ging mit ihr spazieren. Aber es war seltsam, so gefühlt nüchtern neben jemandem her zu laufen, der total drauf ist, also entschied ich mich, heimlich meinen gerade erstandenen Pilz zu essen. Es war ein kleiner Pilz, und ich dachte, es würde schon nichts Schlimmes passieren, zumindest nichts, das ich nicht kenne. Meiner Freundin ging es langsam besser, und bei mir setzte langsam die Wirkung ein.

Anzeige

Wir knutschen wie verliebte Teenies auf einer Tanzfläche, richtig romantisch war das. Meine Freundin trippte zwar noch auf ihrer Pille, aber ihre Laune war wieder besser, also konnte ich mich entspannen und das aufsteigende Gefühl der Pilze zulassen. Ich fühlte mich, als würde ich meinen Körper verlassen. Mir ging es richtig gut und ich konnte mich von oben beobachten, wie ich knutschend mit meiner Freundin zwischen den Menschen stand. Mein Gesichtsausdruck dabei muss allerdings sehr beängstigend gewesen sein, denn als meine Freundin einen Schluck von ihrem Bier nehmen wollte und mir ins Gesicht guckte, wurde sie hysterisch und fing an zu schreien und mich zu schütteln. Ich war nicht ansprechbar. Obwohl ich hörte, was sie rief, konnte ich ihr nicht antworten. Ich wollte ihr eigentlich sagen, dass ich gerade eine krasse außerkörperliche Erfahrung habe und alles gut sei, doch es kam kein Laut aus meinem Mund. Meine Freundin geriet immer mehr in Panik, später erzählte sie, dass sie dachte, ich würde sterben. Sie wusste ja nicht, dass ich auf Pilzen war, und sie selbst war betrunken und high. Eine unglückliche Kombination. Ich musste hart kämpfen, um zurück in meinen Körper zu kommen. Ich bekam Schweißausbrüche und Herzrasen und musste mein Shirt ausziehen und mich hinsetzen, weil mir so heiß wurde.

Als ich irgendwann wieder reagieren konnte, erzählte ich meiner Freundin, was gerade passiert war, wir waren beide froh, dass es uns jetzt wieder besser ging und dieser irre Abend vorbei war. Danach habe ich nie mehr Psychedelika genommen.

Als ich 13 war, hatte ich eine Clique, die vor allem aus meiner besten Freundin und mir und einem Haufen älterer Jungs bestand. Die hatten Motorroller und Zigaretten, später Autos und Drogen. Vor allem an den Wochenenden taten wir nichts anderes, als irgendwo draußen abzuhängen, Punkrock zu hören, zu skaten und uns abzuschießen. Eigentlich waren wir immer breit.

Da ich damals ziemlich dünn war, brauchte ich entsprechend wenig, um richtig high oder besoffen zu werden. Aber ich wollte vor allem mit den Jungs mithalten und nicht als Memme dastehen, so kam es immer wieder dazu, dass ich überdosierte und abkackte, nicht nur mit Gras, sondern auch mit Alkohol und später auch mit chemischen Drogen.

Wir wollten an dem Abend noch auf eine Party gehen und trafen uns zum Vorglühen. Jemand hatte aus dem Headshop in der Stadt kleine Glaspfeifen mitgebracht, mit Köpfchen, in die man oben das Gras pur reinstopfen konnte. Dazu präsentierte er uns stolz seine neueste Entdeckung aus den Niederlanden. Irgendein Gras mit besonders viel THC. OK, dachte ich, dann zeige ich den Jungs mal, wie viel ich vertrage. Ich stopfte eine riesige Knospe in das Köpfchen, zündete es an und zog alles in einem weg. Ziel war es stets, den Rauch so lange wie möglich in der Lunge zu halten. Die Rauchwolke, die ich schließlich wieder ausatmete, war weiß und riesig. Kaum waren meine Lungen wieder leer, wurde mir auch schon so schwindelig, dass ich einfach nach hinten von dem Mauervorsprung kippte, auf dem ich saß. Ich muss mit dem Kopf aufgeschlagen sein, am nächsten Tag hatte ich eine dicke Beule am Hinterkopf, doch ich merkte nichts davon. Es dauerte einen Augenblick, bis ich wieder bei Sinnen war, und ich konnte das THC durch meinen Körper strömen fühlen. Ich bekam ein beklemmendes Druckgefühl auf dem Kehlkopf, meine Wangen fühlten sich kalt und fremd an und alles prickelte. Ich versuchte, mich zu entspannen, doch mein Körper war hypersensibel, ich fühlte meine Fußsohlen in den Schuhen, meinen Rücken und meine Beine auf dem Boden, ich hatte sogar das Gefühl, meine Augenlider würden über die Augäpfel kratzen.

Meine Gedanken waren wirr und laut und fühlten sich an, als würde sie mir jemand durch mein Ohr in den Kopf sprechen. Das machte mir Angst. Ich musste weg aus dieser Gasse, griff meine Umhängetasche und lief einfach los. Die Anderen waren selber so breit, dass sie meinen Abgang nicht mal mit einem „Wohin gehst du?" würdigten. Ich hätte die Frage auch nicht beantworten können, ich wusste selbst nicht, wohin ich wollte. Die Tasche schlug beim Laufen gegen mein Bein, das konnte ich nicht ertragen, also hielt ich sie mit der linken Hand vom Körper weg, damit sie mich nicht berührt. In der rechten Hand hatte ich mein Handy. Ich wollte meinen Freund anrufen, er sollte kommen und mich retten. Doch das Telefon am Ohr war unerträglich, seine Stimme aus dem Lautsprecher war so fremd und machte mir Angst. Ich hörte einfach mitten im Gespräch auf zu antworten und versank völlig in meinen Gedanken. War das hier echt? Laufe ich hier wirklich lang? Oder sitze ich noch auf der Mauer?

Irgendwann fand ich mich auf der Party wieder, zu der wir alle eingeladen waren. Ich suchte mir eine dunkle Ecke, zog mir meine Jacke über den Kopf und hoffte, dass dieses Grauen bald ein Ende hat. Ich musste richtig dringend pinkeln, aber ich traute mich nicht, weil ich Angst hatte, mir nur einzubilden, auf dem Klo zu sitzen, aber eigentlich aufs Sofa zu pinkeln. Nach einer halben Ewigkeit wurde es langsam besser, die unangenehmen Gefühle und die Hypersensibilität ließen nach und ich konnte endlich etwas trinken und vor allem aufs Klo. Wenn ich heute was rauche, muss ich immer an den Abend denken, deswegen gehe ich immer schon vorsorglich auf Toilette.


Wenn ihr ähnliche Erfahrungen gemacht habt und mit jemandem darüber reden möchtet, findet ihr hier und hier Ansprechpartner und Adressen.