FYI.

This story is over 5 years old.

VICE News

In Istanbul kämpft man mit Molotows gegen die Gentrifizierung

Auch als Präsident wird Erdogan seine megalomanen Bauvorhaben auf Kosten der Wehrlosen vorantreiben. Wir haben eine türkische Untergrundorganisation begleitet, die sich der Gentrifizierung entgegenstellt—mit Molotows und Selbstmordattentaten.

Die heutige Präsidentschaftswahl in der Türkei ist so gut wie entschieden. Die Massenproteste um Gezi, die Korruptionsskandale, das Unglück von Soma—nichts kann die Mehrheit der Türken wohl davon abbringen, Recep Tayyip Erdoğan zu ihrem Präsidenten zu wählen. Das bedeutet auch, dass die ehrgeizigen Bauvorhaben der Vergangenheit weitergehen werden—und damit die Kontroversen, die die Bulldozer-Politik der AKP jedes mal provoziert.

Auch die Gezi-Unruhen im Juni 2013 waren ursprünglich aus einem Protest gegen die geplante Bebauung eines Parks in Istanbuls Zentrum entstanden. Seitdem hat die rücksichtslose Repression durch die Polizei viele Demonstranten dazu gebracht, die Hoffnung auf Veränderung aufzugeben. Aber Erdoğans Vision für die urbane Entwicklung der Türkei birgt weiterhin viele Probleme. Den Menschen, die von der aggressiven Entwicklung ihrer Wohnbezirke direkt betroffen sind, bleibt oft nur die Wahl zwischen Verzweiflung und Kampf.

Eine Gruppe, die sich für den Kampf gegen die Regierung entschieden hat, ist die Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front, oder DHKP/C. Diese linksradikale Untergrundorganisation, von der EU als terroristische Vereinigung eingestuft, hat Anhänger in vielen der armen Stadtteile, die zum Ziel der rücksichtslosen Stadtentwicklung geworden sind. Um die Zwangsumsiedlung der Bewohner zu verhindern, kämpft die DHKP/C nicht nur gegen die Polizei, sondern auch gewaltbereite Gangs von Drogendealern, die die Nachbarschaften terrorisieren—und laut der DHKP mit dem Staat zusammenarbeiten.

Wir sind nach Istanbul gereist, um die DHKP/C in ihren Revieren zu besuchen, ihre heftigen Zusammenstöße mit der Polizei am 1. Mai zu dokumentieren, und um zu verstehen, was diese selbsternannten, gewaltbereiten Retter der Armen antreibt.