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Kranker Scheiß aus dem Leben eines Tankstellenmitarbeiters

Was tun, wenn dich die Geilheit überfällt, du aber mitten auf der Autobahn unterwegs bist? Natürlich bei der nächsten Tankstelle anhalten und Abhilfe schaffen.
Fotos von Luft Fabrik

Wir haben bereits unter anderem mit Zahnärzten, Würstelstandverkäufen und Taxifahrern über ihre beruflichen Alltagsgeschichten gesprochen und einiges dabei gelernt. Nämlich, dass ihre Jobs an manchen Tagen bei weitem aufregender und verrückter sein können, als man es anfangs vielleicht annimmt. In diese Gruppe passt auch das Erlebnis eines Tankstellenmitarbeiters ganz gut, der uns von den exhibitionistischen Tendenzen eines Kunden erzählt.

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Ich war wieder für einen 12 Stunden-Nachtdienst von 19:00 bis 7:00 Uhr bei einer großen Tankstelle an einer der Hauptreiserouten Europas eingeteilt. Die Zeit verging wie bei allen Nachtdiensten elendig langsam, doch irgendwann war es endlich 2:00 Uhr. Diese Zeit war immer eine Art Wendepunkt, denn bis dahin war oft die meiste Nachtarbeit erledigt und der Ansturm an Reisenden vorüber. Abgesehen von ein paar übermüdeten Dauerfahrern auf der Suche nach Wachhalte-Mittel, war niemand mehr zu sehen.

Ich war gerade dabei, den Behälter, in dem der Leberkäse den ganzen Tag vor sich hin brutzelte, zu reinigen, als ein älterer Herr mit einem dicken Grinser auf dem Gesicht aufgeregt auf mich zueilte. Da er weder Deutsch noch Englisch sprach, gab er mir mit einiger Mühe zu verstehen, dass ich mit ihm zu den Toiletten kommen sollte.

Ich folgte ihm verdutzt zum Klo. Der Raum war etwa 30 Quadratmeter groß, und auf der einen Wand mit Pissoirs und auf der anderen Seite mit Kabinen ausgestattet. Oberhalb der Pissoirs waren auf Augenhöhe kleine Spiegel angebracht, damit man sich beim Pinkeln selbst ins Gesicht sehen konnte.

Der Mann meinte, ich solle zu den Pissoirs gehen und so tun, als würde ich es benutzen. Ich habe mir nicht viel dabei gedacht, da ich einfach angenommen habe, dass dort irgendetwas defekt sein würde. Vielleicht der Lichtschranken oder eine zerbrochene Schüssel. Als ich davorstand, um alles zu überprüfen, blickte ich in den kleinen Spiegel und bemerkte, dass sich die Kabinentür genau hinter mir ein kleines Stück öffnete und mich ein Paar Augen anstarrten.

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Ich öffnete die Türe und vor mir stand ein etwa 50 jähriger Mann mit bis zum Boden herunter gelassenen Hosen masturbierend vor mir. Er schien sich nicht zu schrecken oder zu genieren. Er zeigte nicht den Hauch einer Emotion, sondern sah mir mit leerem Blick in die Augen und bewegte seine Hand vor und zurück.

Dieser Moment, in dem weder er noch ich ein Wort sagte, sondern wir uns nur gegenseitig in die Augen schauten während er dabei masturbierte, dauerte eine gefühlte Ewigkeit. Ich stieß die Tür zu, eilte zu meinem Kollegen und versuchte ihm laut lachend zu erzählen, was gerade passiert war. Wir gingen zusammen zurück zu der besagten Kabine. Diese war inzwischen von innen verschlossen. Wir klopften—keine Antwort. Wir riefen durch die Tür, dass er aufmachen und verschwinden solle, da wir ansonsten die Polizei rufen würden—keine Antwort. Das einzige Geräusch, das durch die Tür zu vernehmen war, war ein tiefes lautes Schnaufen.

Mein Kollege und ich gingen gemeinsam wieder zurück in den Shop und berieten uns über die Situation. Wir beschlossen ihm noch eine letzte Warnung zu geben und ansonsten die Polizei zu rufen. Ich ging also zurück zu seiner Kabine. Sie war leer. Alle anderen Kabinen sowie die komplette Toilette waren ebenso leer. Niemand hatte den Typen rausgehen sehen, aber weg war er definitiv. Er musste in dem Moment, als wir noch einmal überlegten, quasi hinter unseren Rücken rausspaziert sein.

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Ich beschloss das ganze Tankstellengelände noch einmal abzugehen, um zu sehen, ob er sich nicht doch irgendwo versteckt hielt. Ich ging über unser Gelände bis zu einem kleinen Restaurant, das um diese Uhrzeit natürlich geschlossen und menschenleer war. Dort stand wieder dieser Kerl. Ich konnte von hinten sehen, dass die Hose erneut komplett bis zum Boden runter gelassen war und wieder masturbierte er. Seinen Blick und seinen Penis hatte er auf die gläserne Schiebetüre gerichtet und so masturbierte er vor sich hin. Ich rief ihm zu, er solle aufhören und verschwinden. Er drehte den Kopf langsam um und sah mich an. Mit einem leichten Schulterzucken zog er sich die Hose an und verschwand seelenruhig in der Dunkelheit.

MOTHERBOARD: Der Traum vom fliegenden Auto ist näher als ihr denkt.

Ich habe diesen Typen niemals wieder gesehen. Jedoch kam es in einem der Nachbarorte im darauffolgenden Frühling dazu, dass ein Unbekannter über den Zeitraum von ein paar Wochen Screenshots aus Pornofilmen ausdruckte und dann in der Nacht als Papierflieger durch gekippte Fenster warf sowie an Bushaltestellen und anderen öffentlichen Plätzen mit hoher Besucherfrequenz verstreute. Nach ungefähr drei Wochen konnte der Täter gefasst werden, wobei es sich um einen Mann handelte, der den Beschreibungen in den Medien zufolge derselbe Mann gewesen sein könnte, der ein paar Monate zuvor zur Tankstelle gekommen war, um dort zu masturbieren. Als Motiv für die Pornobilder-Aktion gab er übrigens an, dass er Aufmerksamkeit haben wollte.

Hier geht's zur kranken Scheiße aus dem Alltag anderer Berufsgruppen.

Falls ihr eure kranken Job-Geschichten auch weitererzählen möchtet, schreibt uns eine E-Mail.


Illustrationen von Luft Fabrik.