Klone des 21. Jahrhunderts

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Klone des 21. Jahrhunderts

Der niederländische Künstler Hans Eijkelboom hat modebewusste Individuen in Großstädten fotografiert-und sie sehen alle genau gleich aus.

Auch wenn der niederländische Künstler Hans Eijkelboom sich immer wieder mit Mode beschäftigt, ist er so ungefähr das absolute Gegenteil eines Modebloggers. Vor zwei Jahren hat er einen Fotoband veröffentlicht, in dem er sich ausschließlich in Outfits für unter 10 Euro abgelichtet hat. Sein neues Projekt dreht sich auch wieder um Klamotten-obwohl mir der Fotograf auf meine Frage, ob er sich für Mode interessiert, nut trocken „Nein" antwortete. „Ich interessiere mich für die Menschen und für ihren Drang, sich durch verschiedene Merkmale eine Identität aufzubauen."

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Tatsächlich ist sein neues Buch, People of the Twenty-First Century, eine fotografische Spürsuche, in der Eijkelboom über 20 Jahre (1993-2013) dokumentiert hat, wie Menschen im Westen versuchen, ihrer Identität durch bestimmte Kleidungsstücke Ausdruck zu verleihen. Jede Seite besteht aus 12 Bildern, auf denen die fotografierten Passanten alle fast genau das Gleiche anhaben-obwohl sie am selben Ort fast zur selben Zeit fotografiert wurden.

Das Buch handelt also von Mode, aber einzig und allein von der Mode der Menschen auf der Straße-und zum größten Teil der von jungen Europäern aus der Mittelklasse. In Wirklichkeit stellt das Buch vor allem die Frage: Warum wollen eigentlich alle aussehen wie alle anderen?

„Seit Beginn des Projekts 1992 gehe ich eigentlich immer nach demselben Prinzip vor. Ich komme in einer Stadt an, ich suche nach der Hauptstraße oder dem Hauptplatz, und dann versuche ich, in der Masse ein wiederkehrendes Motiv zu finden-ein Kleidungsstück, ein bestimmtes Accessoire. Dann fange ich an, alle zu fotografieren, die mit diesem Motiv herumlaufen, nie länger als zwei Stunden am Stück."

Ich habe Hans gefragt, ob eines dieser zahlreichen Motive für ihn besonders die Zeit charakterisiert, in der wir leben. „Ich würde sagen, die T-Shirts mit Botschaften. Ich finde diese Explosion von Text in der Kleidung interessant. Es geht nicht mehr darum, schön oder verführerisch auszusehen, sondern darum, ohne Umschweife zu sagen: Ich suche die Liebe. Das hat was mit dem Internet zu tun; das Bild der Menschen in den sozialen Netzwerken ist seit Neuestem wichtiger als das im Alltag."

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Obwohl es ziemlich witzig ist, zeigt Eijkelbooms Projekt auch eine gewisse Zärtlichkeit gegenüber den Menschen, die zu Stoßzeiten über die Hauptstraßen europäischer Großstädte laufen. „Mitgefühl und Liebe sind die Grundlage meines Projektes. Ich habe versucht, an diese Frage zu denken, die immer wieder in den Köpfen der Leute auftaucht: ,Ich bin vielleicht ein Individuum, aber wie sehr bin ich nicht auch einfach nur eine Ausbildung der Kultur, in der ich lebe?'"

Das neue Buch von Hans Eijkelboom People of the Twenty-First Century wird von Phaidon herausgegeben.