Das AfD-Quartett – Der Partei-Machtkampf als Spiel!
Grafik: Jutta Babak | Alle Fotos von imago

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Das AfD-Quartett – Der Partei-Machtkampf als Spiel!

Einfach Karten aus dem Bildschirm ausschneiden und losspielen!

Lange wurden die Fäuste in der AfD nur heimlich in der Tasche geballt, jetzt fangen sie endlich an zu fliegen. Die AfD könnte sich entzweien, weil immer wieder Alternativen zur Alternative aufploppen—zum Beispiel Gauland und Höcke als Alternative zu Petry und Pretzell. Nichts anderes als die Zukunft der Partei steht auf dem Spiel. Na, Bock auf eine Runde AfD-Quartett?

Spielvoraussetzungen

Für dich sollte das Streben nach Macht über alle politische Inhalte gehen. Und natürlich sollte dir egal sein, dass du mit den Ängsten der Menschen spielst, um das Schlechteste aus ihnen herauszuholen und sie auf Minderheiten zu hetzen. Aber hey, du bist ja schon in dieser Partei, das sollte also kein Problem sein.

Vorbereitung

Du musst nichts mehr vorbereiten. Die AfD in Nordrhein-Westfalen hat das übernommen.

Wie der Stern vorherige Woche enthüllte, formierten sich dort 30 bis 40 AfD-Mitglieder in einer Whatsapp-Gruppe, angeführt vom Landeschef Marcus Pretzell, um die Wahlen für die Landtagsliste zu steuern und zu manipulieren. Im Chat fielen Sätze wie "Was rennen bei uns nur für Vollpfosten rum. Es ist wirklich unglaublich". Die AfD in NRW streitet seitdem um eine Wiederholung der Wahl und über Pretzell, was vor allem Frauke Petry schadet. Denn durch ihren Lebensgefährten Pretzell im mitgliederstärksten Landesverband NRW konnte sie sich immer des Rückhalts der Mitglieder sicher sein. Ihre Widersacher Gauland und Höcke warfen Pretzell nach den Vorkommnissen in NRW öffentlich "Mauscheleien" vor und lösten so den Machtkampf auf Bundesebene aus.

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Spielaufbau

Zuerst schneidest du die Karten unten aus dem Bildschirm aus. Dann musst du zwischen den verschiedenen Lagern unterscheiden:

Auf der einen Seite wetzen die Bundesvorsitzende Frauke Petry und ihr Lebensgefährte, der NRW-Landeschef Marcus Pretzell, die Klingen. Politisch stehen die beiden für das national-konservative Lager, das im Juli 2015 den liberaleren Parteigründer Bernd Lucke aus der AfD kegelte.

Das andere Lager wird vom Vize-Bundeschef Alexander Gauland, vom Thüringer Vorsitzenden Björn Höcke und dem Vorsitzenden in Sachsen-Anhalt, André Poggenburg, vertreten. Sie bilden den völkischen Rechtsaußen-Flügel der AfD. Ihr Sieg würde einen weiteren Rechtsruck bedeuten.

In der zweiten Riege findest du die Berliner AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch, die sich noch bedeckt hält und auf den richtigen Moment zu warten scheint, und den Co-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen, der von Frauke Petry quasi "abgehängt" wurde.

Regeln

Quartett halt. Googel das doch einfach.

Ziel des Spiels

Parteivorsitz, dann Bundestag, dann Kanzleramt. Und dort vom Balkon aus das neue, blütenweiße Deutschland mit seinen hohen Mauern betrachten.

--- ES GEHT LOS! ---

Die Teams

DIE MACHTHUNGRIGEN

Grafik: Jutta Babak | Alle Fotos von imago

Frauke Petry und Marcus Pretzell sind das Glamour-Paar der AfD. Beide werden aus Expertenkreisen als machtgeile "Fähnchen im Winde" gesehen, die ihre Meinung öfter wechseln als die Unterhosen. Pretzell hat zunächst radikal wirtschaftsliberale Positionen vertreten, ist beim Antritt in NRW aber plötzlich sozialpopulistisch aufgetreten. Frauke Petry fiel Bernd Lucke 2015 in den Rücken, obwohl sie inhaltlich recht ähnliche Ansichten hatten. Frei nach dem Motto: "Worum geht's? Ich bin dagegen!" Die Mehrheit der Mitglieder hat sie trotzdem noch hinter sich und weiß diese Waffe bei internen Querelen einzusetzen. Wie lange das aber so bleibt, ist spätestens seit dem Parteitag in NRW sehr fraglich.

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DIE EXTREMEN

Grafik: Jutta Babak | Alle Fotos von imago

Der strammrechte Flügel der AfD verbindet die Power des thüringischen Heißsporns Höcke mit der Erfahrung des Polit-Veterans Gauland. Alexander Gauland ist eigentlich der einzige Mann mit echter politischer Erfahrung in der AfD-Spitze. Er war jahrelanges Mitglied der CDU und hat 2013 die AfD mitgegründet. Experten sehen in ihm auch den einzigen mit einem klaren politischen Kurs—nur eben leider einem extrem rechten Kurs. Ihm und dem rechten Schreihals Björn Höcke, der Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag ist, sind die machthungrigen Aktionen von Petry und Pretzell ein Dorn im Auge, weshalb jetzt die Fetzen fliegen. André Poggenburg, der sächselnde Sachse, dient Björn Höcke als Sprachrohr im Bundesvorstand, wo er selbst nicht vertreten ist. Ansonsten hat er wenig eigene Qualitäten.

DIE ZWEITE RIEGE

Grafik: Jutta Babak | Alle Fotos von imago

In diesem Zwei-Fronten-Krieg gibt es aber auch Außenstehende, die sich noch zu keinem Lager klar bekannt haben. Sie kneifen entweder, oder—was in dieser Partei wahrscheinlicher ist—sie kämpfen für sich selbst, wenn sie kämpfen. Die charmante Beatrix aus Brüssel verfolgt zwar eigene Pläne, sieht das Gespann "Petry und Pretzell" aber kritisch. Sie und Pretzell, der ebenfalls im EU-Parlament sitzt, sind zum Beispiel in verschiede Fraktionen gewechselt. Jörg Meuthen ist zwar, genau wie Frauke Petry, Parteivorsitzender, will aber nicht für den Bundestag kandidieren und überlässt damit Frauke Petry das Feld. Er kapituliert also und wird wohl keine große Rolle mehr im AFD-Machtpoker spielen—ganz schwaches Blatt!

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