Aus der Idols Issue. Du willst das VICE Magazine abonnieren? Hier entlang.Unsere diesjährige Fotoausgabe beschäftigt sich mit Vorbildern. Wir haben Nachwuchsfotografen und -fotografinnen gefragt, wer sie inspiriert hat, diesen Beruf zu ergreifen. Wir haben ihre Idole kontaktiert und dazu eingeladen, ihre Arbeit ebenfalls bei uns zu veröffentlichen. Das Ergebnis ist ein Dialog darüber, wie sich ältere und jüngere Künstler gegenseitig beeinflussen.
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Ilona Szwarc stammt aus Polen und arbeitet in Los Angeles als Fotografin. Sie hat ihren Master of Fine Arts in Fotografie an der Yale University gemacht. In ihrer Arbeit behandelt sie Beziehungen zwischen Frauen sowie die Themen Zeit und Erinnerung. "Ich mache Kunst über Unfertigsein", erklärt Szwarc. Dazu gehören Frauen, die in einem gewissen Zustand der Vorbereitung eingefroren scheinen, und Frauen, die nie ihre fertige Form erhalten. "Gleichzeitig finde ich Trost in einer recht klaren Vision meiner eigenen Zukunft. Ich interessiere mich für das, was man sieht, und das, was man nicht sieht." In Szwarcs hier gefeatureter Reihe Indeed A New Woman zeigt sie uns zwei Doppelgängerinnen, die sie als die amerikanischen Versionen ihrer selbst sieht. In vielen ihrer Porträts zeigt sie sich selbst buchstäblich durch die Augen ihrer Protagonistin. "Ich benutze das Auge der Doppelgängerin als Kulisse", erklärt sie. "Ich sehe zu, wie sich meine Identität in den Augen meiner Doppelgängerin auflöst. Ihr Auge füllt sich mit Tränen und mein Porträt wird immer verzerrter. Im letzten Bild ihres blutunterlaufenen Auges bin ich völlig verschwommen."Für unsere Photo Issue 2017 hat Szwarc Gillian Wearing als ihr Idol genannt. Auch Wearings Arbeit beschäftigt sich mit Erinnerungen – an die Kindheit, an andere Frauen, an ein verlorenes Selbst, an Kultur, an Familie. "Ich finde, Indeed A New Woman hat Dinge mit Gillians Arbeit gemeinsam", sagt Szwarc. "Es hat mich in meiner Arbeit vorangebracht zu sehen, wie komplex sie sich maskiert, wie gut sie eine launische Frage in einem augenscheinlich abgeschlossenen Bild einbettet. Ich habe mich selbst beobachtet und versteckt. Ich habe meine Betrachter dazu gebracht zu glauben, dass es sich bei meinen Doppelgängerin um mich handelt. Ich habe parallel zu Wearing versucht, die äußersten Grenzen des Selbstporträts zu erreichen."
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Gillian Wearing ist eine Künstlerin aus dem englischen Birmingham. Sie hat am Chelsea College of Art studiert und ist größtenteils für ihre Foto- und Video-Arbeiten bekannt. Wearing erhielt 1997 den prestigeträchtigen Turner Prize, 2007 ernannte die Royal Academy of Arts in London sie zum Mitglied auf Lebenszeit.Wearing liefert eine konzeptuelle Interpretation des alltäglichen Lebens. Darin dokumentiert sie immer wieder, wie Identität in der privaten und der öffentlichen Sphäre beeinflusst, wahrgenommen und erlebt wird. Doch Wearings Dokumentation ist nicht journalistisch, sondern künstlerisch. Sie verwischt bewusst die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Ihr jüngstes Projekt Behind the Mask, Another Mask ist Teil einer doppelten Einzelausstellung mit der französischen Künstlerin Claude Cahun in der Londoner National Portrait Gallery. Darin bespricht Wearing mit Selbstporträts, Maskerade und Performance Identitäts- und Geschlechterthemen.