Wir haben Verona Pooths komplett wahnsinniges 'Gala'-Interview analysiert
Verona Pooth mit Kindern (nicht die eigenen) | Foto: imago | Gartner

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Popkultur

Wir haben Verona Pooths komplett wahnsinniges 'Gala'-Interview analysiert

"Wenn mir im Urlaub der Poolboy ein Handtuch bringt, ist das OK. Aber meine Kinder müssen sich selbst eins holen."

Es gibt sie einfach, diese Menschen, die reicher, klüger, erfolgreicher sind als wir. Menschen, die es irgendwie "geschafft" haben und von deren Geheimnissen für ein besseres Leben wir deswegen gerne etwas abhätten. Menschen wie Verona Pooth. Klar, die war mal mit Dieter Bohlen verheiratet und das möchten wir nun wirklich nicht. Dafür trifft sie beim Thema Kindererziehung immer die richtigen Entscheidungen und hat der Gala deswegen ein Interview gegeben, das in seiner Absurdität an das Welt-Gespräch mit der Verlegerin Angelika Taschen erinnert.

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Unter der Überschrift "Ich fliege First Class, meine Kinder Economy" hat Verona Pooth in der Gala mal so richtig ausgepackt. Darüber, wie man seine Kinder erzieht und weshalb es vollkommen vertretbar ist, eine Art Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb der eigenen Familie zu etablieren.

Während andere mit dem goldenen Löffel im Mund geboren sind, musste sich die 49-Jährige ihren Erfolg immerhin hart erarbeiten: Sie musste ein gutes Jahr mit Dieter Bohlen verheiratet sein, um anschließend, so Medienberichte, 15.000 Mark im Monat Unterhalt zu kassieren, sie musste eine Sex-Show moderieren, Spinat essen und KIK-Klamotten tragen. Da kann man schon mal kurz innehalten und fragen: Wie bekommt sie Familie und Karriere unter einen Hut? Oder, weil das anscheinend etwas ist, das sich Menschen da draußen fragen: Wie schafft sie es nur, "ihre Söhne San Diego, 14, und Rocco, 6, nicht als verzogene VIP-Kids aufwachsen zu lassen"?


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"Ich finde Kinder, die nicht erzogen sind, freaky", sagt die 49-Jährige der Gala. Um das bei ihren Söhnen zu verhindern, wendet sie ein paar Erziehungstricks an, wie sie im Interview verrät.

"Meine Kinder fliegen Economy, auch wenn ich Business fliege. Ich mag keine kleinen verwöhnten Kröten in der Business- oder First Class, die da sitzen und so viel Platz haben wie ein 1,90 Meter großer Mann. Bei Flügen haben wir die Nanny dabei. Die sitzt dann bei meinen Jungs. Ich möchte einfach, dass meine Kinder lernen: Es gibt im Leben immer eine Steigerung – und für die muss man arbeiten."

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Ich möchte ehrlich sein: Ich habe keine Kinder, nur einen Neffen und mehrere Freundinnen, die Mütter geworden sind. Ich kann mir allerdings durchaus vorstellen, dass es angenehmer ist, sich auf Langstreckenflügen, während das Bordkino läuft, gepflegt einen hinter die Binde zu kippen, anstatt gleichzeitig mit nörgelnden Kindern und Krampfadern zu kämpfen. Vielleicht ist es also nicht unbedingt eine clevere Erziehungsmaßnahme, sondern vielmehr der Wunsch, endlich mal seine Ruhe zu haben? Die ehrlichere Antwort: "Ich habe keinen Bock, mich rund um die Uhr mit meinen Kindern auseinanderzusetzen, während die gesamte First-Class zusieht. Aber zum Glück muss ich das auch nicht, denn ich habe Geld." Aber die klingt natürlich nicht so inspirierend.

Ob ihr Mann Franjo sie in die erste Klasse begleiten darf, wissen wir hingegen nicht | Foto: imago | Tinkeres

Bei den Pooths wird übrigens nicht nur in der Luft mit zweierlei Maß gemessen.

"Wenn mir im Urlaub der Poolboy ein Handtuch bringt, ist das OK. Aber meine Kinder müssen sich selbst eins holen. Wir sind ja nicht im Königshaus. Klar hat Diego einen Gucci-Gürtel und ziemlich coole Turnschuhe, aber eben alles in Maßen."

Es ist ja auch logisch, dass es die Gürtel nur "in Maßen" gibt, schließlich kann man meines Wissens nach nur einen Gucci-Gürtel auf einmal tragen. Weiter erfahren wir, dass die Kinder natürlich auch ganz alltägliche Pflichten haben. Vor allem San Diego, denn der ist zwar auf dem besten Weg, Influencer zu werden, muss aber trotzdem noch zur Schule gehen.

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"Die Hauptpflicht für Diego ist, in der Schule beim Zeugnis die Note 3 zu halten. Da bin ich hinterher. Und er soll keine Faxen mit Rauchen oder Alkohol machen. Ich habe ihm gesagt: 'Tust du das, schneide ich dir ein Ohr ab oder reiß dir alle Haare vom Kopf.'"

Zwei Dinge: Bedeutet das, dass Drogenkonsum und ungeschützter Geschlechtsverkehr im Hause Pooth keine Sachen sind, für die man Körperteile und/oder Haupthaar einbüßt? Und warum sind die Anforderungen an die schulischen Leistungen des 13-Jährigen so verblüffend niedrig? Mit einer 3,0 bekommt man keinen Studienplatz – außer vielleicht an einer Privatu … Oh, ich verstehe.

Nun werdet ihr euch vielleicht fragen, wie erfolgreich das Pooth'sche Erziehungsmodell denn jetzt ist. Macht es Kinder demütig, wenn sie sich das Pool-Handtuch im Fünf-Sterne-Hotel selbst holen müssen? Verstehen sie, dass das Leben nicht nur aus coolen Turnschuhen und Gucci-Gürteln besteht? Dass sich die Welt nicht nur um Konsum dreht? Veronas Antwort auf die letzte Frage ("Klären Sie Ihre Söhne selbst auf?") legt nahe: Geht so.

"Das musste ich in meiner Familie gar nicht machen. Diego hatte in der Schule über zwei Jahre Sexualunterricht. Der weiß biologisch gesehen mehr als Franjo und ich zusammen. [Lacht] Und der ganz Kleine will davon noch nichts hören. Der hat jetzt nur eine lustige Angewohnheit: Wenn ich mir die Zähne putze, hält er meine Pobacken mit seinen Händen fest – da ist er gerade genau auf Augenhöhe – und sagt: 'Mami, das wackelt so. Oh, das Popöchen.' Einmal habe ich mich über ihn gebeugt, und da hat er mir in den Ausschnitt geguckt und gemeint: 'Da könnte ich eine Kreditkarte durchziehen.'"

Das komplette Interview brachte mich mehrfach an einen Punkt, an dem ich mich vergewissern musste, dass es sich um keine Aktion des Postillon oder Jan Böhmermann handelt. Irgendetwas, das satirisch überhöht darstellen soll, wie abgehoben manche Prominente sind und wie furchtbar ernst sie sich dabei nehmen. Aber spätestens in dem Moment, in dem der Sechsjährige auf die Brüste seiner Mutter guckt und sie als Erstes mit bargeldlosem Bezahlen in Verbindung bringt, hätte einer im Gala-Redaktionsmeeting einwerfen sollen: "Sorry, aber das nimmt uns doch jetzt echt niemand mehr ab!" – und er oder sie hätte Recht gehabt.

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