Fotos gegen soziale Ausgrenzung: Einblicke in das Leben queerer Menschen
Candice. All photos by Jennifer Jackson

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LGBTQ

Fotos gegen soziale Ausgrenzung: Einblicke in das Leben queerer Menschen

Es fing alles damit an, dass die Fotografin Jennifer Jackson Porträtaufnahmen von queeren Menschen aus Brighton gemacht hat. Am Ende wurde daraus ein riesiges Projekt, das nicht-binäre Identitäten in all ihren unterschiedlichen Formen zeigt.

„Mir ist es sehr wichtig, dass ich Menschen, die sich selbst als nicht-binär identifizieren, aus der Perspektive eines nicht-binären Menschen fotografiere. Ich würde mich nicht wohl dabei fühlen, dieses Projekt zu machen, wenn ich mich nicht auch selbst als nicht-binär identifizieren würde", sagt die britische Fotografin Jennifer Jackson, die selbst nur das Pronomen sif verwendet. Die Studentin aus dem englischen Brighton arbeitet derzeit an einem Fotoprojekt, für das sie bereits mehr als zehn nicht-binäre Menschen aus der lokalen Bevölkerung fotografiert hat. Die Bilder wurden im Oktober erstmals bei der Brighton Photo Biennial 2016 ausgestellt. Hierzu wurden die Fotos auf 1,20 mal 1,20 Meter vergrößert. So entstand ein überlebensgroßes Porträt der queeren Gemeinde von Großbritanniens schwuler Hauptstadt.

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„Ich verhalte mich sehr beschützerisch gegenüber den Menschen, die ich fotografiere, weil sie ihre Geschichten und ihre Zeit mit mir teilen", sagt Jackson gegenüber Broadly. „Ich finde, das ist sehr wichtig." Jackson hat Fotografie an der University of Brighton studiert, als sie zum ersten Mal die Idee für eine nicht-binäre Porträtreihe hatte. „Da ich mich selbst auch als nicht-binär identifiziere, fühlte ich mich immer ein wenig isoliert vom Rest meiner Freunde", sagt sie. Ihre Studienzeit beschreibt sie als „kontinuierlichen Prozess der Aufklärung anderer Menschen" über ihre eigene Geschlechtsidentität. „Ich habe mich immer ein wenig einsam gefühlt und wollte unbedingt rausgehen und andere Leute kennenlernen."

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Als Photoworks, eine Non-Profit-Organisation, und Together The People Festival auf Jackson zukamen und sie baten, eine Fotoserie zu machen, die die nicht-binären Menschen von Brighton zeigt, war sie sofort Feuer und Flamme: Sie lud über Instagram zu einem offenen Casting ein, wandte sich an queere Freunde von Freunden und sprach Menschen über Facebook an. (Die 23-jährige spricht sehr leise und meint über sich selbst, dass sie so „eine Entschuldigung hatte", um auf Leute zuzugehen und sie zu fotografieren—ihrer Meinung nach definitiv ein Vorteil, wenn man „so sozial unbeholfen" ist wie sie.)

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Ihre Ästhetik mag eine ganz andere sein, doch genau wie die Fotoserie der nicht-binären kanadischen Fotografin Laurence Philomène sollen auch Jacksons Porträts maßgeblich zur Sichtbarkeit beitragen—ganz besonders in einer Welt, in der die bekanntesten nicht-binären und queeren Menschen einem ganz bestimmten Aussehen zu entsprechen scheinen. Allerdings trägt gerade die Vielfalt und die Diversität ihrer Motive zur Schönheit ihrer vertraut wirkenden Porträts bei. Ihr Fotos zeigen alle möglichen Menschen—von lotterigen Studenten in einer Bibliothek bis hin zu einem strahlenden Elternteil mit Kind.

Azee.

„Ich versuche ganz bewusst, Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und verschiedenen Identitäten innerhalb der nicht-binären Community zu fotografieren", sagt Jackson. „Ich möchte einfach, dass sich die Menschen, die sich äußerlich von anderen unterscheiden, aber über dieselbe Geschlechteridentität definieren, stärker repräsentiert fühlen."

„[Die mediale Darstellung von nicht-binären Menschen ist] in der Regel sehr einseitig und besteht überwiegend aus weißen, klassisch androgynen und dünnen Models", sagt Jackson. „Das lässt das Ganze so wirken, als wären nur weiße Menschen androgyn und nicht-binär. Es ist wichtig, eine vielfältige Darstellung davon zu haben, wie wir aussehen."

Dirk und Dave.

Jackson arbeitet weiter an ihrem Projekt und hofft so, Menschen jeden Alters und „aus allen Ecken" fotografieren zu können—vor allem nicht-binäre Menschen aus ländlichen Gegenden wie dem englischen Cumbria, wo sie selbst aufgewachsen ist.

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Jacksons Motive waren bisher immer sehr begeistert. Eine Person, deren Porträt in Brighton ausgestellt wurde, wollte das vergrößerte Bild von sich mit nach Hause nehmen. „Der Druck war ungefähr 1,20 mal 1,20 Meter groß", erinnert sich Jackson, „und es war ziemlich, ziemlich schwer, weil es auf Holz aufgezogen war. Trotzdem wollte sif es unbedingt mit nach Hause nehmen. Das fand ich unglaublich schmeichelhaft. Außerdem ist es eine wirklich nette Idee, dieses riesige Bild von sich selbst in der Wohnung zu haben und es immer zu sehen, wenn man nach Hause kommt. Wenn man Freunde da hat, kann man immer sagen: ‚Das bin ich!'

Umber.

Mati.

Candice.

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Tyler und Kai.

Colin.