20 Stunden Schmerz, doch bei diesen überrealistischen NBA-Tattoos lohnt es sich

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Interview

20 Stunden Schmerz, doch bei diesen überrealistischen NBA-Tattoos lohnt es sich

Der Neuseeländer Steve Butcher war schon immer kunstaffin. Doch erst ein tragischer Todesfall potenzierte sein Talent, wie er uns im Interview erzählt hat.

Die Begeisterung für die NBA kann ganz verschiedene Formen annehmen. Die einen sammeln Trikots, andere fahren regelmäßig zu Spielen, egal wie weit die Anreise auch sein mag. Und wiederum andere lassen sich von ihren Helden der Kindheit oder Gegenwart, von den Jordans, Bryants und LeBrons, ein Tattoo stechen.

An genau dieser Stelle kommt Steve Butcher ins Spiel. Seitdem sich der Neuseeländer vor rund sieben Jahren in die Welt des Tätowierens gestürzt hat, hat er sich mit seinen hyperrealistischen Motiven von NBA-Stars, aber auch von popkulturellen Ikonen einen Namen in der Szene gemacht. Über seine Kunstwerke – genau das sind sie nämlich – haben schon ESPN und andere große US-Seiten berichtet. Seinem Instagram-Account folgen mittlerweile schon fast 600.000 Menschen. Das Geheimnis hinter seiner Arbeit lässt sich laut Steve auf eine Charaktereigenschaft runterbrechen: Geduld. Man muss auf das kleinste Detail achten, nur so wird aus einer Fotovorlage ein täuschend realistisch wirkendes Tattoo.

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Wir haben mit Steve über den tragischen Auslöser für seine Karriere als Tattoo Artist gesprochen und uns mit Schaudern sagen lassen, wie lange ein typisches NBA-Tattoo bei ihm so dauert.

VICE Sports: Wie bist du zum Tätowieren gekommen und ab wann hast du das Ganze ernst genommen?
Steve Butcher: In der Oberschule hat mich nichts außer Kunst interessiert. Sofort nachdem ich von der Schule abgegangen war, habe ich mich in einer Kunsthochschule eingeschrieben und dort nach vier Jahren mein Diplom erhalten. In der Zeit hat ein Freund von mir eine meiner Zeichnungen gesehen, die ihm sehr gefiel. Er selbst war tätowiert und meinte zu mir: "Weißt du was, du solltest mal das Tätowieren ausprobieren." Ich habe das nicht weiter beachtet, aber als meine Freundin dann starb, habe ich mir ein Tattoo von ihr als Motiv stechen lassen. Sie war die Person, die mich erst so richtig zur Kunst gebracht, sie hat selbst auch toll gezeichnet. Mit dem Tattoo von ihr begann es, dass ich mich intensiv mit dem Thema beschäftigt habe. Dann hat man mir die Kniffe des Tätowierberufes gezeigt, ohne dass ich aber eine formale Ausbildung dazu gemacht hätte. Ich habe einfach mein eigenes Ding gemacht und in der Anfangszeit das Zimmer meiner Freundin als Studio verwendet.


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Wie kamst du dazu, dich auf realistische Porträts zu spezialisieren, vor allem von NBA-Spielern?
Der Realismus hat mich schon immer interessiert, egal ob in der Malerei oder im Zeichnen. Ich konnte noch nie in einem anderen Stil arbeiten. Ich war immer am besten, wenn ich realistische Zeichnungen angefertigt habe. Deswegen hat sich das auch bei mir durchgesetzt, als ich mit dem Tätowieren begann. Ich finde das einfach am interessantesten.

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Und was hat es mit der NBA auf sich?
Ich war schon immer großer Basketball-Fan, aber als ich mit dem Tätowieren begann, hatte ich keine Zeit mehr, um selbst zu spielen. So wurden NBA-Tattoos plötzlich zu meinem Weg, weiterhin viel mit Basketball zu tun haben. Leider bin ich Fan der Los Angeles Lakers, sogar ein ziemlich eingefleischter, auch wenn sie aktuell nicht gerade an der Spitze stehen.

Hast du NBA-Tattoos auf deinem Körper?
Ich habe drei Tattoos von Kobe Bryant. Er ist mein Idol, ich liebe ihn seit Kindheitstagen. Ein unerbittlicher Wettkampftyp, der das, was er sich in den Kopf setzt, auch erreicht – egal wie die Umstände sind. Seine Mentalität ist das, was ich an ihm liebe.

Fragst du die Leute, warum sie sich für Sport-Tattoos entscheiden?
Ich bin ein großer Sportfan, darum freue ich mich jedes Mal, wenn jemand ein Tattoo mit Sportbezug von mir will. Ich sage mir dann, "Cool, das wird heute bestimmt ein super Tag", schließlich werden wir dann ja den ganzen Tag über Sport sprechen.

Was motiviert deine Kunden dazu?
Ich vermute, es ist derselbe Grund, aus dem ich ein Tattoo von Kobe Bryant habe. Diese Kerle sind einfach so inspirierend. Die Leute lieben es einfach, solche Typen und ihre Körper zu vergöttern.

Wie lange dauert so ein Tattoo?
Das kann mal einen, mal aber auch zwei Tage bei neun bis zehn Arbeitsstunden pro Tag dauern. Für manche Motive sind 20 Stunden nötig, andere schaffe ich aber auch an einem Tag. Das hängt von der Größe und der Detailgenauigkeit ab.

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Ab wann hast du gemerkt, dass deine Arbeiten im Ausland durch die Decke gehen?
Seit dem Tag, an dem ich im Salon von Matt Jordan in Auckland in Neuseeland angefangen habe. Mir wurde der Hype um meine Person klar, als Matt meine Arbeit anerkannt hat und mir einen Job anbot. Mit ihm zusammen zu arbeiten, war eine sehr gute Sache und hat mir dabei geholfen, mich weiter zu entwickeln. Danach hat das soziale Netz den Rest erledigt.

Damit ist auch ein Traum von mir in Erfüllung gegangen, ich kann jetzt sagen, dass meine Arbeit bei ESPN und auch bei anderen bekannten Medien gezeigt wurde. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass mein Name eines Tages bei ESPN auftauchen würde. Jetzt ist es kein Spiel mehr, sondern etwas Richtiges, so wie ein Spiel der Lakers.

Hat dir diese Bekanntheit neue Türen geöffnet?
Klar, mir haben sich sogar eine ganze Reihe von Möglichkeiten aufgetan. Ich bekomme Mails von Influencer-Seiten oder auch von Marken, die mit mir kooperieren wollen. Es ist großartig, die Möglichkeit zu haben, all das zu tun. Aktuell reise ich ein bisschen umher, das ist schon verrückt. Wir sind beispielsweise für eine Tattoo-Konferenz nach Costa Rica geflogen und gerade erst war ich für vier Tage in Singapur.

Es gibt ja sogar schon Personen, die für ein Tattoo von dir nach Neuseeland reisen…
Ja, das ist schon verrückt. Ich hätte niemals gedacht, dass Leute 36 Stunden Flug auf sich nehmen, nur um sich von mir tätowieren zu lassen.

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Danke für das Gespräch, Steve!