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Islam

Ein Gymnasium aus NRW hat 20 Burkinis für muslimische Schülerinnen gekauft

Der Schulleiter aus Herne: "Schwimmen ist Integration, das gehört in Deutschland zur Kultur."
Collage bestehend aus: Frau (Foto: imago | Hollandse Hoogte) | Schwimmhalle (Foto: imago | biky)

Es gibt definitiv Schöneres, als mit seinen pubertierenden Klassenkameraden und -kameradinnen in einem kalten Fliesenbecken nach abgewetzten Gummiringen zu tauchen. Eine Gruppe muslimischer Schülerinnen aus dem nordrhein-westfälischen Herne hatte allerdings ein ganz anderes Problem mit dem Schulschwimmen: Wegen ihres Glaubens wollten sie nicht am gemischtgeschlechtlichen Unterricht teilnehmen. Der Schulleiter dachte sich eine einfache Lösung aus – und kaufte für die Schülerinnen Burkinis.

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400 Euro hat das Pestalozzi-Gymnasium in 20 Burkinis investiert, damit die Musliminnen unter den Schülerinnen mitschwimmen können, sagte der Leiter der Schule, Volker Gößling, im Gespräch mit der WAZ (Bezahlinhalt). Das Geld habe man aus einem schulinternen Spendenlauf für Geflüchtete und Fördermitteln des Landes und der Stadt besorgt, so der 55-Jährige weiter. Die Mädchen können sich die Burkinis kostenlos ausleihen.


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Nicht nur wer in seiner Schulzeit mal chronische Menstruationsschmerzen vorgetäuscht hat, um dem Schulschwimmen zu entgehen, weiß: Am Schwimmunterricht führt kaum ein Weg vorbei. Als Teil des Sportunterrichts ist kollektives Beckenplanschen auch am Hernes Pestalozzi-Gymnasium Pflicht. Doch ohne die Burkinis haben einige Schülerinnen nicht gemeinsam mit ihren Mitschülern schwimmen wollen, sagte der Schulleiter gegenüber der WAZ. Die Ganzkörperanzüge bieten diesen Mädchen nun die Möglichkeit, trotzdem am Unterricht teilzunehmen – und am Ende sowohl eine Prüfung bestehen, als auch den Sanktionen des Sportlehrers entgehen zu können.

15 Mädchen hätten das Angebot der Schule bereits in Anspruch genommen, sagte Schulleiter Gößling in der WAZ. "Schwimmen ist Integration, das gehört in Deutschland zur Kultur", sagte er. Weder die Eltern, noch das Lehrpersonal haben sich über die Burkinis beschwert – und die betreffenden Schülerinnen haben sich auch gefreut, so der Schulleiter: "Sie nehmen jetzt am Unterricht teil."

Gößling, der seit April als Schulleiter des Pestalozzi-Gymnasiums arbeitet, sagte der Zeitung, ihm sei es wichtig, dass niemand aus den Schulaktivitäten ausgeschlossen wird. Die meisten der 34 Integrationsschüler haben laut dem Pädagogen nur "mäßige oder keine Schwimmerfahrungen, einige sogar Ängste". "Ich vertrete aber eine klare Haltung: Bei uns soll jeder schwimmen lernen – und dafür schaffe ich die Bedingungen."

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