Drogen

Größter Heroinfund aller Zeiten: So kamen die 670 Kilo nach Deutschland

Der Stoff war so gut versteckt, dass es zwei Kontrollen brauchte, um ihn überhaupt zu finden.
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Weil sie einen Hinweis von holländischen Ermittlern bekamen, stoppte der deutsche Zoll den LKW mit der Schmugglerware || Foto: Marleen Fitterer

Bei türkischem Honig denkt man an den letzten Sommerurlaub in Antalya oder an den nächsten Zahnarztbesuch. Woran man nicht denkt: an 670 Kilogramm Heroin. Diese Menge fand die Bundespolizei in der Nacht zum 31. Mai in einem LKW an der polnischen Grenze. Es ist die größte Menge, die jemals in Deutschland gefunden wurde.

Das Heroin steckte in mehr als 500 Paketen, versteckt unter Kartons voll mit türkischem Honig. 670 Kilo Heroin entsprechen ungefähr 1.500 Gläsern Nutella oder knapp 2.700 Packungen Butter. Wenn man so viel Heroin streckt, reicht es für mehr als zwei Millionen Spritzen und wäre auf der Straße bis zu 50 Millionen Euro Wert. Das rechnen die Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) und das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg in einer Pressemitteilung vor.

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Die beschlagnahmte Ware hätte einen Straßenverkaufswert von bis zu 50 Millionen Euro | Foto: Hauptzollamt Frankfurt (Oder)

Holländische Behörden hatten dem deutsche Zoll einen Tipp gegeben. Kurz nachdem der 63-jährige Fahrer des verdächtigen LKWs die Grenze überquert hatte, stoppte die Bundespolizeiinspektion Frankfurt (Oder) laut Pressemitteilung den Transporter auf der A12 und brachte ihn zur Röntgenanlage des zuständigen Hauptzollamts. Dort entdeckten die Ermittler am späten Abend die Ware, berichtet der Leiter des Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg, Oliver Pampel-Jabrane.

Erste Durchsuchung des LKW blieb ohne Ergebnis, zweite dauerte fast einen Tag – mit Erfolg

Die Menge an Heroin sei mit keinem bisherigen Fund zu vergleichen und vor allem für diesen Grenzübergang sehr ungewöhnlich. Üblicherweise kämen größere Mengen Heroin über den Seeweg oder die sogenannte Balkanroute nach Deutschland. Die deutschen Ermittler vermuten, dass das Rauschgift in Afghanistan hergestellt und in Kirgisistan gelagert wurde. Dort startete der LKW seine Fahrt und kam über Kasachstan, Russland, Weißrussland bis nach Litauen, wo Beamte und Beamtinnen ihn einer ersten Kontrolle unterzogen, jedoch nichts fanden. Kein Wunder, denn, wie bei der Pressekonferenz bekannt wurde, brauchten auch die Ermittler des deutschen Zolls fast einen ganzen Tag bis sie das Heroin unter den türkischen Süßigkeiten fanden.

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Mit dem Fund rissen die Ermittler ein Loch in den europäischen Heroinmarkt | Foto: Hauptzollamt Frankfurt (Oder)

Niederländische Behörden ermitteln bereits seit einiger Zeit gegen die mutmaßlichen Täter, schreibt das Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg in der Pressemitteilung. Um andere Ermittlungsverfahren jedoch nicht zu gefährden, sei der Fund erst jetzt veröffentlicht worden.

Aufgrund der holländisch-türkischen Nationalität der Tätergruppe gehe man davon aus, dass die Ware in Holland entgegengenommen und von dort aus verteilt worden wäre, teilte der Sprecher des Zollfahndungsamt Berlin-Brandenburg, Christian Lanninger, gegenüber VICE mit. Für welche Länder die Drogen bestimmt waren, wisse man noch nicht. Man könne davon ausgehen, dass durch den Fund ein Loch in den europäischen Heroinmarkt gerissen wurde, sagte Lanninger. Heroin habe sich mittlerweile zu einer Modedroge entwickelt, deren Konsum sich im Gegensatz zu früher durch alle Gesellschaftsschichten ziehe.

Laut dem europäischen Drogenbericht 2019 ist Heroin das in Europa am weitesten verbreitete illegale Opioid. Zwar ging der Heroinkonsum in den meisten Ländern erstmals zurück, doch nahm die Menge an beschlagnahmter Ware zu. In der ganzen EU wurden 2017 mehr als 5.400 Kilo Heroin beschlagnahmt – diese Menge verteilte sich auf mehr als 37.000 Sicherstellungen. Auf einen Schlag 670 Kilo zu finden ist also spektakulär.

Bei der Vernehmung soll der Fahrer des LKW angegeben haben, nichts von der verbotenen Ladung gewusst zu haben. Er sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Die Drogen befinden sich beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden. Die weiteren Ermittlungen in Kooperation mit den Niederlanden dauern an.

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