Basswellen überschwemmen Wien – so war der Canyoudigit Soundclash 2018
Fotos: Christopher Glanzl

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Canyoudigit Soundclash

Basswellen überschwemmen Wien – so war der Canyoudigit Soundclash 2018

Wenn sich die Grelle Forelle vibrationsbedingt zwei Meter Richtung Spittelau verschiebt, dann war wieder Canyoudigit Soundclash.

Die achte (!) Ausgabe vom Canyoudigit Soundclash ging am Samstag in der Grellen Forelle über die Bühne – und das ziemlich laut. Sieben HipHop-Crews aus Wien (Femme DMC mussten leider spontan absagen) gaben sich die Turntables in die Hand und bewiesen in jeweils 20 Minuten, wer den Bassregler am weitesten aufdrehen kann. (Spoiler: alle konnten es.) Nach jedem Set wurde dann vom Host Ra-B per Richtmikrofon die Lautstärke des jubelnden Publikums gemessen. In Kombination mit einer Stimme, die jede Crew an eine andere vergeben musste, wurde dann das Gewinnerteam ermittelt.

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Schon bei den WarmUp-Sets von den Gastgebern der Canyoudigit-Crew pumpt die Anlage der Forelle ordentlich. Es war einer der Abende, an denen man eine Investition in eine massive Soundanlage mit jeder Zelle seines Körpers nachvollziehen kann. Normalerweise von Techno-Aficionados hochgelobt, zeigte sich der Forellen-Sound von seiner besten Seite, was wohl auch an den massiven Boxentürmen lag, die extra aufgebaut wurden.

Kid Kut von Canyoudigit

Die Kitchen wurde währenddessen von den Callboyz bespielt. Schon im Text der Veranstaltung auf Facebook wurde die Küchen-Gang mit "FSK 18" angekündigt. Das wirkte fast schon wie eine Drohung (retrospektiv betrachtet war es wahrscheinlich auch eine). Was sich dort zwischen Toiletten und Garderobe abgespielt hat in ein Genre zu verpacken, ist so schwierig wie unnötig, aber dazu später.

808-Factory

Um 1:00 Uhr startete am Mainfloor nach kurzer Reihung per Los der Clash mit den Leuten aus der 808-Factory, die für gewöhnlich im Camera Club residieren. Als erstes beim Soundclash zu starten, hat ein bisschen was von Arschkarte, aber die Crew machte sich einen Spaß draus und lieferte auch gleich den ersten Live-Act, der irgendwas über Gin rappt, mit Adlibs um sich schmeißt und sich auf der Bühne feiern lässt. Leider kam das beim Publikum nicht wirklich an und die ersten Buhrufe mischen sich unter den Beat. Mit 101,2 Dezibel gingen sie von der Bühne. Mit dieser Zahl kann zwar keiner wirklich was anfangen, aber sagen wir so: es war laut. Und großen Unterschied hat das Messgerät den ganzen Abend lang nicht ausgespuckt.

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Währenddessen am Kitchen-Floor: Die Callboyz rattern ein Techno-Set runter, das eigentlich Mainfloor-tauglich wäre (Haltet eure Augen offen, liebe Booker!). Es ist schwer zu sagen, ob die Leute, die beim kleinen Floor durchdrehen, sich nur eine kurze HipHop-Pause gönnen oder permanent dort stehen. Fest steht aber, dass jeder Besuch dort einem Eintauchen in ein Paralleluniversum gleicht.

Fresh Meat

Die Formation von Exil-Vorarlbergern, die bei ihren Partys im Fluc regelmäßig zeigen, wie man im Westen feiert, schließt direkt an. Nach den ersten Trap-Bangern und ein paar Schwierigkeiten bei den Übergängen setzten sie auf die klassischen Eskalations-Scheiben wie "Call on me" und "Satisfaction" – sogar Gigi D’Agostini fand Platz im Set. Weirder Mix, der beim Publikum gut ankam. Ergebnis: 101,8 Dezibel.

Bad&Boujee

Während Bad&Boujee ihr Set antwerken, füllt sich auch der Kitchen-Floor immer mehr. Mittlerweile wird dort Missy Elliot auf Techno-Beats gemischt. Das funktioniert leider nur so halb, aber die Callboyz feiern ihre Fehler selber so hart, dass es doch wieder Spaß macht.

Vor der Hauptbühne scheint das Bad&Boujee-Set jedenfalls trotz fehlenden Übergängen zu gefallen, der Applaus dauerte fast länger als die Wartezeit beim montäglichen AMS-Besuch und erreichte 102,1 Dezibel.

Kurze Pausenunterhaltung mit den Berlinern DiscoCtrl und Boogie Dan. Wobei die wirkliche Pausenunterhaltung eher die zwei Leute aus der ersten Reihe sind, die immer wieder auf die Bühne klettern, um dann nicht zu wissen, was sie dort eigentlich machen wollten. Im Ernst: Überlegt euch halt eure Tanzschritte und entert dann die Stage – dann haben wir alle mehr davon.

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Concrete

Die ersten wirklich feinen Übergänge hört man am Mainfloor erst von Concrete. Die sparen nicht mit Livegästen und holen sich Einfachso und Jugo Ürdens ins Boot, die unter anderem eine Kostprobe auf die kommenden Veröffentlichungen von Einfachso preisgeben. Die 101,5 erreichten Dezibel lassen auf ein Publikum schließen, das sich auf den neuen Stoff freut.

Währenddessen am Kitchen-Floor: Trance! Eigentlich könnten die Callboyz ein Genre-Glücksrad aufstellen. Vielleicht haben sie das auch gemacht. Das würde zumindest einiges erklären.

In Dada Social

Langsam beginnen die Slots, bei dem das Publikum müde wird. Aber In Dada Social haben darauf keine Rücksicht genommen und ballerten derart basslastige Tracks durch die Anlage, dass man auch tanzt, wenn man einfach nur rumstehen möchte. Nach kurzer Live-Unterstützung von Melik, der sich nach seinem Track 30 Grad als begleitender MC versuchte, gingen In Dada Social mit 102,7 Dezibel in Führung.

Blvze

Yep, auch bei Blvze waren Live-Acts am Start. Und zwar keine geringeren als P.Tah und Kinetical, die abwechselnd ihre Grime-Parts runtergerappt haben. Der Abend neigt sich dem Ende zu und der Höhepunkt war schon vor circa einer Stunde erreicht. Trotzdem schaffen es die Blvzer, das Publikum auf ihre Seite zu holen und steigen mit 102,5 Dezibel aus.

Vihanna

Mit Vihanna kam auch der erste innovative Live-Act auf die Bühne. Mit einer E-Trommel (ja, das gibts) unterm Arm passieren zum ersten Mal des Abends wirklich sicke Übergänge. Außerdem motiviert der Trommler mit seinem unglaublich breiten Grinser die Zuschauer nochmal zu einem letzten Dance-Off vor der Bühne. Die Erinnerung an einen Animateur, der Urlauber in der Hotelkette im Pool bespaßt, drängt sich auf. Völlig ungerechtfertigt also, dass Vihanna beim Lautstärke-Check mit dem Mikro teilweise ausgebuht wurden. Es ist eben kein Publikum sicher vor Leuten, die enthusiastische E-Trommler nicht schätzen. Ergebnis: 101,6 Dezibel.

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Die Sieger-Crews:

3. Fresh Meat

2. Blvze

1. In Dada Social

Nach der Siegerehrung spielen die Leute von Canyoudigit ein paar Rausschmeißer-Sets, während sich eh schon alle draußen bei den Callboyz versammelt haben. Bei denen ist mittlerweile alles wurscht und sie überfluten die Kitchen mit Trap. Wenn in der Forelle nicht irgendwann jemand das Licht aufgedreht hätte, würden sie wahrscheinlich jetzt noch dort stehen und die verrücktesten Genregrenzen sprengen.

Sandro auf Twitter: @vorarlwiener

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