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Sachsen: Polizei ertappt offenbar rechtsextreme Sprayer und fährt weiter

Die Verdächtigen hinterließen unter anderem Hakenkreuze und SS-Runen.
Symbolfoto: imago | Hoch Zwei | Stock/Angerer

Wenn Polizei und Graffiti-Sprayer aufeinandertreffen, verläuft das meistens so harmonisch wie ein Rendevouz zwischen einem Golfschläger und einer Kniescheibe. Doch in Sachsen ist einiges anders, vor allem wenn die Sprayer rechte Parolen verbreiten. Laut einem aktuellen Pressebericht soll die Chemnitzer Polizei rechtsextreme Sprayer nicht konsequent verfolgt haben.

Neonazis haben in der Nacht zum Dienstag in Chemnitz Hakenkreuze, SS-Runen und Parolen wie "NS Jetzt" in insgesamt drei Straßen an Hauswände gesprüht. Unter anderem hatten sie es auf den Laden und den Transporter eines kurdischen Bäckers abgesehen.

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Die Verdächtigen wurden bei ihrer "Arbeit" von insgesamt sechs Überwachungskameras gefilmt, aber nicht nur das. Wie Tag24 berichtet, schnitten die Kameras außerdem mit, wie sich ein Polizeifahrzeug den Sprayern näherte. Die Beamten sollen mit den Neonazis gesprochen haben. Danach seien die Polizisten weitergefahren und die Sprayer hätten ihr Werk wieder aufgenommen.

Jana Kindt, Sprecherin der Polizei Chemnitz, sagte gegenüber VICE, derzeit laufe die Auswertung des Filmmaterials. Man müsse die Aufnahmen in die richtige Reihenfolge bringen, sagt sie und räumt indirekt ein, dass Polizisten zumindest am Tatort waren: "Erst danach kann eine Aussage dazu getroffen werden, zu welchem Zeitpunkt des Geschehens unser Streife vor Ort gewesen ist. Darüber hinaus werden selbstverständlich die Polizisten zum Geschehen in jener Nacht befragt."

Weitere Angaben könne sie mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht machen. Inzwischen ermittelt der Staatsschutz.

Die sächsische Polizei musste sich in letzter Zeit öfter anhören, sie sei auf dem rechten Auge blind. Ende letzten Jahres trug ein sächsischer SEK-Beamter ein bei Rechten beliebtes Emblem auf seiner Uniform und in einem neuen Polizeipanzer ließen die Behörden Logos anbringen, die stark an NS-Symbole erinnerten. Bei einem Fußballspiel zwischen Roter Stern Leipzig und dem TSV Schildau im Oktober, ordnete die Polizei an, dass die RSL-Fans Shirts mit dem Aufdruck "Nazis raus aus den Stadien" ausziehen, der Slogan sei eine Provokation. Schon deswegen sollten die Chemnitzer Beamten den aktuellen Fall möglichst schnell aufklären, um die Vorwürfe nicht weiter zu befeuern.

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