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Sex

Häftlinge erzählen uns von ihrem SM-Sex hinter Gittern

Eine Haftanstalt in Australien ist besonders bekannt für die harten Praktiken ihrer Insassen. Wir haben vier gefragt, was dort wirklich abgeht.
Schwule Sadomaso-Szene im Gefängnis
Illustration von Ashley Goodall

Vor einem Monat bekam ich einen Anruf von einem Kumpel aus dem Knast. Er erzählte von einem Insassen, der sich so sehr selbst verletzt hatte, dass er beinahe daran gestorben wäre. Die Gefängnisleitung hat den Fall als Selbstmordversuch abgetan, in Wahrheit hat sich der Häftling die Verletzungen aber bei einer drogengeschwängerten S&M-Orgie zugefügt. Untergrund-BDSM-Szene unter den Gefangenen berichteten.

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Gefängnisse sind eigentlich keine Orte hedonistischer Selbsterkundung. Trotzdem gibt es Sex im Gefängnis. Zwischen Insassen und Besuchern, Insassen und Angestellten und auch unter Insassen. Die dominante sexuelle Spielart unter den Häftlingen, mit denen ich gesprochen habe, war Sadomasochismus, SM.

Eine Studie der University of New South Wales ergab, dass lediglich 2,5 Prozent aller sexuellen Aktivitäten im Gefängnis unter Gewaltanwendung oder -drohung passieren. Der Rest geschieht freiwillig. 30.000 Kondome werden jeden Monat an australische Häftlinge ausgegeben. Fast alle Abnehmer gaben an, dass sie sie einvernehmlich benutzen würden.

Wir wollten wissen, was diese Insassen dazu treibt, im Gefängnis extreme sexuelle Spielarten auszuleben. VICE hat mit vier Häftlingen gesprochen.


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Munz, 36 – elf Jahre für bewaffneten Raub

Ich bin mit meinem Onkel in Traralgon, im Bundesstaat Victoria, aufgewachsen. In den 1980ern gab es dort nur Farmland. Mein Alter hat uns sitzen lassen, als wir noch klein waren, also hat uns mein Onkel bei sich aufgenommen. Wir sind nicht zur Schule gegangen und haben stattdessen viel beim Haus rumgehockt.

Mein Onkel hat ein bisschen Scheiße mit uns getrieben. Ich will da jetzt nicht weiter drauf eingehen. Jedenfalls war es hart mit ihm und er war ein verdammter Säufer. Jahre später hat uns meine Oma endlich rausgeholt. Da waren wir etwa 15. In der Schule habe ich dann angefangen, Scheiße zu bauen. Hier und da bekam ich ein paar Probleme. Ich stand auf Jungs und Mädchen. Mir war das schon damals ziemlich egal. Mit sexuellen Beziehungen hatte ich allerdings ein großes Problem. Das hat sich erst geändert, als ich dann im Gefängnis war. Ich lernte dort einen Mazedonier kennen und wir haben uns wirklich gut verstanden. Irgendwann hatten wir dann auch was miteinander.

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Er war schonungslos, das fand ich super. Bis dahin hatte ich immer Probleme mit meiner Sexualität gehabt und fühlte mich mit ihr komisch. Er hat einfach komplett die Kontrolle übernommen. Am Anfang war ich mir noch nicht richtig sicher, ob mir das überhaupt gefällt. Er half mir dabei, mich damit auseinanderzusetzen. Ich brauchte jemanden, der mich nimmt, und ließ ihn einfach machen. Ich fand das toll. Meine Hände hat er an die Bettpfosten gebunden und mir in die Rippe geboxt, bis ich einen Ständer bekam. Ich mochte es, in den Magen getreten zu werden, bis ich mich krümmte und nach Luft schnappte. Du fühlst dich, als würdest du Ballons aufpusten und dann die Luft zurück in deine Lungen schießen lassen. Erst Jahre später habe ich gemerkt, dass ich auf Würgen stehe. Ich kam am liebsten, wenn ich richtig tief einatmete. Das Timing war aber extrem schwierig.

Manchmal legte er mich aufs Bett und hockte sich so auf meinen Rücken, dass sich seine Knie in meine Schultern bohrten. Dann nahm er einen leeren Kissenbezug, legte ihn mir um den Hals und zog so fest daran, wie er konnte. Dann drang er tief in mich ein und zog immer wieder ohne Vorwarnung an dem Bezug. Er würgte mich, bis ich alles nur noch gelb sah und kurz davor war, ohnmächtig zu werden. Manchmal wollte ich auch ohnmächtig werden, damit er mich einfach benutzen kann. Ab und zu hat er zu unseren Sessions noch einen anderen Typen eingeladen, der mich an meinen Hüften mit einer Klinge schnitt. Die hatte er übrigens von einem anderen Insassen gegen einen Blowjob bekommen. Wirklich scharf war das Teil nicht, also hackte er auf den knochigen Stellen an meiner Taille rum. Das war ziemlich hart. Ich konnte währenddessen an nichts anderes denken als den Schmerz.

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An meinem Hals bekam ich von dem Kissenbezug öfter mal komische Schrammen, weil seine rechte Hand stärker war und der Stoff dann über meinen Hals schrammte. Mein Körper brauchte manchmal Tage, um sich zu erholen. Manchmal haben mich die Wärter sogar gefragt, ob alles OK sei. Die dachten wahrscheinlich, dass ich etwas durchgeknallt bin. Ich habe ihnen nämlich immer gesagt habe, wie viel Spaß ich hier doch habe. Mein Partner ist seit etwa einem Monat weg und meine Haft macht mir langsam ganz schön zu schaffen. Durch den Sex hatte ich das Gefühl, jemandem etwas zu bedeuten. Ich fühlte mich lebendig, obwohl ich bestimmt aussah, als würde ich sterben. Das mag seltsam klingen, aber im Gefängnis ist das Leben einfach anders. Du musst dich immer wieder vergewissern, dass es da draußen eine Gesellschaft gibt und du einem Menschen etwas bedeutest.

Christos, 34 – fünf Jahre für schweren Raub

Bei meiner Verurteilung hatte ich dieses Mal das Glück, in eine verhältnismäßig lockere Haftanstalt zu kommen. Dort traf ich jemanden, der unter ähnlichen Umständen aufgewachsen war wie ich. Er war zwar viel älter und schwerer, aber ich bin schon immer reifer als meine Altersgenossen gewesen. Wegen der Dinge, die ich gesehen habe. Ich habe ihn darum gebeten, mir mit seinem ganzen Gewicht die Luft abzudrücken. Und weil er hier im Knast die Arbeitsverteilung koordiniert, hat er mir einen Job in der Küche verschafft. Ich habe dann kistenweise Frischhaltefolie geklaut und mich von Kopf bis Fuß darin eingewickelt. Komplett, bis ich nicht mehr atmen konnte. Dann hat er mir ein Loch neben Mund und Nase geschnitten. Das hat sich unfassbar befreiend und erfüllend angefühlt. Er hat auch mal andere Typen zu Blowjobs eingeladen. Ich war währenddessen gefesselt.

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In der Schule haben wir früher oft "Stapeln" gespielt. Alle Jungs picken sich dabei einen Schüler als Ziel aus, fangen ihn, springen zusammen drauf und erdrücken ihn. Ich habe das Spiel immer geliebt. Ungefähr zur gleichen Zeit habe ich gemerkt, dass ich mich nicht für Mädchen interessiere. Dieses Knäul aus Jungs hat mich angemacht und ich habe gerne daran gedacht. Erzählt habe ich davon aber niemandem.

Zu meiner High-School-Zeit waren meine beiden Eltern Junkies und ich viel auf mich allein gestellt. Es gab da eine Bäckerei bei uns um die Ecke, die Sandwiches für einen Dollar verkauft hat. Immer wenn ich einen kleinen Stapel dieser Sandwiches bei uns gesehen habe, wusste ich, dass gleich Besuch kommt und meine Eltern mich und meine Geschwister in unser Zimmer schicken und einschließen werden. Wir haben nie gesehen, wie sie sich was gespritzt haben oder so. Mein Dad ist aber ein paarmal im Knast gewesen. Und wir haben in einer Sozialwohnung gelebt. Sie haben sich Mühe gegeben, uns von diesem ganzen Kram fernzuhalten, aber wir wussten es natürlich trotzdem – und das schon von klein auf. Wir haben dann in unserem Zimmer gehockt und uns vor allem gelangweilt. Manchmal denke ich, dass ich sie lieber dabei gesehen und mich frei im Haus bewegt hätte. Dann hätte ich freitagabends mit meinem Alten im Fernsehen das Football-Spiel gucken können. Diese Zeiten sind aber lange vorbei.

Matty C, 42 – neun Jahre für gewerblichen Drogenhandel

Als ich frisch hier war, konnte ich gar nicht kommen. Das ist auch nicht gerade die erste Sache, über die du hier nachdenkst. Du fragst dich vor allem, wie du hier gelandet bist. Du denkst über die kleinen Dinge nach, die du hättest anders machen sollen, anders machen können. Dann beginnst du, die Schuld auf andere zu schieben. Irgendwann glaubst du, die ganze Welt hätte sich gegen dich verschworen. Dann fühlst du dich einsam und bekommst richtig Schiss. Beim Wichsen unter der Dusche musste ich mich wirklich anstrengen. Hochbekommen habe ich ihn zwar, aber ich konnte einfach nicht kommen.

Draußen stand ich nie auf perversen Kram. Ich bin keiner dieser Freaks, die dabei zusehen, wie ihr Mädchen von den Kumpels durchgebumst wird oder so. Und ich bin nicht schwul.

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Eines Tages war ich beim Duschen richtig frustriert und habe das kalte Wasser komplett abgedreht. Ich wollte, dass es richtig heiß wird. Es hat dann auch fies gebrannt auf der Haut, das hat mich angeturnt. Je heißer, desto besser. Wenn wir abends eingeschlossen wurden, habe ich manchmal den Wasserkocher eingeschaltet und mir das heiße Wasser über den Schwanz gegossen.

Dann haben sie mich mit einem Junkie aus Melbourne in eine Zelle gesteckt. Seit der 19 war, ist der regelmäßig im Knast gelandet. Ein paar Wochen haben wir miteinander gequatscht, irgendwann habe ich ihm so viele Bueps – Buprenorphin, ein starkes Opioid – auf dem Hof gekauft, wie ich mir leisten konnte. Danach wollte ich eine Gegenleistung. Auch wenn keiner von uns schwul ist. Ich bat ihn darum, mir eine Augenbinde anzulegen und kochendes Wasser auf meinen Schwanz zu gießen, während ich mir einen runterholte. Es ist die einzige Art, wie ich wirklich in Fahrt komme. Nicht zu wissen, wann ich verbrannt werde, macht mich extrem an. Es gibt mir dieses Gefühl im Bauch, wie wenn dir zum ersten Mal ein Mädel sagt, dass du süß bist, sie dir ihre Titten zeigt oder so.

Er hat dazu dann noch seinen Kocher angemacht, damit wir zwei zum Spielen hatten. Ich bin auf allen Viere auf den Boden und habe mir einen runtergeholt, während er mir das kochende Wasser über den Arsch gegossen hat. In meinem Kopf fühlt sich das wie die Zunge einer Frau an: kalt und sanft. Aber ich hatte noch Tage danach Schmerzen. Einmal habe ich davon Blasen in meinem Anus bekommen. Mein Zellenkumpane hat dann schnell eiskaltes Wasser über mich gegossen, das hat verdammt gebrannt. Der Kick war einfach unglaublich.

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Tarant, 28 – sieben Jahre für fahrlässige schwere Körperverletzung

Es gab da einen Typen, den Italiener, der hatte 20 Jahre abzusitzen. Der hat immer Geld auf mein Konto gepackt, wenn ich mich an seinem Zellenkumpel ausgelassen habe. Er hat mir diese Story aufgetischt, dass der Typ ein Hund sei, also ein Informant, und ein paar seiner Kumpels hinter Gitter gebracht habe. Ich habe ihm das nur halb abgekauft, aber ich brauchte das Geld. Ich war es leid, dass meine Mom mein Konto aufbesserte. Wir schlossen den Typen also in der Zelle ein. Ich befahl ihm, aufzustehen und auszupacken. Er rührte sich nicht. Also trat ich ihm ins Gesicht, während er noch auf dem Bett saß und verpasste ihm eine ordentliche Abreibung. Er wehrte sich nicht. Irgendwie schien er es sogar zu genießen.

Zwischendurch rief ich immer wieder zum Italiener rüber: "Ey, der Wichser hatte jetzt bestimmt genug!" Aber der reagierte nicht. Ich wurde verdammt müde. Ernsthaft, ich wiege 120 Kilo und der Pisser gab die ganze Zeit keinen Mucks von sich. Ich habe kurz von ihm abgelassen und bin einen Schritt zurückgetreten, damit ich den Italiener sehen konnte. Der hatte sich in die Tür zur Dusche hinterm Bett gekauert. Als ich ihn sah, hatte der Wichser die Hose unten und schrubbte sich einen. Innerlich bin ich total ausgetickt, ein bisschen geschockt hat es mich auch.

Ich habe den Typen vorher auf dem Hof beobachtet, jeder in dem Laden kennt und respektiert ihn. Also habe ich ihn einfach ignoriert, als er da in der Ecke kauerte. Nach der ganzen Geschichte habe ich ihm dann bei Begegnungen einfach zugenickt, als wäre nichts passiert. Später fing ich an, mit ein paar Asiaten abzuhängen, und kam wieder auf Crystal. Ich baute Scheiße und häufte einen Berg Schulden an. Der Italiener bekam Wind davon, nahm mich beim Sport zur Seite und bot mir wieder Arbeit an. Ich sollte mehr Typen zusammenschlagen, damit er sich dazu einen wedeln kann. Ich hatte keine andere Wahl.

Der Italiener war allerdings schon korrekt. Er hat niemandem gesagt, was da passiert ist. Durch ihn hatte ich jetzt sogar einen gewissen Ruf, weil ich einen Typen in seiner Zelle für ihn fertiggemacht hatte. Die anderen fingen an, mich für einen harten Typen zu halten. Aus Spaß habe ich ein paar Leuten erzählt, dass er sich dazu einen runtergeholt hat. Aber ich schätze, so was ist hier einfach normal, der Laden ist voll mit kranken Typen.

Wir haben dann einen Deal gemacht: Er würde meine Probleme mit den Asiaten lösen und ich dafür den "Informanten" in seiner Zelle zu Brei hauen. Über das, was er da abzog, haben wir nie ein Wort verloren. Das Komischste an der ganzen Sache war die vermeintliche Ratte. Wenn er wirklich ein Informant war, warum hat er nicht auf den Notruf gedrückt und uns verpfiffen? Er hätte uns locker beide dranbekommen. Aber nein, er hat es nie getan. Anscheinend stand er drauf. Er hat sich einfach jede Woche von mir verprügeln lassen. Eines Nachts erkannte ich, dass die beiden kranken Wichser wahrscheinlich unter einer Decke stecken und sich jetzt gerade den Arsch über mich ablachen. Aber vielleicht waren das auch nur die Crystal-Paras.

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