Ich weiß, man soll einen Artikel eigentlich nicht mit einer Frage beginnen — oder den Artikel gar nicht erst schreiben, wenn man die Antwort sowieso schon weiß —, aber diesmal kann ich einfach nicht anders, also nehmt eure Schreibratgeber aus dem Popo und beantwortet mir das: Ist Spam eigentlich weniger Spam, wenn es sich als Spam zu erkennen gibt? Und wenn ihr schon dabei seid, auch gleich das: Sollte man Leute, die Spam verbreiten, ohne zu wissen, dass es Spam ist, obwohl der Spam selbst sagt, dass er Spam ist, eigentlich in eine schalldichte Kammer aus 800 Dosen Dosenfleisch sperren und 12 Stunden lang Stroboskoplicht und dem gleichnamigen Monty Python-Sketch aussetzen? Für mich klingt beides nach einem klaren “Ja”, aber so klar, wie die Sache klingt, ist sie in unseren kom—pli—zier—ten Zeiten natürlich selten.
Nehmt zum Beispiel das Bild am Anfang dieses Beitrags, das jeder schon in der einen oder anderen Abwandlung wie einen Batzen Hundekacka in den Profilrillen seiner Facebook-Timeline kleben hatte. Seit einiger Zeit sind jetzt nämlich auch die Verbreiter von Web-Würmern sowas Ähnliches wie postmodern unterwegs und beweisen ihre frisch bei Humboldt erworbene Medienkompetenz gleich auf zwei Arten: 1. Sie machen Memes und 2. Sie machen sich über sich selber lustig. In Wahrheit sind die No Reason-Memes aber trotzdem nichts anderes als ein gar nicht so cleverer Weg für gelangweilte Spammer, Sumpfkinder und Social Media-Experten, Macht über unsere sozialen Aktionen zu demonstrieren. Und das auch noch auf möglichst direktem Weg und ohne die geringste Mühe, uns gleichzeitig auch nur einen Hauch von Inhalt mitzuliefern. Weil das ja der Witz ist. Versteht ihr?
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Ich sage, die Sache stinkt trotzdem zum Himmel. Denn wenn man diesen Spam mit Körperfunktionen vergleicht, wäre er wahrscheinlich gerne wie Gähnen — also ein audiovisueller Virus, der sich blitzschnell auf alle im Umfeld ausbreitet —, ist aber am Ende doch nur wie Furzen — also ein bisschen zu aufdringlich für das, was es ist und eigentlich nur beim ersten Mal witzig. Ein bisschen was kann man dem ganzen No Reason-Gedanken zwar schon abgewinnen, der ja seine Rotzspur bis zurück zum französischen Film-Mindfuck Rubber zieht, wo es im Anfangsmonolog heißt: “Why do some people love sausages and other people hate sausages? No fucking reason!” Andererseits ist ein verdammtes Spam-Meme kein avantgardistischer Spielfilm und man muss auch wirklich nicht aus jedem Furz gleich Philosophie rausriechen.
Manchmal hilft es viel mehr, den Furz als genau das zu erkennen, was er ist — egal, ob im eigenen Wind- oder im Social Media-Kanal. Ich sage: Lerne, den Furz zu verstehen. Lerne, dir über den Furz keine Sorgen zu machen. Und dann lerne, den Furz zu lieben und du wirst mit der Welt on- und offline versöhnt sein.
Der größte Furzer der Geschichte war wahrscheinlich der Kirchenreformator Martin Luther. Und nein, ich hätte ich auch nie gedacht, dass ich mal den Vater der evangelischen Kirche in einem Wrong Boner-Beitrag erwähnen würde. Über Luthers Beziehung zu Darmwinden gibt es viele Gerüchte und Anekdoten, aber wenig gesicherte Fakten und Quellen — wie bei fast allem, das aus der Zeit vor Twitter und TMZ stammt. Ziemlich sicher weiß man, dass der Spruch “Warum furzet und rülpset ihr nicht? Hat es euch nicht geschmecket?” nicht von Luther kommt, sondern ihm erst ein paar hundert Jahre später von irgendeinem Luther did it!-Feigling unter den Hosenboden geschoben wurde. Dafür hat er anscheinend aber sehr wohl gesagt “Wenn ich einen Furz lasse, soll man es bis Rom riechen.” und auch der schönste Küchenstubenspruch aller Zeiten stammt von ihm, der da lautet: “Aus einem traurigen Arsch fährt nie ein fröhlicher Furz.”
An alle Urban-Knitting-Freunde da draußen: Dass ich diesen Spruch nicht auf der Klobrille jedes zweiten Restaurants und an den Fahnenmasten vor städtischen Altersheimen wehen sehe, ist eure Schuld und muss umgehend geändert werden. Als berüchtigter Esser war Luther jedenfalls einer, der heute sicher mit euch gemeinsam stricken würde, wenn es darum ginge, positive Furz-PR zu betreiben. Ich denke, mit dieser lutheranischen Einstellung ist man schon auf einem guten Weg: Der Furz ist nichts Erhabenes, aber auch nichts Furchtbares und muss manchmal einfach sein, wenn man sich sonst den ganzen Tag mit allem möglichen Scheiß vollstopft.
Analog dazu sind beschissene Memes vielleicht nur ein Weg, auf dem die Welt das viele Futter, das unsere Hirne in sie hineinstopfen, über den sozialmedialen Windkanal wieder nach draußen kanalisiert. Oder sowas in der Art. Und wenn die Welt ein japanisches Mädchen wäre, würde das Ganze zirka so aussehen (leider ist das Einbetten des Videos deaktiviert und ihr müsst euch mit eurem gierigen Klick auf YouTube umleiten lassen):
Bevor ihr jetzt angewidert zum Vintage-Laden eures Vertrauen fahrt, um euch alte Wäscheklammern zu kaufen, die ihr euch demonstrativ auf die Nase klemmen könnt, lasst euch noch gesagt sein, dass Furzen etwas ist, mit dem ihr euch sowieso irgendwann auseinandersetzen und arrangieren müsst. Zumindest dann, wenn ihr nicht in einer schalldichten Kammer aus Dosenfleisch wohnt (aufmerksame Leser erinnern sich).
Zu meiner Verteidigung finde ich Furzen aber immer noch nicht geil. Also, nicht an und für sich. Ich habe nur gelernt, dass sechs Minuten und ein Dutzend japanischer Mädchen reichen, um mich mit der sinnentleerten Darmentleerung anzufreunden und sogar einen klitzekleinen Reiz darin zu sehen. Und zwar, weil das alles sehr weit weg von Sex ist und gleichzeitig doch ganz nah dran. Je mehr Pupser ihr aus Rüschenhöschen entweichen hört, umso mehr Frieden werdet auch ihr mit intimen Gasen, behinderten Spam-Memes und der ganzen Welt schließen. Die Zeit bis dahin könnt ihr euch mit dem Kunstfurzer Mr. Methane verkürzen, der bei seinem Wienbesuch den Wiener Walzer furzte, bevor er mit einem darmwindbetriebenen Blasrohr einen gigantischen Luftballon zum Platzen brachte (hier das Video). Warum? No reason.
Mahalo!
Markus auf Twitter: @wurstzombie
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