Dem Arzt bei Atemproblemen zu erzählen, du seist Extremsportlerin statt Kettenraucherin ist genauso sinnlos, wie bei schlechtem Sex einen Orgasmus vorzutäuschen. Es hilft niemandem – schon gar nicht dir selbst. Trotzdem lügen rund 70 Prozent ihre Ärzte regelmäßig an, wie eine Analyse im Fachmagazin JAMA zeigt.
Für eine amerikanischen Studie wurden rund 4.500 Menschen gefragt, welche Informationen sie ihren Ärzten und Ärztinnen vorenthalten und wieso. Das Ergebnis: Menschen lügen besonders häufig, wenn es um ihren ungesunden Lifestyle und Sport geht. Oder wenn sie die ärztlichen Anweisungen nicht verstanden haben oder befolgen wollten.
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“Die meisten Patienten wollen, dass ihr Arzt eine hohe Meinung von ihnen hat”, sagte Angela Fagerlin von der University of Utah, die an der Studie beteiligt war, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Der Großteil der Befragten gab an, nicht für ihr Verhalten verurteilt werden zu wollen oder zu hören, wie sehr sie sich mit ihrem eigenen Verhalten schaden. Am häufigsten lügen Frauen, jüngere Patienten und diejenigen, die ihren Gesundheitszustand selbst eher schlecht einschätzen würden.
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Angeblich geht die Lügerei sogar so weit, dass Ärztinnen sich an eine Faustregel halten, um den Gesundheitszustand ihrer Patienten und Patientinnen richtig einschätzen zu können: Sie verdoppeln den Alkoholkonsum und halbieren die Angaben zu Sport. Kann man übrigens auch anwenden, wenn Männer versuchen damit zu protzen, wie viel Bettsport sie im “Männerurlaub” auf Malle gemacht haben.
Für die Forscher und Forscherinnen sind die Ergebnisse problematisch. Denn für die Beziehung zwischen Arzt und Patient sei Offenheit essentiell, schreiben sie. Ärzte würden auf die Angaben ihrer Patienten vertrauen, und anhand dessen Diagnosen und Behandlungsmethoden wählen. Lügen könnten für die Patienten ernsthafte Risiken mit sich bringen. Verheimlichen sie beispielsweise Medikamente, kann es zu Wechselwirkungen kommen. Deswegen müsse zum einen die Kommunikation verbessert werden, aber auch ein Umfeld geschaffen werden, in dem Patienten sich wohler damit fühlen, sich ihren Ärztinnen anzuvertrauen.
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