Politik

Bergkarabach, Abchasien, Transnistrien: Leben in Ländern, die “nicht existieren”

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Es klingt total surreal: In Europa gibt es 6,5 Millionen Menschen, die in Ländern leben, die laut der restlichen Welt nicht existieren.

Die Grenzen dieser Länder entstanden Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre im Chaos des Zerfalls der Sowjetunion. Von der internationalen Staatengemeinschaft werden sie nicht anerkannt – genauso wenig wie ihr Recht, ihre Zukunft selbst zu bestimmen.

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Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion und Jugoslawiens wurden 21 neue, unabhängige Staaten gegründet. Dazu kamen mehr als ein Dutzend nationale und ethnische Gruppen, deren Wunsch nach Eigenständigkeit sich nicht erfüllte.


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Einige dieser Gruppen haben es geschafft, innerhalb der neuen Grenzen in Osteuropa in Frieden zu leben. Andere kämpften blutige Kriege, um die Besatzungsmächte aus ihrem Land zu vertreiben. Und wieder andere baten Russland darum, ihnen eine Zukunft im post-sowjetischen Zeitalter zu ermöglichen.

Jede der sechs umstrittenen osteuropäischen Regionen hat eine einzigartige Geschichte – geprägt von vielfältigen Menschen, die im Chaos ihres Alltags nach Normalität suchen. Wir haben mit diesen Menschen gesprochen.

Bergkarabach / Arzach

Der hintere Teil einer nicht explodierten Rakete steckt im brüchigen Asphalt, im Hintergrund läuft ein Mann
Eine nicht explodierte Rakete im Asphalt der Stadt Stepanakert im vergangenen Oktober | Foto: RIS MESSINIS/AFP VIA GETTY IMAGES

Hoch oben im Kaukasus im eurasischen Grenzgebiet führen Armenien und Aserbaidschan schon seit über 30 Jahren einen Krieg darum, was aus dem Gebiet Bergkarabach werden soll. Obwohl Bergkarabach innerhalb der Grenzen von Aserbaidschan liegt, wohnen dort vor allem Armenierinnen und Armenier.

Nach einer langen und unsicheren Waffenruhe flammte der Konflikt um Bergkarabach – dort auch Arzach genannt – 2020 wieder auf, als aserbaidschanische Truppen mit Unterstützung der Türkei Gebiete zurückeroberten, die sie 1993 verloren hatten. Dabei kamen Tausende Menschen ums Leben, viele mussten fliehen.

“Irgendwann gewöhnt man sich an den Schmerz und hat keine Angst mehr. Total masochistisch.”

“Meine Familie und ich sind seit letztem Jahr Flüchtlinge, nachdem wir gezwungen waren, unser Haus und Grundstück in Şuşa zu verlassen. Wir mussten schon einmal fliehen – aus der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku, als es dort 1988 zu anti-armenischer Gewalt kam”, sagt Saro Saryan aus der armenischen Hauptstadt Jerewan. Vor seiner Flucht leitete Saryan ein geologisches Museum in Şuşa. “Psychologisch gesehen ist das so, als würde man die ganze Zeit operiert werden. Irgendwann gewöhnt man sich an den Schmerz und hat keine Angst mehr. Total masochistisch.”

Sein Sohn habe bei den Auseinandersetzungen ein Bein verloren, er wurde in einer Schweizer Klinik behandelt. “Aber wir haben noch Glück. Tausende Menschen werden ihre Familie nie mehr wiedersehen”, sagt Saryan.

“Schon vor dem Krieg spürten wir eine Art Damoklesschwert über uns schweben. Aber wir haben unsere Kinder ohne Hass auf unsere aserbaidschanischen Nachbarn großgezogen. Wir haben Städte, Museen, Kirchen und eine Armee aufgebaut, die unsere armenische Kultur widerspiegeln. Wir glaubten an eine höhere Macht. Jetzt ist es schwer, weiter daran zu glauben”, sagt Saryan. “Internationale Anerkennung hätte uns mehr Sicherheit gegeben. Warum ist es noch nicht dazu gekommen?”

Kosovo

Ein Mann in einem Jogginganzug und ein Mann in kariertem Hemd und Jeans laufen vor einer Mauer entlang, die mit Graffitis besprüht ist
Zwei Männer in Pristina | Foto: Chris McGrath/Getty Images

An der südlichen Spitze des ehemaligen Jugoslawiens spaltete sich die Republik Kosovo im Jahr 1999 von ihrem nördlichen Nachbarn Serbien ab. Dem war ein brutaler Bürgerkrieg zwischen der dort lebenden albanischen Mehrheit und der serbischen Führung vorausgegangen. Bis 2008 verwalteten die Vereinten Nationen das Gebiet unter einem speziellen Mandat, danach erklärte man in der Hauptstadt Pristina die Republik Kosovo offiziell als unabhängig.

Seitdem wurde die Republik von rund der Hälfte der UN-Mitgliedsstaaten anerkannt – darunter den USA, Großbritannien und Deutschland. Mehrere mächtige Länder wie China oder Serbiens historischer Verbündeter Russland ignorieren allerdings weiterhin die Unabhängigkeitserklärung. Das hat zur Folge, dass die Lage im Kosovo nach dem zerstörerischen Krieg vor über 20 Jahren noch nicht stabil ist.

“Als sich der Kosovo 2008 für unabhängig erklärte, besuchte ich gerade ein Internat im Ausland. Ich musste meinen Mitschülern und -schülerinnen erklären, was das alles bedeutet – also das mit Jugoslawien, den abgespaltenen Republiken und der ethnischen Dimension des Ganzen”, sagt Valon Xoxa aus Pristina.

“Vorher wusste niemand, wie die kosovarische Flagge überhaupt aussieht. Das ist alles komplett konstruiert. Damals hatten wir nicht mal Pässe, sondern nur ein spezielles UN-Reisedokument. Damit hat man an internationalen Grenzen immer Probleme gehabt”, sagt Xoxa.

“So, wie sich die Leute während der Corona-Pandemie gefühlt haben, so fühlen wir uns die ganze Zeit. Wir sind in unserem eigenen Land gefangen.”

 Die kosovarische Identität sei den Leuten als neutrale Lösung für die durch den Bürgerkrieg verursachten Probleme aufgezwungen worden. “2008 wurde viel Geld dafür ausgegeben, einen kosovarischen Nationalstolz zu schaffen. Heute wird die Flagge bei kulturellen Veranstaltungen gar nicht mehr gehisst”, sagt Xoxa. “Die unterschiedlichen ethnischen Gruppen nutzen ihre eigenen Flaggen. Die meisten können sich mit dem Kosovo nicht identifizieren. Ich selbst bin Albaner. Ich fühle mich so, weil die Albaner während der Jugoslawien-Zeit unterdrückt wurden.”

“Wir können uns mit dem kosovarischen Pass nicht einfach ein Visum holen und nach Spanien reisen. Gleiches gilt für Zypern, Griechenland oder Russland. Viele Länder erkennen unsere Dokumente nicht an. So, wie sich die Leute während der Corona-Pandemie gefühlt haben, so fühlen wir uns die ganze Zeit. Wir sind in unserem eigenen Land gefangen”, sagt Xoxa.

“Es gibt hier Leute, die sagen, dass die Bemühungen, ein international anerkannter Staat zu sein, zu teuer und zeitaufwendig seien. Wir können ein Land wie Spanien nicht dazu bringen, uns anzuerkennen. Vielleicht sollten wir Albanien beitreten oder eine Art Hybrid-Staat gründen. Aber das wäre für den Balkan zu problematisch. Wir müssen einen Weg finden, dass es mit der Unabhängigkeit klappt.”

Abchasien 

An einem Kieselstrand liegen mehrere Menschen und sonnen sich, im Hintergrund ist ein hohes Betongebäude zu sehen
Ein Tourist tankt an einem Strand in Abchasien Sonne, nachdem die Corona-Beschränkungen für russische Besuchende dort aufgehoben wurden | Foto: DMITRY FEOKTISTOV/TASS VIA GETTY IMAGES

Ein idyllisches Paradies in warmen Gefilden am Schwarzen Meer. So könnte man Abchasien als außenstehende Person beschreiben. Die tragische Geschichte von Abchasien steht dazu allerdings im krassen Gegensatz: Entstanden ist Abchasien nach dem Zerfall der Sowjetunion im Jahr 1990 als Teil der nun unabhängigen Republik Georgien. Bald fühlten sich die politischen Oberhäupter dort bedroht von der immer intensiver werdenden nationalistischen Atmosphäre. Der daraus resultierende Krieg um die Unabhängigkeit Abchasiens erstreckte sich von 1992 bis 1993 über 13 Monate und war barbarisch und grausam.

Gräueltaten gab es auf beiden Seiten. Die Hauptstadt Sochumi wurde bei den Gefechten in Schutt und Asche gelegt – ein Zustand, an dem sich bis heute nicht viel geändert hat. Das russische Militär verhalf den Rebellen schließlich zum Sieg und damit zur Unabhängigkeit. Und dank der finanziellen Unterstützung aus Moskau hat Abchasien bis ins 21. Jahrhundert überlebt.

“Unser Leben hier ist unberechenbar und nicht sicher. Ein Beispiel: Wenn Leute in meinem Alter später mal Rente beziehen, werden sie nur rund acht Euro im Monat bekommen. Die heutigen Rentnerinnen und Rentner bekommen noch die russische Rente von gut 120 Euro”, sagt Aliona Kuvichko aus Sochumi.

“Ich kann aber nicht fort, weil ich mich um ältere Verwandte kümmern muss. Also bleibe ich – aber nicht, weil mich das Leben hier glücklich machen würde.”

“Unser nicht anerkannter Status bedeutet, dass es unmöglich ist, hier richtig etwas aufzubauen. Wir können weder eine Infrastruktur entwickeln, noch irgendwelche Kommunikations- oder Transportsysteme aufbauen. Es gibt nur einen legalen Weg nach Abchasien und wieder heraus: der Flughafen von Sotschi in Russland. Der Flughafen und der Hafen von Sochumi sind geschlossen. So leben wir seit 30 Jahren”, sagt Kuvichko weiter. “Die meisten jungen Menschen sind längst weg. Ich kann aber nicht fort, weil ich mich um ältere Verwandte kümmern muss. Also bleibe ich – aber nicht, weil mich das Leben hier glücklich machen würde.”

“Wir haben nur eine internationale Beziehung, nämlich mit Russland, das uns beschützt”, so Kuvichko. Abchasien sei erst durch das militärische Treiben Georgiens dazu gebracht worden, sich für unabhängig zu erklären. “Es ging ums Überleben, als deren Panzer hier angerollt kamen. Davor hatten wir noch auf eine diplomatische Lösung mit Georgien gehofft, aber unsere politischen Oberhäupter waren da nicht erfolgreich.”

“Wir als Gesellschaft setzen viel auf Tradition, sind dabei aber nicht so streng wie zum Beispiel im nördlichen Kaukasus. Hier gibt es zwar keine Nachtclubs, aber ab und an spielen lokale Bands kleine Konzerte. Als Mann kann man sich an einer der Hotelbars vergnügen, für Frauen ist das aber keine Option”, sagt Kuvichko.

Südossetien

Ein älterer Mann in Karohemd und dunklen Hosen sitzt vor einem Plakat, auf dem eine junge Frau mit der Flagge Südossetiens zu sehen ist
Ein Plakat in Zchinwali feiert das zehnjährige Jubiläum der russischen Anerkennung von Südossetien | Foto: VALERY SHARIFULIN/TASS VIA GETTY IMAGES

Genauso wie Abchasien ist auch die von Georgien abgespaltete Republik Südossetien nur ein “Puppenstaat” Russlands. Das sagt zumindest der Großteil der internationalen Community. Bergig, nur von Land umgeben und ohne natürliche Ressourcen liegt die Bedeutung von Südossetien vor allem darin, dass es Moskau ein Gebiet im westlich gerichteten Georgien gibt. Das Land bleibt trotz seiner winzigen Größe ein symbolischer Ort für die Spannungen zwischen Russland und dem Westen.

“Außenstehende können sich die Gesellschaft, in der ich aufgewachsen bin, nur schwer vorstellen”, sagt Askhar Sanakoyev aus Zchinwali, der Hauptstadt Südossetiens. “Ich wurde während des ersten Konflikts in den 90er Jahren geboren und bin in den Ruinen des Kriegs großgeworden. Zehn Jahre lang gab es kaum Strom, Gas oder heißes Wasser. Meine Kindheit war dennoch schön und interessant, weil vor allem menschliche Beziehungen wichtig waren.”

 “Die Gewohnheiten und Moralvorstellungen in Zchinwali sind meiner Meinung nach schon immer eher streng und konservativ gewesen. Das war für mich als Teenager aber nicht zwangsläufig etwas Schlechtes, denn so existierte immer eine Art Verständnis darüber, was richtig und was falsch ist”, sagt Sanakoyev weiter.

“Zehn Jahre lang gab es kaum Strom, Gas oder heißes Wasser. Meine Kindheit war dennoch schön und interessant.”

“Wer nur die südossetische Staatsbürgerschaft besitzt, hat nicht viel von der globalisierten Welt”, so Sanakoyev. Um die 90 Prozent der Ossetinnen und Osseten hätten deshalb zusätzlich noch die russische Staatsbürgerschaft, da sie sonst nicht reisen könnten.

“Dennoch findet man in Südossetien nicht viele Menschen, die gegen die Trennung von Georgien sind. Ich persönlich halte das Ganze für eine künstliche Bewegung, weil sie nur den Interessen der russischen Politik dient und nicht den Menschen in Ossetien”, sagt Sanakoyev.

Zchinwali sei eine sehr ruhige Stadt ohne viel Infrastruktur oder ein großartiges Nachtleben. Zwar gebe es laut Sanakoyev einige Restaurants, die auch noch zu später Stunde aufhaben, im Allgemeinen sei die Stadt allerdings schon weit vor Mitternacht eingeschlafen.

Transnistrien

Ein junger Mann in brauner Jacke und mit Mund-Nasen-Schutz wirft bei einer Wahl seinen Stimmzettel in die Stimmzettelbox
Ein junger Mann aus Transnistrien gibt bei der moldauischen Präsidentschaftswahl seine Stimme ab | Foto: PIERRE CROM/GETTY IMAGES

Transnistrien, ein Landstreifen entlang der östlichen Grenze der Republik Moldau ist auch bekannt als gesetzlosester Ort in Europa. Das Land entstand 1992, nachdem sich die zum Großteil russische Bevölkerung dagegen zur Wehr setzte, in das Einflussgebiet von Rumänien einverleibt zu werden. Heute weht die russischen Flagge dort an jedem Regierungsgebäude.

Seit diesem Kampf hat sich Transnistrien zu einem Schmugglerparadies entwickelt: Waren im Wert von mehreren Milliarden Dollar – von Waffen über Zigaretten bis hin zu Alkohol – gelangen dort über die porösen Grenzen hin zum nahegelegenen Schwarzen Meer. Dabei bereichern sich Zollmitarbeitende, Regierungsbeamte und örtliche Händler gleichermaßen. 

“Unser nicht anerkannter Status ist für erfahrene Reisende ein besonderer Anreiz.”

“Unser nicht anerkannter Status ist für erfahrene Reisende ein besonderer Anreiz”, sagt Andrey Smolensky aus Tiraspol, der Hauptstadt Transnistriens. “Dennoch haben viele Leute Angst, hierher zu kommen, denn hier gibt es keine offiziellen Botschaften. Außerdem werden sie auf den Websites ihrer Behörden eindringlich vor einer Reise nach Transnistrien gewarnt und bekommen Schiss.”

“Dabei ist das Leben hier ziemlich normal. Die Teenagerinnen und Teenager der modernen Welt hängen nur noch im Internet ab – Transnistrien ist da keine Ausnahme. Sie sitzen zusammen, sind aber durch ihre Smartphones in der virtuellen Realität und reden nicht miteinander”, sagt Smolensky.

“Viele junge Leute hier nehmen die russische Staatsbürgerschaft an und sprechen Russisch als erste Sprache. Deswegen zieht es viele von ihnen nach dem Schulabschluss auch nach Russland.”

Smolenskys Eltern arbeiteten als Polizisten, als Transnistrien gegründet wurde. Die beiden seien offen für diese Gründung gewesen. “Als Kind dieser Umstände stehe auch ich hinter Transnistrien”, sagt Smolensky.

Die Volksrepubliken Donezk und Luhansk

Ein Mann in braunem Mantel und mit Schiebermütze steht an einem Grenzübergang mit einem anderen Mann in dunkler Jacke an einem Tisch
Zwei Männer am Grenzübergang zu Donezk | Foto: Valentin Sprinchak/TASS via Getty Images

Nach schweren Auseinandersetzungen fielen die ostukrainischen Oblasten Donezk und Luhansk 2014 in die Hände der von Russland unterstützten Separatisten. Es wird hitzig darüber diskutiert, welche Kontrolle Moskau in diesem Gebiet ausübt. Worüber hingegen nicht diskutiert wird, ist das Ausmaß des durch den Krieg verursachten Leids. Zu den traurigsten Kapiteln gehört der Abschuss des Malaysia-Airlines-Flugs 17 durch eine aus Russland stammende Rakete, bei dem 298 Zivilisten ums Leben kamen. Der Krieg hat bis jetzt über 13.000 Menschenleben gefordert. Die illegale Machtübernahme der Rebellen wird fast überall auf der Welt scharf verurteilt. 

Obwohl die ukrainischen Behörden in den Städten Donezk und Luhansk vor allem durch die Unterstützung von durch Russland geförderten Agenten entmachtet wurden, gibt es in Teilen der normalen Bevölkerung auch Rückhalt für die selbsternannten “Volksrepubliken”. Die meisten Supporter sprechen Russisch, viele gehören einer älteren Generation an, die nie Fan einer unabhängigen Ukraine gewesen ist.

“Das alles fing an, weil der damalige Präsident Wiktor Janukowytsch jedes Dokument, das ihm von Frankreich, Deutschland und den USA vorgelegt wurde, einfach unterschrieb. Wir in Donezk wollten aber nicht das, was die in Kiew wollten”, erklärt Oleg Antipov, ein Ex-Presseattaché des Fußballclubs Schachtar Donezk, aus Donezk seine Sicht des Konflikts.

“Selbst unsere Katze gewöhnte sich an die Bomben.”

“Im April 2014 kam es in der Stadt Slowjansk zu einem Gefecht: ein paar Rebellen mit AK-47-Sturmgewehren gegen die volle Kraft der ukrainischen Armee. Plötzlich kamen Menschen aus ganz Donezk zusammen, um die Rebellen zu unterstützen. So entstand zum ersten Mal ein Gefühl der Einheit und der Wunsch nach Unabhängigkeit”, sagt Antipov.

“Danach verkündete die Ukraine ihr Anti-Terror-Programm und fing an, auf uns – ihre eigenen Bürgerinnen und Bürger – zu schießen. Sie wollten, dass wir Angst haben und deswegen die Füße stillhalten. Doch dann war das der große Wendepunkt für die Stimmung hier”, so Antipov weiter.

Nach dem Unabhängigkeits-Referendum seien Militärhelikopter in die Stadt Donezk gekommen – und Zivilisten zu konkreten Zielen, so Antipov. Da habe er gewusst, dass er sich in einem Bürgerkrieg befindet. 

“Zwischen jeder abgeworfenen Bombe hatten wir 30 oder 40 Sekunden Zeit. Das Schlimmste war das Warten. Diese Sekunden fühlten sich wie ein Jahr an. Aber man gewöhnt sich daran”, sagt Antipov. “Selbst unsere Katze gewöhnte sich an die Bomben. Am Anfang ging sie noch mit uns in Deckung, wenn die Angriffe starteten. Nach ein paar Wochen schaute sie uns dann nur noch gelangweilt an, so als ob ihr das alles egal sei.”

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