Schweiß tropft von oben auf die wild tanzende Meute. Die Bühne ist zu hoch und der Schlagzeuger muss aufpassen, dass er seine Sticks nicht an der Decke kaputtschlägt. Ich stehe in dem komplett gefülltem Raum und denke: “Das ist also dieses Molotow, von dem ich schon so viel gehört habe.” Es ist Dezember 2009 und ich bin extra aus einem Dorf in der Nähe von Oldenburg nach Hamburg gefahren. Einerseits, weil Captain Planet heute das Release von Inselwissen feiern, andererseits, weil ich endlich mal diesen Club sehen wollte.
Das Hamburger Molotow, die Frankfurter Batschkapp, das Berliner SO36 – Club-Namen, von denen jeder, der sich mit alternativer Rock-Musik beschäftigt, schon einmal gehört haben könnte. Schließlich waren genau das die Orte, in denen seit Jahrzehnten die ganzen guten Bands immerzu spielen. Doch warum eigentlich? Ich habe mich hinter die Kulissen begeben und mit den Betreibern getroffen, um herauszufinden, warum Bands und Publikum ausgerechnet diese Läden lieben. Mein erster Stopp führte mich dabei nach Hamburg.
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“Die Bands wissen: Das Essen wird OK sein und man wird mit uns nicht um jedes Bier feilschen müssen.” Direkt über dem Konzertsaal vom Molotow sitze ich mit Andi Schmidt zusammen, der den Club auf der Reeperbahn seit 1994 führt. Wenn man sich mal einen Reeperbahn-Clubbetreiber vorstellen müsste, käme man Andi auf jeden Fall schon sehr nahe: Koteletten, fester Handschlag und deutliche Sätze. Aber gleichzeitig stellt sich da die Frage: Was kam zuerst – Klischee oder Andi? Schließlich war er schon dabei, als das Molotow 1990 eröffnete. Erst als DJ und vier Jahre später war der Laden dann seiner. Damit prägt er die Reeperbahn und damit auch das Rock-Image Hamburgs, seitdem ich auf der Welt bin.