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Sex

Leute erzählen die besten Gerüchte, die sie je über sich gehört haben

"Meine Mitwirkung am Anschlag vom 11. September 2001 hätte ich eben nur ganz gut vertuscht."
Titelfoto: imago | Ikon Images

Seien wir ehrlich: Fake News existieren nicht erst seit Trump oder Russia Today. Die gab es schon lange vor dem Internet: auf dem Schulhof. Da erzählte zum Beispiel das fiese, blasse Kind der Nachbarklasse deinem Schwarm, du würdest dich noch jede Nacht einpullern, nur weil es neidisch auf dein neues T-Shirt von Abercrombie & Fitch war.

Früher nannten wir diese Fake News noch "Gerüchte". Und nicht alle waren unbedingt schlecht. Wenn zum Beispiel einmal die Runde machte, dass du "behangen wie ein Hengst" bist, konnte sich dieses Gerücht für Jahre hartnäckig halten – bis deine Ex die Wahrheit "leakte".

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Fünf Menschen erzählen uns das beste, kreativste oder schlimmste Gerücht, das sie je über sich gehört haben.

9/11-Terror – Theresa

Eine gute Uni-Freundin vermutete während einer (bis dahin undiagnostizierten) psychotischen Episode in jedem Lichtreflex geopolitische Verstrickungen. Sie hat bei vielen Freunden und Dozenten über Monate sorgfältig das Gerücht gestreut, ich sei ein Mitglied des bin-Laden-Clans und hätte zumindest ein bisschen Schuld am Einsturz der Twin Towers. Mein Vater, zu dem ich keinen Kontakt habe, stammt aus Saudi-Arabien.

Meine Mitwirkung am Anschlag vom 11. September 2001 hätte ich eben nur ganz gut vertuscht. Oder warum würde ich sonst nie von meiner Verwandtschaft reden, viel reisen, mich für Verschlüsselung interessieren und bei den Fernsehnachrichten arbeiten? Genau: weil ich eigentlich knietief mit drin hing in einem wahabistischen Plan, die Weltherrschaft zu übernehmen und den Planeten in ein spätmittelalterliches Kalifat zu verwandeln. Ich sei eine Art Kölner Außenposten, eingeschleust, um die westliche Gesellschaft zu infiltrieren, Informationen für die Araber zu sammeln und die Medien zu manipulieren!


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Für diese für sie total schlüssige Theorie führte sie je nach Interesse des Gesprächspartners gern ein bis zwei Dutzend vermeintliche Beweise an ("Sie ist Osama bin Laden wie aus dem Gesicht geschnitten, siehst du das denn nicht?!") oder Erlebnisse, bei denen ich mich "verraten" hätte. Diese Gespräche endeten alle in einer todernsten Warnung: Man sollte sich verdammt nochmal vor mir, dem terroristischen Islamisten-Maulwurf, in Acht nehmen und nicht zu viel mit mir reden.

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Das Samuraischwert – Fabian

Vor ein paar Jahren saß ich abends mit meiner damaligen Freundin in ihrem WG-Zimmer auf dem Bett und schaute einen Film. Es war die einzige Wohnung in einem Bürogebäude und die Mitbewohner waren nicht zu Hause. Plötzlich krachte die Wohnungstür. Ich lief in den Flur und sah zwei Typen, die meine Tür eingetreten hatten. Als sie mich sahen, ergriffen beide Einbrecher panisch die Flucht. Ich habe ihnen noch etwas hinterhergerufen, aber natürlich war es besser, dass sie sich verpisst haben und nicht auf mein Geschrei reagierten. Wir riefen die Polizei, die uns befragte und Fingerabdrücke der Diebe nahm. Kurz danach wurde die Wohnungstür ersetzt. Ende der Geschichte – sollte man meinen.

Einige Zeit später traf ich im Kino zufällig einen Bekannten, der einen Kumpel dabei hatte. Als diesem klar wurde, wer ich bin, fragte er: "Bist du nicht der, der die Einbrecher mit einem Samuraischwert in die Flucht geschlagen hat?"

Ich weiß nicht, wie dieses Gerücht zustande kam und sich verbreitet hatte, aber anscheinend hatte ihm das jemand so erzählt. Ich habe noch nie ein Samuraischwert besessen und in der besagten WG gab es, soweit ich weiß, auch keines.

Sexuelle Übergriffigkeit - Laura

Bevor ich bei VICE anfing, war ich Reporterin beim Stern. Einige Jahre betreute ich als politische Korrespondentin die FDP. Und, um es kurz zu sagen: Ich habe mich bei der Partei nicht nur beliebt gemacht.

Eines Tages sagte ein Pressesprecher zu mir, er habe ein Gerücht über mich gehört. Der Fürst Alexander zu Schaumburg-Lippe, selbst FDP-Mitglied, habe erzählt, ich habe mich bei einem FDP-Event an einen jungen Landtagsabgeordneten rangemacht. Ich soll von dem Mann erst abgelassen haben, als der geschrien habe, er sei schwul. Es gibt sogar einen Artikel darüber, dass der Fürst dieses Gerücht auf seiner Facebook-Seite verbreitete, mit Verweis auf "Insider-Informationen" und eine geheime Quelle.

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Als ich von dieser Geschichte gehört habe, musste ich sehr lachen. Über mich war damals einiges im Umlauf. Dass mich der Stern fürstlich bezahlt hätte, um die FDP kaputt zu schreiben, dass ich von der Chefredaktion instrumentalisiert wurde. Als ich 2016 Chefredakteurin von VICE.com wurde, bekam ich sogar einen Brief, in dem stand, ich hätte mich mein Leben lang hochgeschlafen und sei "sexsüchtig".

Klar, solche Unterstellungen sagen nichts über mich aus, dafür viel über jene, die sie verbreiten. Ich finde es trotzdem fast tragisch, dass Menschen ihre Zeit damit verbringen, sich so einen Mist auszudenken. Mein Eindruck ist auch, dass über Männer, die sich kritisch öffentlich äußern, selten so ein Unsinn verbreitet wird. Und noch seltener so ein sexualisierter Unsinn.

Die Siri-Stimme – Christine

Ich arbeite als Sprecherin und werde immer dann gebucht, wenn jemand eine Stimme benötigt, die besser klingt als seine eigene. Für neue Jobs gehe ich zu Castings, bei denen ich für Werbespots, Hörspiele oder Telefonwarteschleifen vorspreche.

Einmal war ich deswegen zum Casting für die neue Stimme von Siri eingeladen, der Sprachassistentin des iPhones. Es handelte sich um die erste Runde, in der noch Hunderte andere charmante junge Frauen Sätze wie "Da kann ich dir leider nicht weiterhelfen" oder "Ich würde sagen: Gin Tonic" vortragen durften. Wie gesagt, es war die erste Runde, ich wurde weder zum Recall nach San Francisco eingeladen, noch habe ich jemals das Apple-Hauptquartier von innen gesehen. Aber, es war Siri und das merkten sich die Leute.

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Einige Zeit später schrieb ich einen Text für ein Magazin. In der Autorenbiografie, die eine Kollegin verfasste, stand dann, dass ich nur ganz knapp am Posten der Siri-Sprecherin vorbeigeschrammt sei. Seitdem werde ich von Kollegen regelmäßig und mit großer Ehrfurcht auf meine Karriere als digitale Handy-Dame angesprochen. Und ich finde, das ist nicht das schlechteste Gerücht. Auch wenn ich mir ein wenig verlogen dabei vorkomme.

Bettgeschichten – Tobias

Im Bus zur Schule saß immer eine sehr schöne Abiturientin, mit der ich öfters Blickkontakt hatte. Ich habe sie jahrelang angeguckt, mich aber nie getraut, sie anzusprechen. Auch weil sie drei Jahre älter als ich war. Aber als ich 16 war, kam es dann doch noch zum Gespräch. Ich traf sie zufällig nachts in einem Club und sie erzählte mir dann, dass sie mich immer süß gefunden habe. Sie habe aber gehörte, ich hätte mal ein Mädchen abgewiesen, weil sie nicht sofort Sex mit mir haben wollte. Zu dem Zeitpunkt war ich allerdings noch Jungfrau.

Gerüchte über meine Sexualität machten dann offensichtlich weiter die Runde: Bei einem Klassentreffen, fünf Jahre nach dem Abi, wurde mir zu meinem Outing gratuliert – fälschlicherweise. Ich bin weder ein Player noch schwul.

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