Leute erzählen, was sie auf den Handys ihrer Partner gefunden haben

Handy ausspionieren in Beziehungen junge Menschen erzählen

Die dümmste oder klügste Entscheidung in Beziehungen ist oft nur eine Tastenkombination entfernt. Wenn man heimlich das Handy von anderen durchsucht, könnte man zum Beispiel herausfinden, dass man betrogen wurde. Oder man findet heraus, dass es nichts herauszufinden gibt. Dann ist man selbst der dumme, eifersüchtige Trottel des Monats.

Dieses Risiko nimmt jede Dritte in Kauf. Im Auftrag eines Schweizer Mobilfunkanbieters hat das Meinungsforschungsinstitut Sotomo 2.600 Menschen gefragt, ob sie schon mal die Smartphones von anderen durchsucht haben. 28 Prozent der befragten 15- bis 30-jährigen Frauen haben schon in fremden Handys spioniert und 13 Prozent der Männer im gleichen Alter. Rechtlich kann das problematisch sein.

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Ganze 70 Prozent der Befragten kennen laut der Umfrage den Smartphone-Code des Partners oder der Partnerin. Ob sie dadurch gegen Gesetze verstossen, hängt davon ab, woher man den Code hat, sagt der Rechtsanwalt Martin Steiger: “Beobachtet man den Partner, wie er seinen Code ins Handy tippt und benutzt diesen anschliessend, um seine Nachrichten zu durchsuchen, geht diese Handlung bereits in den strafbaren Bereich. Das nennt sich dann unbefugtes Eindringen in ein Datenverarbeitungssystem.” Es kann auch rechtswidrig sein, wenn dein Partner dir den Code freiwillig gibt, etwa damit du die Zeitung checken kannst, du ihn aber benutzt, um seine Fotos durchzugehen.

Wer heimlich das Handy von jemand anderes durchsucht, kann also nicht nur auf Bilder stossen, die er vielleicht niemals sehen wollte, sondern im schlimmsten Fall auch vor Gericht landen. Junge Leute haben uns erzählt, was sie auf den Handys von anderen gefunden haben und wie es war, als jemand ihr eigenes Handy durchsuchte. Weil wir niemanden rechtlich in die Bredouille bringen wollen, wurden die Namen anonymisiert.

Paula, 24, Zürich

Ich war mit meinem Freund eben von zu Hause losgelaufen, als er bemerkte, dass er sein Portemonnaie dort vergessen hatte. Er ging zurück, um es zu holen, während ich auf ihn wartete. Da mein Handyakku leer war, verriet er mir seinen PIN-Code, damit ich auf seinem Handy Zeitung lesen konnte, um mir die Wartezeit zu vertreiben. Die Versuchung war dann doch zu gross: Ich durchsuchte seine Fotos. Als ich durch die Bilder scrollte, entdeckte ich eine Sammlung von über 20 Screenshots von ehemaligen Tinder-Matches. Mittendrin war auch ein Foto von mir. Alle Frauen, inklusive mir, sahen fast gleich aus! Es kam mir vor, als hätte er Trophäen von seinen Tinder-Matches gesammelt. Ich war zwar genervt, dachte mir aber, dass ich meinen Freundinnen ja auch Fotos von Männern, die mir gefallen, schicke. Ich habe meinen Freund nie darauf angesprochen, weil ich nicht zugeben wollte, dass ich sein Handy ausspioniert habe.

Kathrin, 27, Berlin

Mein aktueller Partner hat mein Handy einmal durchsucht, als er neu in meine Stadt gezogen war. Zu der Zeit war ich schon ein halbes Jahr in Berlin und hatte dort eine neue Affäre mit meinem Ex. Ich führte eine Weile ein Doppelleben, weil ich mich von beiden Männern nicht trennen wollte. Mein neuer Freund witterte das, konnte mich aber nicht darauf ansprechen. Während ich schlief, durchsuchte er mein Telefon. Er fand die Nachrichten an meinen Ex und verliess mich daraufhin. Nach einem Monat des Leidens schafften wir es, miteinander zu reden und ich fasste endlich den Mut, ehrlich mit ihm zu sein. Heute wohnen wir zusammen und lieben einander sehr. Dieser von mir vermasselte Anfang hat uns viel über die Wichtigkeit einer offenen Kommunikation beigebracht, wir arbeiten stetig daran.

Stacia, 25, Winterthur

Mein Ex-Freund mochte es, wenn ich eifersüchtig war. Ich weiss nicht wieso, aber er mochte wohl die Bestätigung. Er erzählte mir ständig von Frauen, die auf ihn stehen. Eine der Frauen schrieb ihm die ganze Zeit. Als wir einmal gemeinsam im Bett lagen, hat sein Handy ständig geklingelt. Irgendwann wollte ich wissen, was die beiden denn miteinander schreiben. Da ich seinen PIN-Code kannte, habe ich nachgeschaut, als er kurz den Raum verlassen hat: Es war völlig belangloses Zeug. Sie wollte zum Beispiel wissen, wie sein Tag war und was er so am Wochenende gemacht hat. Obwohl ich erleichtert war, war ich damals sauer auf ihn. Mir war zwar bewusst, dass das ein Vertrauensbruch war, ein schlechtes Gewissen hatte ich trotzdem nicht. Ich vertraute ihm ohnehin nicht und ich wusste tief drin bereits, dass die Beziehung zum Scheitern verurteilt war.

Mark, 30, Zürich

Der Vater meiner Ex-Freundin war ein begnadeter Schachspieler. Da meine Ex-Freundin nicht mit ihrem Vater Schach spielen wollte, musste ich jeweils in die Bresche springen. Sie zog sich dann immer in ihr Zimmer zurück, um zu arbeiten. Zumindest erzählte sie das und ich glaubte ihr. Es war nur komisch, dass sie mich, wenn ihr Vater wieder weg war, mit Informationen konfrontierte, die sie gar nicht wissen konnte. Sei es, wie der One-Night-Stand meines besten Freundes war oder weshalb ein anderer meiner Freunde zum Arzt musste. Nach jedem Schachspiel mit ihrem Vater kamen weitere private Geschichten ans Tageslicht. Bis ich irgendwann merkte, dass sie bei jeder Partie Schach die Gunst der Stunde nutzte, um meine privaten Chats, Mails etc. zu durchforsten. Ich fühlte mich verarscht und war einfach nur enttäuscht. Kurze Zeit später verliess ich sie deswegen. Seit diesem Vorfall schwingt aber in jeder neuen Beziehung, die ich eingehe, auch die Angst vor einem solchen Vertrauensmissbrauch mit.

Alva, 29, Zürich

Ich und mein Freund, mit dem ich zu dem Zeitpunkt schon drei Jahre zusammen war, haben zu Hause ferngesehen. Sein Handy lag so, dass ich auf das Display schauen konnte. So konnte ich auch die Nachrichtenvorschau von einer SMS seiner Mutter sehen, die ihn 24/7 zutextete. “Nimm dich vor ihr in Acht, sie ist nicht gut für dich…”, war zu sehen. Die Vorschau war zu verlockend. Als er nicht im Raum war, las ich die ganze Nachricht. Was ich da im Chatverlauf fand, riss mir den Boden unter den Füssen weg. Zeilen wie “Sie ist schlecht für dich, ihre Familie ist teuflisch…” oder “Du liebst sie doch gar nicht, sie hat dich verhext. Trinke nicht, wenn du mit ihr bist, es trübt deine Sinne. Und schlafe auf keinen Fall mehr mit ihr. Sie wird dir noch ein Kind unterjubeln. Das Kind wäre ein Bastard mit ihrer Herkunft und Religion.” Da dachte ich mir nur noch: “Verpiss dich zu deiner Mutter!”

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