Für eine kleine Portion Pommes macht es der Kollege: Er probiert den 1,99-Euro-Burger von LIDL. Das scheint nicht ohne Risiko, denn das Fleisch des Burgers ist so grau, als wolle es vor dem Verzehr warnen. Dabei macht die Verpackung den Anschein, als würde er von McDonald’s verkauft und hergestellt werden.
Seit Ende des letzten Jahres verkauft LIDL in seiner Reihe „Chef Select” unter anderem einen Burger, „The Big One”, sowie Chicken Nuggets. Beide Produkte sehen den McDonald’s-Produkten sehr ähnlich. So ähnlich, dass man sich sofort fragt, ob die Marken kooperieren. Das tun sie nicht. Es gibt keine Kooperation, berichtet Der Westen. Dem Focus sagte McDonald’s: „Bei den Produkten handelt es sich weder um ein von uns noch von unseren Lieferanten genehmigtes Produkt, sondern um eine gestalterische Anlehnung.” Und in Klammern: „vermutlich nicht ganz zufällig”. Was soll das also? Ist das eine PR-Story von LIDL? Und wie schmeckt das überhaupt?
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Da kommt der Kollege ins Spiel. Er hat sich durchprobiert. Erste Eindrücke: Der Geruch der Nuggets (1,99 Euro) von LIDL ist irgendwo zwischen wieder aufgewärmten Kartoffeln und altem Fett einzuordnen. Sie müssen für eine Viertelstunde in den Ofen. Das Kartoffelgefühl ist anschließend jedoch nicht weg, die Nuggets haben so ein Bratkartoffelbraun. Was ganz in Ordnung ist. Das Fleisch ist etwas zäh, ansonsten ist es ein guter Suffsnack. Die Saucen Süß-Sauer und Curry sind in der exakt gleichen Größe und Form verpackt wie die von McDonald’s, nur die Label sehen anders aus. Auch hinsichtlich des Geschmacks sind sie eigentlich nicht zu unterscheiden. Die LIDL-Nuggets sind nicht schlecht. Die von McDonald’s sind wesentlich zarter, aber auch nicht weniger fettig. Insgesamt sind die beiden fast so ähnlich, wie es die Verpackung vermuten lässt.
Doch jetzt wird aus dem Geschmackstest ein Überlebenstraining. Der Big Mac sieht eben so aus, wie er aussieht; auch nach 90 Sekunden in der Mikrowelle. Der Kollege: „Bei McD schmeckt eben alles immer ausgewogen ,geschmacksverstärkt’”.
Im Vergleich dazu der LIDL-Burger: Das Fleisch ist grau und mit Riffeln gepresst, die so aussehen, als wären sie dazu da, Wasser zur Seite ablaufen zu lassen. Das Patty besteht auch nur zu 83 Prozent aus Fleisch. Der Rest ist: Zwiebeln, Paniermehl, Sonnenblumenöl, Salz, Kartoffelstärke, Reismehl, Gewürze, Dextrose, Tomatenpulver, Hickory-, Ahorn- und Eichenholzrauch. Auf dem Bild auf der Verpackung sieht man viel Salat, Rucola, rote Zwiebeln und Tomaten („Serviervorschlag”). Die Verpackung ist blickdicht, es gibt keine Chance, den Burger zu sehen, bevor man ihn gekauft hat. Keine der Zutaten vom Bild findet sich in dem Burger. Die Gewürzgurke ist in die Sauce gehäckselt, verrät die Verpackung. Das Brötchen ist größer als das Patty, der Käse überdeckt etwas weniger als die Hälfte vom Fleisch.
Der Burger riecht nach nichts, auch wenn er 90 Sekunden in der Mikro war. Auf drei beißt der Kollege in den Burger, er schmeckt nach warmer, weicher Gewürzgurke und lauwarmer Remoulade in feuchtem Brot – das Fleisch schmeckt nach nichts. Schlucken ist unmöglich.