Gestern war mal wieder Echo-Verleihung und ihr habt nichts verpasst. Ehrlich nicht. Die großen Abräumer des Abends waren mit je zwei Preisen Udo Lindenberg, Beginner, Rag ‘n’ Bone Man und AnnenMayKantereit. Frei.Wild gingen leer aus, und ersparten uns eine nervös vom Schmierzettel abgelesene Rebellenrede. Obwohl Bonez MC in der Kategorie “HipHop national” gleich zweimal nominiert war, gewannen doch die Beginner. Eben doch nur eine weitere Verleihung, die in einer Frotteedecke eingekuschelt, gemütlich einen Hagebuttentee schlürft und ab und zu in die Tüte Erdnussflips grapscht. Bezeichnend dafür auch Xavier Naidoos und Sashas Worte zum Eröffnungssong der beiden Gastgeber: “Vergesst Terror, Angst und Krieg. Wir feiern heute die Musik.”
Als aber Campino als Laudator für die Würdigung des sozialen Engagement von Viva Con Agua ans Mikro ging, hatte er offensichtlich keinen Bock, hier nur Musik zu feiern. Stattdessen kritisierte der Toten Hosen-Frontmann Jan Böhmermann dafür, nur mit “Böhmermannschem Zeitgeistgeplapper” zu meckern, aber selbst keinen sozialen Beitrag zu leisten: “Lieber uncool sein als ein cooles Arschloch, das sich nicht konstruktiv einbringen kann”, so Campino. Vielleicht hat er auch Böhmermanns Video von 2014 immer noch nicht ganz verarbeitet, als dieser ihn für die deutsche Version von Band Aid in einem “Eier aus Stahl”-Beitrag verarscht hatte. Böhmerman selbst reagierte auf die Rede mit einem gewohnt ironischen Tweet.
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Apropos Eier aus Stahl: Max Giesinger wurde laut der Berliner Zeitung auf den aktuellen Beitrag Böhmermanns angesprochen, in dem er als Symbol der “seelenlosen Kommerzkacke” kritisiert wurde, zu der Deutschpop verkommen wäre. Giesinger reagierte darauf eher gelassen: “Ich finde das witzig. Jan Böhmermann ist einer der großen Kabarettisten unseres Landes. Wenn man von dem auseinandergenommen wird, ist das fast schon eine Ehre.” Da ist sie wieder, die Kuscheldecke.
Update: Auf Facebook hat Böhmermann jetzt nochmal einen ausführlichen Post zu der Kritik vom Toten Hosen-Sänger verfasst: “Gestern gab es wohl ein großes RECHTSROCKFESTIVAL in der alten Messehalle Berlin mit einigen NAZIBANDS und da hat auf der Bühne jemand aus der Punkszene (klar: wer sonst?) wohl gesagt, ich bin ein Arschloch und so weiter.”