Unsere Noisey-Einwegkameras drücken wir im Normalfall internationalen Acts in die Hände, die auf ihren Tourneen durch die halbe Welt gerade einen Stopp in unserem Land machen. Wenn nun aber eine Schweizer Band den Schritt ins Ausland wagt, wollen wir uns das selbstverständlich nicht entgehen lassen. Und schon gar nicht wenn sich diese Band ins Mekka der Independent-Musik-Szene begibt und eine Mini-Tour durch England spielt. So haben wir der St. Galler Band Lord Kesseli & The Drums eine unserer Kameras auf den Weg gegeben, und sie gebeten, ihren Kurztrip durch London, Norwich und Manchester bildlich festzuhalten. Dominik Kesseli und Michael Galusser sind die umtriebigen Köpfe hinter Lord Kesseli & The Drums. Neben ihrem gemeinsamen Projekt sind beide in weiteren Bands engagiert. Das prominenteste Beispiel, in dem die zwei Musiker mitwirken, ist wohl das um den Ostschweizer Musiker Manuel Stahlberger. Doch auf England-Tour sind sie aktuell als Lord Kesseli & The Drums und beschreiben dieses Projekt als “langsame, elektronische Klubmusik, oder anders gesagt synthetische Science Fiction mit analogen, wütenden Klängen.”
Noisey: Ihr wart schon letzten November in England auf Tour. Habt ihr einen besonderen Bezug zu den britischen Inseln?
Dominik Kesseli: Unsere erste Booking-Agentur ausserhalb der Schweiz hatte ihren Sitz in England. Mittlerweile haben wir aber auch eine in Deutschland und eine in Frankreich. Ich wollte aber immer schon in England spielen, da ich dort einmal für ein Jahr gelebt habe und ich immer schon wissen wollte, wie die Engländer auf unseren Sound reagieren würden.
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Hast du Unterschiede zwischen der schweizerischen und der englischen Crowd bemerkt?
Da gibt es schon einen grossen Unterschied. In England spielst du meistens nicht in grossen Konzertlocations, sondern in Pubs. Wenn du den Leuten gefällst, kommen sie nach dem Konzert persönlich auf dich zu und geben dir echt viel Liebe. Das passiert natürlich auch in der Schweiz, aber ich habe das Gefühl, die Leute hier sind zurückhaltender. Vielleicht liegt dies an der hohen Dichte von guten internationalen Bands, die jedes Wochenende die Schweiz besuchen. Ich hatte das Gefühl, dass die Crowd in England richtig hungrig und heiss auf uns war. Wir haben das Feedback bekommen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass sich eine Band die Mühe macht, ihre besten Instrumente mitzunehmen, sich zu schminken und eine gute Show abzuliefern.
Was war der beste Moment auf der Tour?
Vor unserem zweiten Konzert ging meine Gitarre kaputt und wir waren echt ratlos, wie wir die Show über die Bühne bringen sollten. Glücklicherweise hat mir der Gitarrist der Vorband, die wir erst am selben Abend kennengelernt hatten, seine Gitarre geliehen. Die Leute sind total abgegangen und der Typ, der mir seine Gitarre geliehen hatte, hat sich während dem Konzert vor mir verneigt. Erst kürzlich hat er mir geschrieben, dass er nun immer an mich denken muss, wenn er auf seiner Gitarre spielt.
Habt ihr neue Freundschaften in England geschlossen?
Mit den Leuten, die uns gebucht haben, wollen wir auf jeden Fall in Kontakt bleiben. Nach unseren Konzerten haben wir auch einige Menschen kennengelernt, die uns wieder nach England eingeladen haben. Diesen Sonntag spielen wir wieder in der Nähe von Manchester – dieses Mal an einem Festival, an dem vor allem regionale Bands auftreten. So eine Chance mussten wir unbedingt wahrnehmen, denn es werden einige Medien und wichtige Leute der Musikindustrie anwesend sein. Weil wir extra für ein einziges Konzert nochmals hochfahren, meinte jemand, den wir auf unserer Tour kennengelernt hatten, dass er uns noch eine weitere Spiel-Location zu organisieren versucht. Das ist so nett, dass es mir fast unangenehm ist.
Habt ihr auf der Tour Dinge gemacht, die man nur in England tun kann?
Ja, wir haben in den Konzertlocations, in denen wir gespielt haben, fürs Bier bezahlt. Das gibts wahrscheinlich wirklich nur in England. Und: Wir haben uns sehr schlecht ernährt, obwohl, das kann man ja überall tun. Als wir in einem Pub nach gesundem Essen gefragt hatten, erhielten wir die Antwort: “Yes, there is some pizza.”