Schon beim ersten Teil von Magic Mike aus 2012 von Steven Soderbergh, der sich schon länger aus dem Kinobusiness zurückgezogen hat, war mir klar, dass dieses Stripper-Dude-Drama eine immense Weiterentwicklung der Kinounterhaltung für Frauen bedeutet—und wirklich kein Höschen trocken lässt. Der Titel der aktuellen Fortsetzung Magic Mike XXL lässt auch schon erahnen, dass die „Kings of Tampa” um einiges massiver und noch viel dreckiger auf den Tanzboden zurückgekehrt sind. Es handelt sich aber nicht nur um ein paar auftrainierte Feschaks mit eingeölten Gliedmaßen, vielmehr wird hier der ultimative Gender-Twist betrieben, im revolutionären Ausmaß. Männer werden zum eindimensionalen Sexobjekt—endlich!
Ich persönlich stehe ja eigentlich nicht auf so muskulöse, glattrasierte Typen, aber würde lügen, wenn ich sage, dass mich die Moves von Mr. Channing Tatum kalt gelassen hätten. Ich dachte echt teilweise: „Ob der auch so gut im Bett ist, wie er tanzen kann? Und ob er da auch so sein Becken kreisen lässt?” Ganz ehrlich, ich war schon richtig geil nach dem Film, aber es ging eigentlich nicht um die konkreten Figuren des Films. Es war mehr wie eine allgemeine erotische Inspiration.
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Ich verstehe jetzt in dieser Hinsicht auch Männer ein Stück besser. Es ist nachvollziehbarer, dass du nicht unbedingt komplett eifersüchtig werden musst, wenn dein Freund den Hintern von einer Anderen anstarrt und dann plötzlich als Resultat mit dir ins Bett will. Ohne Scheiß, Magic Mike XXL ist in Bezug auf „Aufgeilungs-Potential” für Frauen genau das geworden, was sich viele von 50 Shades of Grey erwartet haben.
Die klischeehaften Stripper-Jungs sprechen rein optisch wohl eher Hausmütterchen ab 40 und kreischende Junggesellinnenabschiede an. Vielleicht ist genau das so erfrischend anders an Magic Mike XXL, die eigentlich plumpe und übertriebene Sexualisierung von Männern. Seien wir mal ehrlich: Egal, wo wir Frauen hingehen oder -schauen, das weibliche Geschlecht wird grundsätzlich mal zum Lustobjekt gemacht. Seien es heiße Promoterinnen, Gridgirls, Stripperinnen, Hostessen oder sonstige Bereiche, in denen man Aufmerksamkeit oder Kaufkraft generieren will.
So eine Umkehrung der geschlechtlichen Wertigkeiten, wie bei Magic Mike XXL, würde ich mir echt viel öfter wünschen. Wo sind die heißen Promo-Burschen mit dem Mörderlächeln oder die leichtbekleideten Kellner, die mit durchtrainierten Körpern bei einer Restaurant-Kette sexy deine Bestellung aufnehmen? Ich weiß, Sexismus ist, egal welches Geschlecht ihm zum Opfer fällt, nicht OK. Aber solange man die Filme, die Männer als Objekte sexualisieren, an einer Hand abzählen kann, während Typen tagtäglich—schon fast immun, abgestumpft und übersättigt—auf weibliche Sexualität stoßen, haben wir immer noch einiges an „Männer-Objektivierung” aufzuholen.
Schon der erste Magic Mike-Teil hat weltweit dafür gesorgt, dass Frauen sich während der Kinovorstellungen wie Neandertalerinnen verhielten. Warum zucken Mädels bei so einem Film dermaßen aus—während Typen stumm auf Po und Titten starren, bei Filmen wie Sucker Punch oder Fast & Furious? Ganz einfach: Weil wir es nicht gewohnt sind!
Nach den paar Parfum-Werbungen und den bekannten Spots von Coke Light aus den 90ern, in dem der sexy verschwitze Fensterputzer oder Lieferant sich die kühle Erfrischung gönnt, kam nicht mehr viel. Gerade deshalb gingen in den USA die Frauen während den Screenings von Magic Mike so dermaßen ab—es wären eigentlich Security-Leute für die viel betatschte Kinoleinwand nötig geworden. Wir haben einfach mehr Spaß an sexy Unterhaltung.
Warum muss sich also in einem Werbespot für die US-Burgerkette „Hardees” gerade Kate Upton, die ich echt gerne mag, sexy auf einem Auto räkeln und sinnlich ein Jalapeno-Sandwich verspeisen—und fast damit masturbieren? Channing Tatum würde doch auch gut in so eine Werbung passen. Er beißt halbnackt in einen Burger und die Soße tropft ihm aus dem Mundwinkel.
Nein! Stattdessen muss natürlich auch die ewig eifersüchtige Freundin am Ende des „Hardees”-Spots den Kopf ihres Partners mit den Fingern wegdrehen, da die Klischees seit Jahrzehnten in Stein gemeißelt scheinen: Typen muss man aufgeilen oder schimpfen. Das sind ziemlich undankbare Jobs, die niemanden mehr interessieren.
Magic Mike XXL stellt eines ziemlich klar: Egal wie du als Frau aussiehst und dich fühlst, du hast es verdient, gut behandelt und vor allem angebetet zu werden! Auch wenn der Film natürlich aus komplett übertrieben stilisierten Charakteren besteht, die es im echten Leben vermutlich nirgendwo so gibt, betreiben Tatum und seine Kollegen „Dirty Dancing” auf einem ganz neuen Unterhaltungs-Level. Das ist alles nur für uns, Muchachas—unddie Gebärmutter macht einen Freudensprung.
Es ist eigentlich wie bei einem Porno: Es geht nicht um die Storyline, sondern um den tatsächlichen Akt, die Action, in diesem Fall: das Tanzen! Was im ersten Teil noch mehr Chippendales-Späße waren, hat sich nun zu aufwendigen Moves und Full-Contact-Lapdances hochentwickelt—zum quasi visuellen Trockensex. Spätestens gegen Ende des Films hast du als Kinobesucherin das Kama Sutra der verschiedenen Sitzpositionen durch.
Obendrein ist angefangen vom kleinen Schönling, über den bärigen Koloss bis zum feurigen Latino jedes männliche Klischee im Stripper-Trupp vertreten, sodass alle ihren persönlichen Favoriten finden. Das ist das Boygroup-Phänomen und funktioniert anscheinend immer noch, in allen Altersschichten. Es ist echt scheißegal, welchen Typ Mann du als Frau im wahren Leben attraktiv findest, man hat einfach eine gute Zeit mit den sexy „Artisten” und dem geilen Soundtrack, der für großartige Stimmung sorgt und den Drang, sich mitzubewegen.
Die Handlung des Filmes ist—wie erwartet und auch wie bei Pornos—eher anspruchslos: Nachdem Magic Mike seine Stripperkarriere vor drei Jahren an den Nagel gehängt hat, überreden ihn seine damaligen Male-Entertainer-Kollegen nun doch wieder auf eine Stripper-Convention nach Tampa mitzukommen. Dort werden tausende Frauen erwartet.
Zu Beginn des Filmes war ich ein wenig enttäuscht, da man nicht mehr vom nackigen Tatum zu sehen bekam. Irgendwann kommt dann aber endlich die jetzt schon legendäre Szene, die bereits im Trailer so eingeschlagen ist. Das Teasing hat ein Ende als Magic Mikes Hymne „Ride my Pony” ertönt und sein Tanz beginnt. It’s on!
Die weiblichen Hauptcharaktere in Magic Mike XXL sind—wie schon im ersten Teil—überdurchschnittlich gut aussehende und sehr toughe Frauen, keine notgeilen Vorzeigepüppchen. Jede einzelne von ihnen hat auf ihre eigene Art und Weise einen selbstbewussten Charaktermoment. Angefangen bei der unabhängigen Male-Striphouse-Besitzerin bis hin zur attraktiven Revoluzzerin, die Magic Mike nicht sofort verfällt, sondern zunächst einmal seinem Lebensstil verurteilt. In diesem Film haben eindeutig die Frauen das Sagen.
Magic Mike XXL ist ein Sexvorspiel in Filmlänge, nur leider ohne den wirklichen Sex danach. Es war wie ein heißer Lapdance, der immer enger wird und dann plötzlich „Tschüss”. Aber so funktionieren Filme eben und der hat sehr gut funktioniert. Und wenn Magic Mike XXL bei dir nicht wirken sollte, hast du entweder nur ganz frischverliebte Augen für deinen Mann (meine Gratulation), bist einfach nicht an Sex interessiert oder ein heterosexueller Mann. Mädels, Magic Mike XXL ist schmutzig, unterhaltsam und passt einfach ideal zum Sommer. Ride my Pony!