Magic Mushrooms sollen gegen Depression helfen

Nach LSD soll mit den sogenannten Magic Mushrooms nun die nächste Hippie-Droge gegen schwere Depressionen helfen. Das ergab zumindest eine Studie des Imperial College in London.

Die selben Wissenschaftler, die die allseits gefeierte Untersuchung zur neuronalen Wirkung von LSD präsentiert hatten, haben in einer Studie zwölf Personen mit schweren Depressionen Psilocybin verabreicht. Psilocybin ist der zentrale Bestandteil in den magischen Pilzen, der psychoaktiv wirkt. Von dieser Substanz wurden den Probanden zwei Dosen verabreicht. Die erste Dosis war gering, um die Verträglichkeit zu testen. Die zweite war höher und sorgte bei manchen Teilnehmern für einen bis zu fünfstündigen Trip. Bei allen Probanten setzte nach der Verabreichung der zweiten Dosis für mindestens drei Wochen die Depression aus, bei fünf von ihnen sogar drei Monate lang. In den Jahren zuvor hatten sie erfolglos mindestens zwei Arten von Anti-Depressiva eingenommen.

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Ein methodisches Problem der Studie ist die fehlenden Kontrollgruppe, der ein Placebo verabreicht wird. Allerdings ist es dieser wissenschaftliche Standard in Untersuchungen zu psychoaktiven Substanzen ohnehin schwierig zu erreichen, da es meistens ohnehin offensichtlich sein wird, wer eine psychedelische Erfahrung hat. Ein weiteres Problem ist die fehlende finanzielle Unterstützung für derartige Studien.

Wichtig ist den beteiligten Forschern auch die Warnung, trotz der vielversprechenden Ergebnisse keine Selbstversuche zu Hause zu starten. Dr. Robin Carhart-Harris, leitender Autor der Untersuchung, sagte gegenüber dem Guardian: “Psychedelische Drogen haben starke Auswirkungen und werden in unseren Forschungsprojekten nur unter Aufsicht und mit entsprechenden Sicherheitsvorkehrungen verabreicht. Ich möchte nicht, dass Leute jetzt aufgrund der Ergebnisse annehmen, sie könnten ihre eigene Depression behandeln, indem sie sich Magic Mushrooms besorgen. Das wäre sehr riskant.” Für die Studie hatte das Forscherteam eigens spezielle Räume hergerichtet und Musik ausgewählt, die gemeinhin als unterstützend und entspannend bei psychedelischen Trips wirkt. Zudem waren zwei Psychiater anwesend, die mit den Probanden während ihres Highs sprachen.

Kirk Rutter, einer der Teilnehmer des Experiments, beschrieb die Erfahrung während des beginnenden Trips als psychedelische Turbulenz, die in ihm zunächst Angst ausgelöst habe. Diese sei dann jedoch verflogen und er habe im Verlauf Bewusstseinserfahrungen gemacht, die ihm auch in den Wochen danach geholfen haben. Seine schwere Depression sei vermutlich durch den länger zurückliegenden Tod seiner Mutter ausgelöst worden, den er nicht verarbeiten konnte. Während des Trips habe er sich mit seiner leidenden Mutter im Krankenhaus wiedergefunden, aber auch in anderen gemeinsam erlebten Szenen. “Durch das nochmalige Erleben dieser Erinnerungen und die Erfahrung von Liebe in unserer Beziehung konnte ich erkennen, dass das Überwinden der Trauer nicht heißt, die Erinnerung an sie zu verlieren.”

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David Nutt, einer der bekanntesten Befürworter der Forschung an psychoaktiven Substanzen in Großbritannien, war ebenfalls an der Studie beteiligt. Er betonte erneut die Schwierigkeit in der Arbeit der Forscher. Es habe 30 Monate gedauert bis man überhaupt die Substanz bekommen habe. Zudem sei es extrem teuer gewesen. Fast 2.000 Euro habe es pro Teilnehmer gekostet. Man müsse zudem noch weitere Studien durchführen. Zum Beispiel um herauszufinden, ob die positiven Effekte durch eine Veränderung der neuronalen Chemie durch das Psilocybin erreicht werden oder ob es die spirituelle Erfahrung des Trips selbst ist, die eine neue Perspektive erzeugt und anschließend eine temporäre Heilung der Depression bewirkt.

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