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Albumstream: Dutch Uncles zeigen uns mit ’Big Balloon’, dass Indierock noch am Leben ist

Foto von Sebastian Matthes

Indierock nimmt in der Mainstream-Musik eine fragile Stellung ein. Jedes Gitarrenriff scheint nach Relevanz zu betteln; versucht uns daran zu erinnern, dass uns eine traditionelle Band aus vier oder fünf Leuten einheizen kann, damit wir auf der Tanzfläche loslassen oder uns nachdenklich selbst herausfordern. Guter Indierock sieht dieser aufziehenden Frage der Relevanz jedoch direkt in die Augen und fragt, wie er sich selbst voran bringen kann. Auf ihrer fünften Platte, Big Balloon, schwenken die Dutch Uncles aus Manchester in Richtung eines funkigeren Art-Rock-Ansatzes; immer noch David Bowie auf den Fersen, mit ein wenig David Byrne und einer Spur ihrer Zeitgenossen Franz Ferdinand. Es ist nicht subtil, es erhebt sich, und das macht es gut. “Ich bezweifle, dass die Bands an der Spitze jemals irgendetwas vorantreiben. Sie machen es sich einfach gemütlich wie die Kaiser Chiefs und machen ein Album/gehen auf Tour, wenn sie ein wenig Geld wollen”, so der Leadsänger der Dutch Uncles, Duncan Wallis. “Aber ich bin nicht sicher, was die aufstrebenden Underground-Gruppen machen werden, um sich von der Situation abzugrenzen, außer höflich die kurzsichtigen Angebote abzulehnen, die ihnen von oben gemacht werden. Hoffentlich machen sie zumindest das.”

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Big Balloon bietet klassisch nervösen Art-Rock; “Hiccup” ist rauchig, “Baskin” ist schnell und ehrlich und “Achameleon” schwillt balladesk an. Es wäre zu einfach, die Einflüsse der Gruppe, wie David Bowie oder Kate Bush, zu zitieren (was sie selbst gerne machen), denn Big Balloon ist differenzierter als bloß die großen Namen der 80er. Jeder Song klingt wie eine Hommage an etwas, das die Band an der Blütezeit des Genres mochte. Sie widmen sich der Produktion und Komposition eines guten Songs und verdichten ihren Fokus auf das Einzelne anstatt eine Erzählung oder ein zusammenhängendes Stück. Auf dem Titeltrack “Big Balloon” wird der Hörer am meisten von dem flinken Bass-Intro angesprochen, das dem Track beinahe die ganze Zeit Stabilität verleiht; bei “Sink” sind es sie Synthies; “Combo Box” bewegt sich zwischen straffen Riffs und “Oh Yeah” ist mehr ein Power-Pop-Song denn ein Rock-Song. Das erlaubt der Gruppe ein wenig Flexibilität und Experimentierfreude. “Unsere letzten beiden Alben waren im erzählerischen Sinne sehr steif und in manchen Fällen musstest du einen Song hören, um einen anderen zu verstehen. Dieses Mal wollten wir also zehn verschiedene Einheiten, die sich auch gegenseitig ergänzen”, so Wallis.

Big Balloon erscheint am 17. Februar über Memphis Industries, unten kannst du dir das Album bereits im Stream anhören:

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