Hitler-Büsten, Schweine-Masken, Baby-Beine: Ein Besuch im ORF-Fundus

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Halloween

Hitler-Büsten, Schweine-Masken, Baby-Beine: Ein Besuch im ORF-Fundus

Am Küniglberg gibt es eine riesige Sammlung an Requisiten. Wir waren im dunklen Innersten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.

"Ohne den Fundus hier wären alle unsere Sendungen ziemlich kahl und die Moderatoren hätten nichts an", sagt Martina Stadler. Sie ist Leiterin der Ausstattung im ORF. Vor allem die historischen Objekte machen die Sammlung auch für Filmausstatter zur wichtigen Anlaufstelle. Objekte ausleihen kann aber jeder.

Es gibt hier so viel Auswahl an kaputtem oder gruseligem (und teils kaputtem und gruseligem) Dekomaterial, um damit locker 100 Halloween-Partys zu schmücken. Vielleicht keine Partys, die aussehen wie Halloween in Strange Things, sondern mehr so wie die Kulissen in Buffy, aber Hauptsache, man hat Spaß dabei (und Alkohol).

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Obwohl das mit dem Spaß natürlich auch in sich die Schwierigkeit sein kann: Wie jeder weiß, sind die schlimmsten Deko-Gegenstände und Requisiten die, die eigentlich Spaß machen sollten, es aber überhaupt nicht tun. Wie zum Beispiel Clowns. Meine früheste Erinnerung an einen Clown ist, dass ich wegen ihm schreiend aus dem Zirkuszelt gerannt bin. Und das war lange, bevor ich wusste, was It ist.


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Für mich gehören Clowns genau wie alte Puppen, kaputte Masken und hohle Mannequins schon immer zu den weirdesten und unheimlichsten Bildelementen, die ich mir in einer dunklen Kammer oder am Dachboden eines knirschenden Hauses vorstellen kann – und von all diesen Dingen gibt es im ORF-Requisitenfundus genug. Der selbe Betrieb brachte immerhin auch auch Confetti TiWi, Rolf Rüdiger und Tom Turbo hervor. Und jeder, der jetzt abstreitet, dass die nicht immer auch ein bisschen creepy waren, lügt.

Neben einem riesigen Möbellager in Liesing, wo sich unter anderem Mundls Badewanne aus Ein echter Wiener geht nicht unter befindet, besitzt der ORF auch noch den Kostüm- und den Kleinrequisiten-Fundus. Seit seinen Anfängen vor über 60 Jahren wird hier konsequent alles gesammelt – mittlerweile gibt es um die 170.000 Einzelobjekte auf 1000 Quadratmetern.

Jeder Mensch, der zwanghaft Sachen nach Farbe oder Form ordnen muss, würde eine tiefe Befriedigung beim Besuch erfahren – es gibt zum Beispiel eine trippy Schaukelpferdsammlung, eine Käfig-Kollektion und ziemlich viele Staubsauger aus allen Jahrzehnten. Zum Alice-im-Wunderland-Effekt tragen außerdem die vielen überdimensionalen Objekte bei: Es gibt hier unter anderem so tolle Sachen wie eine Riesenpizza mit Durchmesser von über einem Meter (leider aus Karton).

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Seit ich das erste Mal hier war, wollte ich von dem ganzen wundersamen Zeug unbedingt ein paar Fotos machen, um den Schmerz darüber, dass man nichts davon kaufen kann, ein wenig zu lindern. Als ich nach langem Hin und Her endlich einen Termin in Aussucht hatte, musste ich ihn um jeden Preis wahrnehmen, obwohl ich an dem Tag eigentlich krank war.

Schließlich habe ich mich im Fieberwahn durch die endlosen Regalwände gewühlt und mich aus allen Winkeln beobachtet gefühlt. Nachträglich gesehen glaube ich, dass das ein recht passendes Mindset für die Aufgabe war. Außerdem war ich mir die ganze Zeit über sicher, dass noch eine andere Person im Raum war – bis der Mitarbeiter dann plötzlich aus der Pause zurückkam. Aber auch abgesehen von diesem Hosilulu-Moment hat der Besuch im ORF-Fundus meinen fiebrigen Träumen in den darauffolgenden Tagen jedenfalls ausreichend Stoff geboten.

Und weil es nun mal der ORF ist, haben wir die Bilder für euch gleich mit gebührend antiken Grusel-Filtern aufbereitet. Boohoo und so.

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