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Intersexualität

Wir haben die Kommentare zum dritten Geschlecht nach Schwachsinn sortiert

"Erst wird der Dieselmotor abgeschafft, und jetzt auch noch das!"
Collage: VICE (Regenbogen-Flagge: Peter Hershey | Unsplash; Symbol für Intersexualität: Fibonacci | Wikimedia Commons | CC-0) 

In der Welt mancher Menschen haben schon kleinste Dinge das Potenzial, eine Katastrophe auszulösen: Lebkuchen im September, schlecht rezensiertes Matcha-Eis, Straßenschuhe im Altbau-Flur. Auch die Frage, welches Geschlecht man haben kann. Schon im Oktober entschied das Bundesverfassungsgericht, dass es mehr als zwei Geschlechter geben muss. Eine intersexuelle Person hatte Klage eingereicht, weil das Standesamt im Geburtenregister die Bezeichnung "inter/divers" statt "weiblich" untersagt hatte.

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Das binäre Geschlechtersystem gilt längst als überholt und konstruiert, das glauben mittlerweile auch viele Naturwissenschaftler. Nun soll es offiziell eine dritte Option geben. Eine zu viel, wenn es nach vielen Kommentatoren im Netz geht: Sie wittern nach der Veröffentlichung der Pressemitteilung zum Urteil Verschwörungen, den Untergang der zweigeschlechtlichen Toiletten-Kultur und der biblischen Fortpflanzungsgeschichte. Wir haben Ordnung ins Angst-Durcheinander gebracht – und die Kommentare nach Schwachsinn sortiert.

5. Die eisernen Verfechter der Zweisamkeit

Gott hat Adam und Eva gemacht, die Natur hat uns Genitalien gegeben und die Kindergartenlehrerin erklärt diese irgendwann mit fragwürdigen "Steckdosen"-Metaphern – die Welt könnte so einfach sein. Das ist sie aber nicht. Und weil man nicht akzeptieren will, dass Jungfrauen nicht einfach so schwanger werden und Frauen auch nicht aus den Rippen von Männern gebaut sind, haut man eben auf den Tisch hauen und brüllt: "Diskriminierung!"

4. Die Whataboutisten: "Und was ist mit?"

Stell dir vor, du bist in einer hitzigen Diskussion, hast keine Argumente mehr oder schlichtweg keine Ahnung, wovon dein Gegenüber spricht. Die Notlösung: auf ein vollkommen anderes Problem hinweisen, um von der eigenen Unfähigkeit abzulenken. Bienensterben oder Umweltverschmutzung beispielsweise. Oder Dieselmotoren! Eine gute Taktik, immerhin hat es der größte Verfechter des Whataboutism bis ins Weiße Haus geschafft. Weil der "Und was ist mit"-Querschläger nicht kontern kann, feuert er willkürlich in andere Bereiche und hofft, dass der argumentative Mischmasch irgendwie Sinn ergibt.

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3. Die besorgten Toiletten-Bürger

Der "besorgte Bürger" klammert sich weiter an jede Kontroverse. Diesmal ist es nicht die Angst vor einer Migrationswelle, sondern davor, dass herkömmliche zweigeteilte Toiletten von einer Flut Intersexueller überschwemmt werden. Oder dass das "dritte Geschlecht" auch zu einer dritten Toilette führt – und der Steuerzahler für die Umrüstung blechen muss. Deshalb kämpfen sie fast schon heroisch gegen die Ungerechtigkeit auf dem Klo.

2. Diejenigen, die sich "lustige" Alternativgeschlechter ausdenken

Für manche ist es einfacher, den Pausenclown zu spielen, als tolerant zu sein. Sie sehen Inter- und Transsexualität als Ideologie und basteln sich "lustige" Alternativ-Geschlechter zusammen. Wir hätten da auch noch einen Vorschlag: Idioten.

1. Die Konspirativen

Diese Menschen wittern hinter jeder politischen Entscheidung eine Verschwörung. Alles, was passiert, ist ein abgekartetes Spiel und nur sie waren so smart und durchschauen es. Was wollen die unbekannten Strippenzieher? Natürlich das schöne Deutschland kaputtmachen, es mit der ganzen Toleranz in den Multi-Kulti-Abgrund stoßen. Für sie ist der Beschluss des Bundesverfassungsgerichts nur ein Mittel von "denen da oben", um von den wirklich krassen Problemen abzulenken. Offenheit passt nicht in ihr Weltbild – weder wenn es um Grenzen geht noch beim Thema drittes Geschlecht.

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