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sommerloch

Diese Fanfiction über den pöbelnden LKA-Mann wird euch den Freitag versüßen

"Kocht neuen Kaffee, wenn er den letzten genommen hat aus der LKA-Kaffeemaschine im 2. Stock"

Jeder Sommer, das ist so eine Regel in deutschen Redaktionen, muss sein eigenes Sommerloch-Tier haben. Ein paar der bekanntesten: die Schildkröte "Eugen" (gruseliges Viech) von 2002, der Schwan Petra von 2006, der "WM-Oktopus" Paul von 2010. Nur dieses Jahr sah es schon fast so aus, als würden wir auf ein Sommerloch-Tier verzichten müssen – bis er kam: der Hutbürger.

Maik G., so heißt der gute Mann, hat wirklich alles für das perfekte Sommerloch-Tier: Erstens ist er irgendwie ins falsche Gehege geraten (von der Polizei auf eine rassistische Demo). Und zweitens hat er auch sonst alle wichtigen Attribute: einen markanten Look, eine markante Ausdrucksweise und eine markante Hintergrundgeschichte.

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Wie sich nämlich bald herausstellte, ist Maik G. nicht nur engagierter Berichterstattungsverhinderer, sondern arbeitet auch noch beim sächsischen LKA. Und wie der MDR jetzt herausgefunden hat, hat Maik G. dort Zugriff auf sensible Daten: Als Buchprüfer bei Ermittlungen in komplexen und schweren Straftaten kann er sich in das polizeiliche Erfassungssystem IVO einloggen. In dem speichert die Polizei alles, was so an Straftaten, aber auch an Ermittlungen anfällt – natürlich inklusive personenbezogener Daten. Ach ja, auf das Zentrale Ausländerregister (ZAR) soll der Pegida-Fan ebenfalls Zugriff haben. Das LKA prüft bereits, ob G. Verbindungen zur rechten Szene unterhält. Aber hey, niemand hat gesagt, dass das Sommerloch-Tier unbedingt sympathisch und schnuckelig sein muss – wie gesagt, schaut euch Eugen an.

Die deutsche Medienlandschaft hat jedenfalls beschlossen, Maik G. als ihr Tierchen für den Sommer zu adoptieren. Das hat manchmal peinliche Ergebnisse (Beispiel: der "Hutbürgerfilter" für Facebook), manchmal aber auch überraschend kreative. Wie zum Beispiel die Fanfiction, die Leute jetzt über Maik G. schreiben.

Fanfiction entsteht, wenn es eine Diskrepanz gibt zwischen der Faszination, die eine Person auf die Öffentlichkeit ausübt, und den über sie verfügbaren Informationen. Die Menschen können nicht anders, sie müssen die Lücken mit ihrer Fantasie ausfüllen. Und was könnte für die anregender sein als das Bild des Huttbürgers?

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Gut, wir geben es zu: Das meiste davon findet unter einem einzigen Tweet des Schriftstellers Saša Stanišić statt. Aber es ist so schön, dass wir es euch nicht vorenthalten wollten. Also los:

Stanišić selbst hat noch eine ganze Menge mehr davon verfasst, und ihr solltet sie euch anschauen, aber wir wollen auch den anderen Poeten ein bisschen Platz geben:

Wunderbar, einfach wunderbar. Maik G., er wird in diesen haiku-artigen, ausschnitthaften Beobachtungen erst wirklich lebendig, tritt hinter dem Zerrbild des hasserfüllten Hutbürgers hervor und zeigt sich als Mensch. Als Mensch, mit dem man auch so auf gar keinen Fall irgendwas zu tun haben will, aber immerhin: Die Hobby-Dichter auf Twitter machen aus G. eine ganze abgerundete Persönlichkeit. Er ist nicht nur die unangenehme Mischung aus Kleingärtner und Blockwart, die man aus dem Video kennt. Nein, er kann auch ein ganz zugänglicher, deutscher, spießiger Beamter sein, den alle Kollegen um seine Riesen-Sammlung Uli-Stein-Bürowitz-Kalender beneiden. Was wir daraus gelernt haben? Keine Ahnung. Wird Zeit, dass dieser Sommer endlich zu Ende geht.

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