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MTV VMAs

Eigentlich braucht keiner mehr die MTV VMAs – aber dann haben sie doch abgeliefert

Neun unvergessliche Augenblicke haben den VMAs auch dieses Jahr wieder eine kleine warme Ecke in unseren Herzen gesichert. Nur das mit Lil Xan und seiner Freundin Noah Cyrus ist etwas verstörend.
Foto: imago | PA Images

Die Zeiten, in denen wir aufgeregt an einem Montag bis drei Uhr nachts wach geblieben sind, um etwas im Fernsehen anzusehen, sind wahrlich lange vorbei. Selbst für Britney Spears und Christina Aguilera in Hochzeitsoutfit auf derselben Bühne würden wir das heute nicht mehr machen (na gut, vielleicht doch). Aber von solch epischen Momenten können die jungen Leute heutzutage ja nur träumen, bei uns war das alles noch viel besser (hören wir uns in unseren an den Mundwinkeln tabakgelb gefärbten Rauschebart murmeln, bevor wir eine Hand voll Rosinen in die motzende Öffnung werfen). Trotzdem werden die MTV Video Music Awards kurz VMAs immer einen besonderen Platz in unserem Herzen haben. Und so ganz egal sind sie uns dann doch nicht, wenn wir am nächsten Morgen Reddit und Twitter durchkämmen und nach den großen Momenten des Abends Ausschau halten, die einige durchgeskippte Videominuten unserer Lebenszeit wert sind.

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Falls es euch ähnlich geht, kümmern wir uns gerne darum und präsentieren euch hier die Momente, die ihr gestern verpasst habt – wobei man natürlich nicht von "verpassen" sprechen kann, wenn man glücklich in seinem Bett gelegen und eine Serie über Mörder gesehen hat, ohne Werbeunterbrechungen und Reality-TV-Stars, die kein Mensch kennt.

Jennifer Lopez erhält Ehrenpreis und liefert Lebenswerk-Performance ab inklusive Ja Rule und DJ Khaled

Der "Michael Jackson Video Vanguard Award" ging dieses Jahr an Jennifer Lopez und wie es für diese Ehrung üblich ist und es Gewinner wie Beyoncé, Pink oder Rihanna bereits vor ihr taten, performte J.Lo ein Medley ihrer größten Hits und einiger Songs, die 90s-Kids wohl in den letzten Jahren verpasst haben. Jedenfalls kannten wir ein paar nicht, aber dafür breitete sich ein umso breiteres Grinsen auf unsere Gesichter aus, als schließlich die "Golden Era" des Medleys anbrach und "Love Don't Cost a Thing", I'm real", "Ain't It Funny" (inklusive Ja Rule!) und eine überraschend großartige Performance von "All I Have" angestimmt wurden. Alles toll, wir sind wieder versöhnt mit der Welt. Wenn nur DJ Khaled endlich aufhören würde, permanent reinzuquatschen.

Travis Scott spielte ein verboten kurzes Set

Es ist eigentlich ein Kompliment, wenn wir sagen, dass wir von Travis Scotts Show bei den VMAs etwas enttäuscht waren. Denn das lag keinesfalls an seinen Skills, sondern daran, dass wir viel mehr davon gewollt hätten. In gerade mal vier Minuten quetschte Travis "STARGAZING", "STOP TRYING TO BE GOD" und "SICKO MODE", bevor er sich recht hurtig wieder von der Bühne stahl. So viele verpasste Möglichkeiten, vor allem, wenn man bedenkt, wie viele Songs auf Astroworld sind, die allein dazu geboren wurden, live gespielt zu werden!

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Ariana Grandes Mikro war kaputt, sie hat natürlich trotzdem abgerissen, die alte Streberin

Auch wenn wir Ariana Grande persönlich für die endgültige Mainstream-Verpoppung von The Weeknd verantwortlich machen, müssen auch wir zugeben, dass die Frau unfassbar talentiert ist. Ariana Grande ist ein Streber, trifft immer jeden Ton, liefert immer das, was von ihr erwartet wird und leistet sich nie auch nur einen Fehltritt. Totzdem (oder vielleicht deswegen) ist sie aber auch ein bisschen nervig.

Schaut euch deswegen nach ihrer Performance von "God Is a Woman" dieses wunderbare Video an, das gerade auf Twitter rumgeht.

Nicki Minaj, allgemein keine riesen Live-Performern, reißt komplett ab

Vorab sei gesagt, dass nun mal nicht jeder mit einem Beyoncé-Talent hinsichtlich Live-Performances gesegnet ist. Das bedeutet nicht, dass man ein schlechter Musiker ist. Nicki Minaj ist trotzdem eine unangefochtene "Queen". Und da sie – aus welchen Gründen auch immer – im Moment das dringende Bedürfnis hat, diesen Status, wann immer es geht, zu verteidigen, hat sie direkt ihre Performances von "Majesty", "Barbie Dreams" und "Fefe" komplett abgerissen.

Klar – Nickis Atemtechnik ist immer noch ausbaufähig und aufs Tanzen ist eh geschissen, muss ja auch echt nicht sein. Aber die Energie und Präsenz, mit der Nicki auf dieser Bühne stand und flexte, war so ansteckend wie kaum eine Performance an dem Abend. Schaut euch nur mal die Crowd an!

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Noisey-Video: "Out and Bad: Londons LGBT-Dancehall-Szene"


Neben Performances geht es bei den VMAs aber vor allem um Gossip. Wir wissen das, ihr wisst das, Nicki Minaj weiß das. Und so hat sie auch in dieser Hinsicht abgeliefert. Bei ihrer Dankesrede gab es nebst durchsichtigem Kleid auch verbale Schellen an Charlemagne tha God. Der Radiohost hatte sie aufgrund ihres Twitter-Wutausbruchs kürzlich mit seinem "Donkey of the Day" Award gerühmt.

Zur Hintergrundgeschichte: Nicki Minaj hatte sich in mehreren Tweets darüber beschwert, mit ihrem neuen Album Queen nur auf Platz zwei hinter Travis Scott gechartet zu sein, weil der seine Freundin Kylie Jenner und deren gemeinsame Tochter Stormi für Promozwecke ausgenutzt habe. Außerdem warf sie Spotify vor, Queen promotechnisch sabotiert zu haben, wegen ihrer "Queen Radio Show" auf Apple Music, wo sie vorab Songs des neuen Albums zehn Minuten vor Veröffentlichung gespielt hatte.

Ein Repräsentant von Spotify erklärte inzwischen in einem Statement, Spotify hätte Nicki Minaj mit einer Plakatwand auf dem Times Square und verschiedensten Playlists unterstützt, solle also alles gar nicht stimmen, was sie sagt. Vermutlich haben beide irgendwo Recht. Vielleicht ist das Album aber auch einfach nicht ganz so gut, wie Nicki es vielleicht denkt. Wir werden jedenfalls mehr dazu in der kommenden Queen Radio Show hören – falls Nicki nicht vorher klar wird, dass sie auf das alles eigentlich einen fetten, feuchten Kehricht geben kann.

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Da wir bei Gossip angekommen sind: Lil Xan und seine Freundin Noah Cyrus sehen exakt gleich aus

Warum ist das bisher keinem aufgefallen? Und was sagt das über einen aus, wenn man sich einen Partner aussucht, der exakt aussieht wie man selbst? Wir sind dann mal den Rest des Tages mit googeln beschäftigt.

Post Malone performt "Rockstar" mit, nun ja, Rockstars

Post Malones Performance seines frisch zum "Song of the Year" gekürten "Rockstar" macht klar, warum wir uns die VMAs doch jedes Jahr aufs Neue geben – zumindest in Sammelartikeln. Neben fragwürdigen Auszeichnungen, Kategorien, die einfach keinen Sinn machen (dazu später mehr) und einem Publikum in kollektiver Narkose macht hier eine Sache wirklich Spaß: die Absurdität der Shows, die sich die Leute für die Preisverleihung ausdenken. So tritt Post Malone, nachdem er bereits mit 21 Savage performt hat, einfach mit fucking Aerosmith auf und tut so, als würde er bei "Dream On" und "Songs in the Attic" Gitarre spielen. Das Ganze in weißen Cowboy-Stiefeln und einem Anzug aus roten, blauen und gelben Smileys.

"Havana" wird zum besten Video gekührt und wir haben da ein paar Fragen

Camila Cabello und Young Thug haben für ihr Video zu "Havana" den Hauptpreis des Abends gewonnen: den Preis für das Video des Jahres. Wir müssen hier leider Kanye-mäßig dazwischengrätschen, denn es gab dieses Jahr schließlich Childish Gambinos "This Is America", das sich so vielschichtig und gleichzeitig explizit mit Rassismus und Waffengewalt in den Vereinigten Staaten auseinandersetzt wie lange kein Musikvideo zuvor. Dafür hat Donald Glover alias Childish Gambino auch einen Preis bekommen, nämlich den für das "Best Video with a Message". Das wirft bei uns nur folgende Fragen auf: Hat Camila Cabellos "Havana" dann etwa keine Message? Warum werden Videos, die Feminismus in den Mittelpunkt stellen, zur Selbsbefreiung von rassistischen Stereotypen auffordern oder eben Waffengewalt anprangern in eine Unterkategorie gepackt? Und wie relevant sind eigentlich die VMAs?

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Madonna hat eine Rede auf Aretha Franklin gehalten und das war schön übel

Nachdem Aretha Franklin am 16.August gestorben war, widmete die Gewinnerin des Abends, Camila Ceballo, ihren Award der Queen of Soul, Travis Scott beendete seine Performance mit einem "R.I.P. The Queen of Soul, Aretha Franklin" und Madonna sollte eine Rede zu Ehren der verstorbenen Sängerin halten. Dummerweise vergaß die mit seltsamen Kopfschmuck auftretende Queen of Pop fast gänzlich über Franklin zu reden und verlor sich stattdessen in einer Geschichte über sich selbst. Das Internet fand den bizarren Auftritt eher so semi witzig und wir müssen zugeben: Wenn Madonna versucht, Aretha Franklin Tribut zu zollen und dann in "That’s right, I’m a rebel heart"- oder "Bitch, I'm Madonna"- Formulierungen verfällt, wissen wir vor lauter Fremdscham auch nicht mehr weiter.

Logic hat Eminems Performance von 2000 wiederholt, nur dieses mal in politisch

Ein rappendes Weißbrot, das gefolgt von einer Horde gleichgekleideter Komparsen durch die Lobby läuft, um dann schlussendlich vor versammelter Mannschaft abzuperformen. Hatten wir doch schon mal 2000, als Eminem "The Real Slim Shady" auf die Bühne der VMAs gebracht hat? Stimmt, nur der hat damals nicht wie Logic jetzt ein "F*uck the Wall"-Shirt getragen und die Menschenmenge hinter ihm waren keine US-amerikanischen Familien mit Migrationshintergrund. "We are all human beings" heißt es auf den Oberteilen und auch wenn die Zusammenarbeit von Logic und Ryan Tedder sich hier doch mitunter sehr cheesy anhört, finden wir trotzdem: unvergesslicher Moment der 2018er VMAs.

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