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Dieses seltsame Viech wird alle Menschen überleben

Forscher spielten einfach alles durch: Asteroideneinschläge, Supernova und Gammastrahlenexplosion. Doch der zähe Wicht ist praktisch unzerstörbar.
Bild: Shutterstock

Auch auf die Gefahr hin, euch die Stimmung zu vermiesen: Wir Menschen werden vermutlich bald aussterben. Wissenschaftler sind sich nur noch nicht einig, innerhalb welchen Zeitraums es soweit sein wird – zwischen 100 Jahren bis 5 Milliarden Jahren ist alles drin. Eines scheint nun jedoch sicher: das Bärtierchen wird uns alle überleben. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest eine neue Studie von Forschern aus Harvard und Oxford.

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Das Bärtierchen, auch als Tardigrada oder Wasserbär bekannt, ist ein achtbeiniges Tier, das als praktisch unzerstörbar gilt. Denn auch unter Bedingungen, bei denen andere Organismen längst kapitulieren, können die mikroskopisch kleinen Wesen immer noch gedeihen: Das etwa 1 Millimeter große Tier kann bis zu 60 Jahre alt werden, 30 Jahre lang ohne Essen oder Wasser auskommen, Temperaturen bis zu -272 beziehungsweise +150 Grad Celsius aushalten und sogar im Weltraum überleben.

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Bei diesen Voraussetzungen ist es nicht weiter verwunderlich, dass Physiker davon ausgehen, dass die Bärtierchen eines Tages als letzte Lebewesen auf der Erde übrig bleiben werden – denn um die zähen Wichte zu zerstören, müssten schon alle Weltmeere gleichzeitig zu kochen beginnen.

"Bärtierchen sind so gut wie unzerstörbar", erklärt Rafael Alves Batista, Physiker aus Oxford, in einem Statement. "Ohne unsere schützende Technologie sind wir Menschen eine sehr empfindliche Spezies. Schon kleine Veränderungen in unserer Umgebung können uns drastisch beeinflussen. Doch auf diesem Planeten kann es noch lange Leben geben, auch nachdem der Mensch ausgestorben ist."

Um ihre Theorie zu überprüfen, spielten die Wissenschaftler von Oxford und Harvard drei Weltuntergangsszenarien durch, bei denen die Menschheit keine Überlebenschance hätte und die - nur unter gewissen Voraussetzungen - sogar für die Bärtierchen gefährlich werden könnten: ein Asteroideneinschlag, eine Supernova und eine Gammastrahlenexplosion.

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Erstes Szenario: Der Asteroideneinschlag

Die Forscher stellten fest, dass es in unserem Sonnensystem nur etwa ein Dutzend Asteroiden und Zwergplaneten gibt, die überhaupt genug Masse haben, um bei einem Einschlag auf der Erde die Ozeane zum Kochen und die Bärtierchen in Bedrängnis zu bringen. Eine weitere gute Nachricht für die Wasserbären: Keiner dieser Himmelskörper soll laut Astronomen die Erdumlaufbahn kreuzen.

Zweites Szenario: Die Supernova

Damit eine Supernova für die Bärtierchen gefährlich wird, müsste sie im Umkreis von 0,14 Lichtjahren der Erde stattfinden – nur dann könnte die Explosion, die am Lebensende eines Sterns stattfindet, die Weltmeere zum Brodeln bringen. Da der nächste Stern jedoch vier Lichtjahre von uns entfernt ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass eine Supernova den Wasserbären gefährlich werden kann.

Drittes Szenario: Die Gammastrahlenexplosion

Dann wäre da noch die Gammastrahlenexplosion – riesige Mengen an elektromagnetischer Strahlung, die während einer Supernova entstehen können. Zwar könnte eine Gammastrahlenexplosion im Umkreis von 40 Lichtjahren der Erde die Ozeane zum Kochen bringen, allerdings halten Physiker dieses extrem seltene kosmische Ereignis für unwahrscheinlich. Daher müssen die Wassertierchen sich auch wegen der Gammastrahlen keine ernsthaften Sorgen machen.

Anders ausgedrückt: Die wenigen kosmischen Ereignisse, die den Bärtierchen tatsächlich gefährlich werden könnten, sind so unwahrscheinlich, dass die kleinen Überlebenskünstler wohl fröhlich weiter existieren werden – zumindest so lange, bis unsere Sonne explodiert und die Erde verschlingt. Wir Menschen müssen uns da wesentlich mehr Sorgen wegen allerhand apokalyptischer Szenarien machen: unser Leben könnte einem Atomkrieg, dem Aufstand der Maschinen, Überbevölkerung und natürlich auch dem Klimawandel zum Opfer fallen.

Durch die Untersuchung der Bärtierchen konnten die Forscher übrigens auch wichtige Rückschlüsse auf generelle Überlebenschancen im Weltall ziehen: "Da wir in der Astronomie inzwischen Exoplaneten entdeckt haben und hoffentlich bald mit der Spektroskopie nach Leben im All suchen können, wollten wir untersuchen, wie widerstandsfähig diese robusten Wesen tatsächlich sind", erklärt der Physiker David Sloan in einem Statement. "Zu unserer Überraschung stellten wir fest, dass Supernovae oder große Asteroideneinschläge zwar katastrophal für den Menschen wären, Bärtierchen jedoch sogar hier eine Überlebenschance haben könnten. Scheinbar lässt sich das Leben, wenn es einmal in Fahrt ist, nur sehr schwer komplett auslöschen."