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Alkohol

Der Hopfen stirbt zuletzt – Dieser Bielefelder Brauer muss 50.000 Liter Bier loswerden

Wir haben ihn gefragt: Was ist besser? Bier aus einer Stadt, die es gar nicht gibt, oder Bier aus einer Stadt, die hauptsächlich für Frauenmorde bekannt ist?
Foto: Steffi Behrmann

Mike Cacic hat zu viel Bier – 160.000 Flaschen, um genau zu sein.

Was sich erstmal nach einer glücklichen Lage anhört, könnte ihm die Pleite bringen. Denn Mike betreibt eine kleine Craftbeer-Brauerei und muss die insgesamt rund 50.000 Liter Bier innerhalb von drei Monaten verkauft haben. Sein Problem: Der 28-jährige hat auf den Etiketten angegeben, sein Bier komme aus Bielefeld, obwohl es eigentlich woanders gebraut wird.

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Wer jetzt denkt, dass jede Stadt werblich besser funktioniert als die, die es gar nicht gibt – Mike braut sein Bier in Höxter. Und damit in der Region, die bislang vor allem durch ein Folterpaar bekannt wurde. Auch Mikes Werbeslogan "Endlich kein Bier mehr aus Herford" wackelt, weil sich ein Konkurrent von dort bei der Wettbewerbszentrale beschwerte. Kurzum: Das Bier mit den falschen Etiketten muss weg.

Wir haben mit Mike darüber geredet, wie er die Leute nun schnellstmöglich zum Saufen kriegen will. Und haben noch ein paar Ideen beigesteuert.

VICE: Wie wird man auf dem schnellsten Weg 160.000 Bierflaschen los?
Mike Cacic: Wir organisieren verschiedene Partys. Dazu gibt es Sammelkarten, die sich die Partygänger stempeln lassen können. Jedes zehnte Bier ist umsonst. Viele Supermärkte in der Region helfen uns auch beim Verkauf, weil wir ein kleines Start-up sind.

Willst du das Bier nicht einfach verschenken?
Dann könnte ich den Laden zumachen. Das sind 50.000 Liter Bier. Wenn ich die jetzt einfach verteilen würde, wäre ich privatinsolvent.

Wie viele der 160.000 Flaschen sind denn schon weg?
Aktuell sind noch ungefähr 125.000 Flaschen im Lager.


Auch bei VICE: Auf ein Bier mit Schwester Doris


Ist es nicht die leichteste Aufgabe überhaupt, in Deutschland Bier loszuwerden?
Es gibt auf jeden Fall schlechtere Märkte! Wenn man aber wie wir erst ein sechs Monate altes Unternehmen ist und keinen großen Geldgeber in der Rückhand hat, ist es eine Mammutaufgabe. Im Grunde versuche ich gerade, Bier einer Marke an die Menschen zu bringen, die sie noch nicht so gut kennen – das ist total schwer.

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Viele Medien haben über deinen Fall berichtet. Waren die falschen Etiketten am Ende einfach richtig gute Werbung?
Vor zwei Tagen hat sich meine ganze Welt innerhalb von wenigen Minuten verändert. Menschen aus ganz Deutschland und Österreich rufen uns an und wollen Bier bestellen. Logistisch müssen wir das auch erstmal meistern. Seit heute Morgen habe ich ungefähr 700 Mails und 1.000 Facebook-Nachrichten bekommen.

Was ist besser: Bier aus einer Stadt, die es gar nicht gibt, oder Bier aus einer Stadt, die hauptsächlich für Frauenmorde bekannt ist?
Alles, was mit Bielefeld zu tun hat, ist immer die bessere Option! Wir haben in Bielefeld angefangen, unser Bier zu brauen, und mussten dann umziehen, weil die Brauerei dort zu klein war. Höxter war die einzige Alternative, um weiterhin regional zu brauen. Zu dem Zeitpunkt hieß das Bier aber schon "Bielefelder Flutlicht".

Was hast du eigentlich gegen Herford?
Gar nichts! Obwohl Bielefeld die größere Stadt ist, trinkt man seit jeher Bier aus Herford. Weil Bielefeld die ganze Zeit über kein eigenes Bier hatte, haben wir uns darum gekümmert. "Endlich kein Bier mehr aus Herford" bezieht sich auf unseren Lokalpatriotismus.

Wir haben uns überlegt, was du mit dem Bier sonst noch machen könntest: Bier-Shampoo mischen, Herforder Kreisliga-Vereine sponsern …
… oder jeden Arminia-Fan auf ein, zwei oder drei Bier einladen! Fußballvereine sponsern würde ich sofort. Wenn nach den drei Monaten viel Bier übrig bleibt, werde ich über eure Alternativen nachdenken.

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