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Was verbraucht mehr Energie: Gras anbauen oder Bitcoin minen?

Eine Krypto-Mine im Keller ist legal, eine Cannabis-Plantage nicht. Beides verbraucht extrem viel Strom. Wir haben nachgerechnet, was der größere Umweltsünder ist.
Bild: imago | photothek || imago | UPI Photo || imago | Udo Kröner || Komposition: Sabrina Schrödl 

Das Generieren von Kryptowährungen frisst große Mengen an Energie. Darum zieht es Betreiber von Krypto-Minen an Orte, an denen der Strompreis besonders niedrig ist. Betroffene Gemeinden fürchten, dass die Strompreise dank einer Handvoll Krypto-Nerds für alle steigen, weil sie Energie aus anderen Netzen teuer zukaufen müssen. Darum hat die Stadt Plattsburgh im US-Bundesstaat New York vor Kurzem beschlossen, Bitcoin-Minen vorübergehend zu verbieten. Die Verwaltung der Stadt achtet jetzt sehr genau auf den Stromverbrauch ihrer Bürger und Firmen, um mögliche ausufernde Mining-Aktivitäten aufzudecken.

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Bisher war ein ungewöhnlich hoher Stromverbrauch für die Behörden eher ein Indiz für andere unerwünschte Aktivitäten: für eine illegale Marihuana-Plantage. Immer wieder nutzten Ermittler auch in Deutschland Hinweise auf einen verdächtig hohen Stromverbrauch, um Hanf-Plantagen auf die Spur zu kommen. So auch ein mutmaßlicher Dealer in Hamburg, der sein WG-Zimmer mal eben zu einer Plantage umfunktioniert hatte. Er flog auf, als sein Vermieter sich über die hohe Stromrechnung wunderte. In anderen Fällen entlarvte eine Anfrage beim Stromanbieter einen mutmaßlichen Berliner Profi-Dealer, der auch nachts und am Wochenende konstant gleich viel Energie verbrauchte.

Klar ist: Sowohl die großen Mining-Racks als auch illegaler Haschisch-Anbau fressen extrem viel Energie. Fragt sich nur, was verbraucht mehr Strom in der Produktion: Gras oder Bitcoin? Wir haben nachgerechnet.


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So viel Strom verbraucht Gras

Im Jahr 2014 haben Experten in den USA den Stromverbrauch von Cannabis-Plantagen genau analysiert. Ausgerechnet hat das eine Gruppe namens Northwest Power and Conservation Council (NPCC), die den Stromverbrauch für die US-Bundesstaaten Idaho, Montana, Oregon und Washington überblickt. Demnach werden 38 Prozent der Energie für die Beleuchtung und 21 Prozent für die Belüftung der Hanfplantage verbraucht. Die restliche Energie wird für kleinere Posten benötigt, beispielsweise um die Luft zu entfeuchten und CO2 zuzuführen. Laut des Berichts braucht man für jedes Kilogramm Gras zwischen 4.000 bis 6.000 Kilowattstunden an Energie.

Anhand dieser Zahlen haben wir berechnet, wie viel der Strom ungefähr kostet, der zum Grasanbau nötig ist. In Deutschland kostete eine Kilowattstunde 2017 im Durchschnitt 29,16 Cent. Der Preis für 5.000 Kilowattstunden liegt also bei 1.458 Euro. Mit dieser Energie könnte man in Deutschland auch einen Fünf-Personen-Haushalt ein ganzes Jahr lang mit Strom versorgen – oder ein Kilogramm Gras produzieren, das je nach Bundesland zwischen 8.200 und 11.650 Euro wert sein kann.

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So viel Strom verbraucht eine Bitcoin-Mine

Im direkten Preisvergleich entspricht ein Kilogramm Gras ungefähr 1,5 Bitcoins, denn ein Bitcoin ist momentan rund 6.500 Euro wert (Stand: Anfang Juni 2018). Einer sehr großzügigen Schätzung des Krypto-Experten Alex de Vries zufolge verbraucht das gesamte Bitcoin-Netzwerk 32 Terawattstunden im Jahr, also 32 Milliarden Kilowattstunden. Momentan wird etwa alle 10 Minuten ein Bitcoin-Block auf der Blockchain gelöst, das ergibt etwa 52.560 Blocks pro Jahr. Teilt man den Gesamtverbrauch des Netzwerkes durch die Anzahl der Blocks, erhält man grob 608.828 Kilowattstunden für jeden gelösten Bitcoin-Block.

Momentan erhalten Miner für einen gelösten Block 12,5 Bitcoins. Somit wären ungefähr 73.000 Kilowattstunden nötig, um 1,5 Bitcoins zu generieren. Bei dem Preis von 29,16 Cent für eine Kilowattstunde liegen wir hier also bei ungefähr 21.287 Euro. Das entspräche in etwa dem Jahresverbrauch von 15 Haushalten mit jeweils fünf Personen in Deutschland.

Auch wenn diese Bierdeckelrechnungen nur auf groben Schätzungen beruhen, wird eines ganz deutlich: Um Bitcoin zu generieren braucht ein Miner ein Vielfaches der Energie, die ein Züchter für den Anbau von Gras benötigt. Energiefresser sind beide.

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