Das McDonald’s-Logo gehört wohl zu den bekanntesten auf unserem Planeten. Fast jeder kennt und erkennt die „Golden Arches” des Fast-Food-Riesen, sei es nun am Straßenrand eines US-Highways oder in der pfälzischen Provinz. Kapitalismus zum Gruße!
Seinen jüngsten Redesign-Vorstoß könnte der Burger-Brater aber bald schon bereuen. Denn eine neue an Graffiti inspirierte Innendeko-Idee wurde jetzt öffentlich als „anstößig” und „wenig durchdacht” zerrissen, als sie vor kurzem in einer Londoner Filiale vorgestellt wurde.
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Das umgebaute Megges liegt im Südlondoner Stadtteil Brixton, einer Gegend, die in den letzten Jahren zunehmend gentrifiziert wurde, während dort gleichzeitig mit die ärmsten Bewohner der Stadt zu Hause sind. Die örtliche McDonald’s-Filiale schmücken jetzt graffitiverzierte Wände und Lampenschirme.
Während es die McGraffiti-Deko bereits in Filialen in Northampton und Surrey gibt (wo einige Kunden das Interieur „zu Ghetto” fanden), gehen die Anwohner in Brixton besonders lautstark auf die Barrikaden. Was auch damit zusammenhängt, dass es auf den Straßen rund um das Restaurant herum eine Menge echtes Graffiti gibt.
In einem Interview mit dem Independent bezeichnete eine Anwohnerin das Fake-Graffiti „als einen wenig durchdachten Versuch eines Weltkonzerns, gut bei Jugendlichen anzukommen”, während eine andere von einem missglückten Versuch, urbane Coolness auszustrahlen, sprach. Anwohner Matthew Jupp meinte zu dem Thema: „Hoffentlich hilft das Design dabei, dass Graffiti als altmodisch und kommerziell rüberkommt und die Kids es als nicht mehr lohnenswert auffassen.”
Restaurant-Kritiker Jay Rayner aus Südlondon kritisierte die Dekowahl der Food-Kette ebenso in einem Tweet: „Die umgestaltete Brixton-Filiale von @McDonaldsUK hat jetzt also eine Fake-Graffiti-Deko. Dabei verunstaltet das echte Graffiti Brixton. Eine echt anstößige Idee.”
Während einige argumentieren würden, dass Street Art das Potenzial einer einigenden Kraft in sich trägt (der kürzlich errichtete David-Bowie-Schrein basiert auf einem Wandgemälde gegenüber von der U-Bahn-Station in Brixton), wirkt der Versuch einer Riesenkette, einen auf traditionelle urbane Kunst zu machen, eher albern. Vor allem wenn das in einer Gegend geschieht, die schon Zeuge von Straßenprotesten gegen „Yuppies” und Champagner-Bars wurde.
Lee Dema, der in Brixton ein Jugendprojekt betreut, meinte gegenüber dem Independent: „Es handelt sich um einen weiteren fehlgeleiteten Versuch von Anzugträgern, sich mit „edgy” Brixton zu identifizieren. Stattdessen hätten sie mal lieber noch ein Outlet in Brixton Village aufgemacht, wo sie teure Laura-Ashley-Lampenschirme für all die Mittelschicht-Poser der Gegend anbieten könnten.”
Trotz der Kritik steht McDonald’s zu seiner neuen Graffiti-Deko. Ein Sprecher des Unternehmens gab Folgendes zu Protokoll: „Die aufregenden und frischen Designs, die in Brixton zur Anwendung kommen, gibt es schon anderswo in Großbritannien und auch im Ausland. Bisher kamen sie großartig an. Mit unseren Selbstbedienungsschaltern und Kundentablets unterstreicht unser modernisiertes Unternehmen, dass ihm die digitale Innovation am Herzen liegt, genauso wie der Wunsch, den Kunden mehr Bestell- und Bezahloptionen an die Hand zu geben. Wir freuen uns schon jetzt auf das Urteil der Anwohner über ihre neue McDonald’s-Filiale.”
Die Zukunft wird zeigen, ob sich die angesprochene digitale Innovation gegen unangebrachte Lampenschirme durchsetzen wird.