Menschen

McDonald’s per Privatjet: Wie Lifestyle-Manager reichen Fußballstars jeden Wunsch erfüllen

Football luxury assistants – illustration of two young guys sitting on a couch on the beach, gaming and having champagne and mcdonald’s served to them on golden plates with two women in bikinis behind them.

Profifußballer führen ein extravagantes Leben. Warum auch nicht? Bei Jahresgehältern von teilweise mehreren Millionen Euro kann man sich auch mal was gönnen. Allerdings ist es manchmal gar nicht so leicht, das Beste vom Besten zu kriegen. Deswegen beauftragen sie sogenannte Concierge-Agenturen mit ihren Luxus-Lifestyle-Managern. Die kümmern sich rund um die Uhr darum, dass es ihren Kunden an nichts fehlt, erfüllen ihnen die ausgefallensten Wünsche und organisieren ihnen Partys und Urlaube.

“Wenn sie Zeit mit der Familie verbringen wollen, schicken wir sie in der Regel auf eine Insel”, sagt Jérémy Vosse, Vorsitzender der französischen Agentur Premium Conciergerie. “Für Ausflüge mit den Kumpels würden wir wahrscheinlich ein Hotel in Dubai oder Los Angeles vorschlagen oder eine Villa in Miami”, sagt er. Ähnlich wie Influencer haben auch Fußballstars ein Faible für Dubai – eindeutig ein guter Ort, um sich im Winter aufzuwärmen, wie Vosse sagt.

Videos by VICE


Auch von VICE: MMA-Kämpfer und Teilzeit-Drag-Queen – Dos Pistolas


Um in den Genuss eines solch exklusiven Services zu kommen, muss man bei Premium Conciergerie erst eine Mitgliedschaft abschließen. Die speziell auf Fußballer zugeschnittene Variante nennt sich Premium FC Club und kostet etwa 4.800 Euro im Jahr. Dafür garantiert Vosse, dass alle Wünsche in fünf Minuten bearbeitet werden. Neben Fußballern umsorgt die Agentur auch Celebritys, Geschäftsleute und andere sehr reiche Menschen.

Die meisten Urlaube kosten zwischen 50.000 und 500.000 Euro, sagt Vosse. Aber egal, wie hoch der Preis auch ist, die Agentur zahlt immer im Voraus. Der Kunde zahlt erst später. “Selbst eine sehr teure Uhr bezahlen wir erstmal selbst”, sagt Vosse. “Die Messlatte ist extrem hoch. Es gibt fast nichts, was wir unseren Kunden verweigern – außer vielleicht eine Anzahlung auf eine Immobilie oder ein Grundstück.”

Auch das Unternehmen Èlysèe Concierge ist so ein Luxus-Dienstleister. “Fußballer sind wie Teenager mit einem unbegrenzten Budget”, sagt Mickael Daya, Gründer der Agentur. “Als die PlayStation 5 rauskam, hat ein Klient direkt zehn Stück geordert – dabei hatte er nur sechs Fernseher in seinem Haus.” Daya habe ihn daraufhin gefragt, ob er die übrigen vier Konsolen verschenken wolle. “Er meinte nur: ‘Nein, ich will eine für jeden Fernseher und ein paar als Dekoration für die Wand.’” Als Daya ihm daraufhin vorschlug, für die Dekoration einfach Attrappen zu nehmen, habe der Klient abgelehnt. Auf diese Weise hätte er noch Ersatz, sollte eine der sechs angeschlossenen Konsolen kaputtgehen.

Aber Daya sagt auch, dass Fußballer im Vergleich zu seinen anderen Klienten tendenziell ängstlicher und vorsichtiger seien. “Einige hatten in der Vergangenheit schlechte Erfahrungen mit anderen Concierge-Anbietern, die sie übers Ohr gehauen haben, als sie noch jung waren.” Vor Kurzem erst habe ihm ein Spieler eines großen Europäischen Clubs berichtet, dass er über seine vorherige Agentur ein Ferienhaus gemietet habe, das er schon in der Vergangenheit gebucht hatte – dieses Mal sei der Preis aber doppelt so hoch gewesen. “Sein Concierge-Service hatte sich die Differenz einfach in die eigene Tasche gesteckt”, sagt Daya.

Besonders gefragt sind allerdings Lebensmittel. “Das klingt vielleicht komisch, aber es ergibt schon Sinn. Du kannst ja nicht einfach auf Deliveroo Kaviar bestellen”, sagt Daya. Einmal habe ihn ein Spieler um zwei Kilo Kaviar und einen Privatkoch gebeten, der Mini-Burger brät, während er mit seinen Kumpels auf der Couch abhing. Da Geld für die meisten Klienten keine Rolle spielt, ist die größte Herausforderung für die Agenturen, ein Netzwerk aufzubauen, das es ihnen ermöglicht, solche Wünsche innerhalb von Minuten zu erfüllen.

Und tatsächlich spielt Zeit oft eine Rolle. Einmal wurde Premium Conciergerie damit beauftragt, in nur neun Geschäftstagen eine komplette Hochzeit zu organisieren. “Ich hatte fünf Leute, die jeden Tag rund um die Uhr daran gearbeitet haben”, sagt Vosse. “Der Klient war am Ende superglücklich. Es war sehr emotional und einfach magisch.”

Auch Daya hat Erfahrungen mit aufwendigen Last-Minute-Aufträgen. Eines Tages habe ein Fußballer bei Élysèe Conciergerie angerufen und von einer White Party berichtet, die er besuchen wollte. Das Problem? Sein Ferrari war blau. Daya und sein Team hatten 96 Stunden, um das Auto auf das Thema der Party abzustimmen. Solche Lackierungen dauern an sich schon 72 Stunden, außerdem braucht man eine Werkstatt, die die nötige Erfahrung hat und deren Versicherung die Arbeit an einem Luxusschlitten zulässt.

Am Ende habe alles geklappt und der Ferrari war weiß. “Er ist glücklich zur Party gefahren”, erinnert sich Daya. “Am nächsten Tag hat er mich angerufen, um mir zu sagen, wie toll es war – aber jetzt müsse die weiße Farbe wieder runter.”

Philippe-Alexandre Alain arbeitet für die Agentur Elite Career Lifestyle. “Manche Spieler sind ein bisschen zu gut darin, ihre Freizeit zu genießen”, sagt er. “Für einige ist Urlaub gleichbedeutend mit Ibiza, Shisha, Schnaps und niemals endenden Partys.” Das treffe allerdings nur auf eine Minderheit zu. Die meisten Klienten seien nicht auf Exzess aus und kümmerten sich sehr sorgsam um ihre Arbeitsinstrumente, also ihre Körper.

Vosse bestätigt das und sagt, dass seine Fußballer-Klienten größtenteils ernsthafte Männer seien. “Wir schicken oft ihre Trainer mit ihnen in den Urlaub. So können sie Arbeit und Vergnügen miteinander verbinden”, sagt er. “Morgens trainieren sie, nachmittags haben sie Spaß.”

Ihr Beruf verlangt von Profifußballer nämlich ein gesundes und diszipliniertes Leben vollgepackt mit Training, Ruhephasen, Ernährungsplänen, Sponsorenverpflichtungen und Medienanfragen. “Die meisten Menschen verstehen nicht die Opfer, die man für diesen Status bringen muss”, sagt Vosse. “Die meiste Zeit leben sie wie Mönche, super fokussiert auf ihren Job und versuchen, ihn möglichst gut zu machen.”

Auch der auf Fußball spezialisierte Soziologe Frédéric Rasera hält nicht viel vom Klischee des verschwenderischen feiernden Fußballstars. Erstens sind nicht alle Berufsfußballer Multimillionäre. “Ernsthaft, diese Art von Luxus-Urlaub ist nur für eine kleine Minderheit”, sagt Rasera. Schätzungen zufolge verdienen Fußballer in der 1. Liga in Deutschland im Durchschnitt etwa 200.000 Euro im Monat, in Frankreich sind es etwa 40.000 Euro. Natürlich ist das immer noch sehr viel Geld, aber nicht unbedingt mehrere Millionen pro Jahr. Durchschnittseinkommen bedeutet schließlich auch, dass einige viel weniger verdienen – und andere natürlich viel mehr.

Abgesehen davon wissen die meisten Fußballer, dass ihre Karrieren nur kurz sind und sie entsprechend schlau mit dem Geld umgehen müssen, das sie in dieser Zeit verdienen. “Nur weil sie eine Menge für Partys oder Urlaube ausgeben, heißt das nicht, dass sie nicht auch rentable Investitionen tätigen”, sagt der Fußballsoziologe. “Dafür haben sie Finanzberater.”

Rasera weist außerdem darauf hin, dass viele Fußballprofis aus bescheidenen Verhältnissen stammen. “Für sie ist es extra wichtig, Dinge zu genießen, weil sie sich früher stark einschränken mussten”, sagt er.

Der Background der Spieler spiegelt sich manchmal auch in ihren ausgefalleneren Wünschen wider. Alain habe zum Beispiel einmal auf Biegen und Brechen einen Weg finden müssen, um ein Dutzend Big Macs und McNuggets in einem Privatflieger liefern zu lassen. “Privatjet und McDonald’s, das ist keine häufig gefragte Kombination”, sagt Rasera.

Aber Essen und PlayStations sind nicht der einzige Zeitvertreib von Fußballprofis. “Wir bekommen manchmal Anfragen, die in den Heimatländern der Spieler unmoralisch wären, sogar illegal, und natürlich können wir diesen nicht nachkommen”, sagt ein Concierge, der anonym bleiben möchte. “Aber es ist natürlich nicht verboten, Leuten eine Telefonnummer zu geben.”

Orte wie Dubai sind berühmt für High-End Escort-Dienste. “Das Problem in Dubai ist, dass die Mädchen einfach nicht diskret sind. Es ist superleicht für die Fußballer, sie zu finden”, sagt der anonyme Concierge. “Sobald sie eine gehobene Bar betreten, kommen die Mädchen an und bieten ihnen Massagen an. Und dann geben sie danach viel zu sehr damit an. Außerdem sind die Preise da drüben einfach abartig.”

Ein anderer anonymer Concierge berichtet von ähnlichen Anfragen. Häufig kämen sie allerdings von der Entourage des Spielers. “Manchmal führt der Bruder des Spielers viel mehr diesen exzessiven Fußballstar-Lifestyle und der Spieler selbst ist ein strenger Athlet”, sagt er.

Vosse erfüllt seinen Klienten gerne jeden Wunsch, bei illegalen Dingen ziehe er allerdings eine Grenze. “Ich gebe ihnen zwei Verwarnungen. Danach höre ich auf, mit ihnen zu arbeiten.”

Folge VICE auf Facebook, TikTok, Instagram, YouTube und Snapchat.