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Kiffen und Musikhören gehören zusammen wie Batman und Robin, wie Hot Dogs und Sauerkraut oder wie Ohrenstöpsel und Schlagermusik. Wenn ich dem Stoner Comedy-Meilenstein aus 1998 Half Baked Glauben schenken soll, dann bin ich wie Jon Stewart auch in die Klasse der Enhancement Smoker einzuordnen—also bekifft zu sein, macht alles besser, intensiver und irgendwie abgefahrener. Also außer, besoffen zu sein—aber ein Rauschzustand nach dem Anderen. Bei der Musikwahl sind einem natürlich keine Grenzen gesetzt, Hauptsache man lässt sich von den Tracks beflügeln und in andere Sphären transportieren, wie sich das gehört.
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Ich habe also meine Enhancement Smoker-Highlights (high, versteht ihr?) durchwühlt und präsentiere euch nun eine Liste an Liedern, die euch zuerst mit sphärischen Klängen die Seele massieren und dann mit exklusivem Trash ins Nirvana schießen. Dabei sind viele Videos zu den Tracks von hervorragender Wegbirn-Qualität und sollten auch als solche wahrgenommen werden. Die Musik hier harmoniert zwar nicht im klassischen Sinne, aber hier geht es ja schließlich auch darum, euch auf eine musikalische Achterbahnfahrt mit Maria Juana am Beifahrersitz zu schicken. Also anschnallen und los gehts!
Riders on the Storm—„Nightmares on Wax Remix”
Den Auftakt machen wir mit mit dem Nightmares on Wax-Remix von „Riders on the Storm“. Wer Nightmares on Wax bereits zu seinen Favoriten zählt, weiß, was einen erwartet. Sanfte Electro-Beats untermalen den Gesang von Jim Morrison und entführen einen ähnlich wie in 2001 – A Space Odyssey (siehe Video) auf eine kosmische Seelenreise. Ein wahrer Gaumenschmaus, oder wie mein Kumpel Lukas sagen würde „pock I ned“. Wer es gerne ein bisschen angenehmer haben möchte, greift auf den Klassiker „Soul Purpose“ zurück.
M.I.A—„20 Dollar”
Hier ein Paradebeispiel für „auf Musik wegkippen“—Wobei hier die ersten 50 Sekunden das sprichwörtliche Kraut fett machen. Steig ein in die Bass-Waschmaschine und komm nach viereinhalb Minuten gereinigt auf den Erdboden zurück. Außerdem besteht der Refrain aus „Where is my Mind“ von den Pixies, was einem neben der Reise in der Waschmaschine zusätzlich einen Fight Club-Fanboner beschert.
Die Antwoord—„I Fink U Freeky”
Wer nach „20 Dollar“ noch nicht weggekippt ist wird von mir in das audiovisuelle Irrenhaus von Die Andwoord entführt. Wenn bei M.I.A. die ersten 50 Sekunden den relevanten Wegkipp-Effekt auslösen, ist es bei „I FINK U FREEKY“ der Moment, als Ninja zu rappen beginnt, und irgendwie auch für eine geraume Zeit nicht mehr damit aufhört. Das geht mir jetzt zwar alles viel zu schnell, aber für solche Fälle gibt es ja den Repeat-Knopf.
Kyuss—„Space Cadet”
Um ein wenig runterzukommen geht es mit Stoner Rock aus Kalifornien weiter. Auffallend ist auch, dass viele meiner Lieder oder die Videos dazu irgendetwas mit dem Weltraum zu tun haben. Apropos Video: Die visuelle Untermalung zum Lied sieht irgendwie so aus, als wüsste der Uploader ziemlich genau, welche Art von Leuten nach den Tracks der geistigen Vorgänger von Queens of the Stone Age suchen, aber das ist auch gut so.
Dead Can Dance—„Yulunga”
Dead Can Dance kenne ich von meiner Mutter, die man wohl auch als Enhancement Smoker einstufen müsste. Kaum verwunderlich, dass sie dann irgendwann bei der Traummusik der australischen Weltmusik-Truppe gelandet ist. Dead Can Dance spielen auf Instrumenten, die man vor tausenden Jahren auf persischen Flohmärkten bekommen hätte und die Sängerin Lisa Gerrard singt in einer selbst erfundenen Sprache, die so klingt, als wäre sie die Essenz des Sternenstaubs, aus dem wir alle gemacht sind. Dass „Yulunga” ein bisschen an die Musik aus Gladiator erinnert, ist kein Zufall. Lisa Gerrard war maßgeblich am Soundtrack zum Film beteiligt und hat mit ihrem transzendentalen Wüstengedudel den Ton für die Filmmusik der nächsten 10 Jahre angegeben.
Chemical Brothers—„The Devil is in the Beats”
Wer nach „Yulunga” so richtig entspannt ist wird jetzt von den Chemical Brothers zwangsdefibriliert. Außerdem ist der kurze Track irgendwie das einzige, das bei mir aus dem Film „Hanna“ hängengeblieben ist.
Cypress Hill—„Hits from the Bong”
Trotz fehlender Weltraumreferenzen ist der Auftrag dieses Tracks ziemlich eindeutig. Das hat auch der Uploader hamitzy09 erkannt und in die Liedbeschreibung geschrieben. „looool Geilste lied wenn man jaa ihr wisst schon ;)“—ich weiß schon. Und wie könnte man besser „jaa ihr wisst schon ;)“ als zu nasalem Latino-Rap der über „Son of a Preacher Man“ gelegt ist? Eben.
Fever Ray—„If I had a Heart”
Wer cool genug ist, kennt Fever Ray nicht erst seitdem „If I had a Heart“ in Breaking Bad eindrucksvoll Jesses verzweifelte Realitätsflucht auf ” target=”_blank”>der Go-Kart-Bahn untermalt. Ich gehöre nicht zu dieser Sorte Mensch, trotzdem bekomme ich beim Hören jedes Mal Stoner-Gänsehaut und fühle ich mich an die Depri-Montage erinnert.
Royksopp—„So Easy”
Von der Depri-Go-Kart-Bahn in den Zauberwald. Viele Lieder von Royksopp eignen sich zur kompletten Abkapselung, aber „So Easy” kombiniert mit Bildausschnitten aus Prinzessin Mononoke schafft es, einen in wenigen Minuten in japanische Märchenwelten zu entführen und lässt einen wünschen, für immer dort zu bleiben.
Morcheeba—„Even Though”
Es gibt kein Lied von Morcheeba, das ich noch nicht high gehört habe. Skye Edwards’ engelsgleiche Sirenenstimme streichelt mein Trommelfell und gibt mir das Gefühl, beim Hören in einem Becken aus warmer Eselsmilch zu schweben. Ich möchte mit ihrer Stimme Babys bekommen und diese Babys in einen Gesangsverein stecken.
Tosca—„Honey (Markus Kienzl Dub)”
Wer noch ein wenig in Milch baden will, sollte noch ein bisschen Honig dazugeben. Die psychedelische Trance-Musik von Richard Dorfmeister und Rupert Huber hat mich schon das ein oder andere Mal in andere Sphären gebeamt, und in wem der Markus Kienzl Dub von „Honey“ ein ähnliches Wonnegefühl auslöst, der kann sich freuen: der Track ist nämlich Teil des Albums „Different Tastes of Honey“, in dem ausschließlich der bienensüße Track in allerlei Geschmacksrichtungen ge-remixt wird.
Cultura Profetica—„Buffalo Soldier”
In jeder ordentlichen Stoner-Playlist darf natürlich die Musik von Bob Marley nicht fehlen. Irgendwie mag ich die Version der Reggae-Gruppe aus Puerto Rico aber mehr, vielleicht weil ich das Original schon zu oft gehört habe, oder weil sie einfach so cool „Soldjah“ singen.
Sublime—„Smoke two Joints”
Und so schnell sind wir wieder in Kalifornien. Man muss diesen Track auch nicht unbedingt als Handlungsanweisung verstehen: Manchmal sind zwei Joints auch echt genug, Leute.
Dusty Springfield—„Spooky”
Dusty Springfield ist awesome. Das wissen auch Quentin Tarantino, Guy Ritchie und Cypress Hill. Und spätestens nach „Spooky“ wisst ihr es auch. Außerdem brauchen wir noch einen gemütlichen Track, bevor ich euch Edeltrash auftische und euch dann ins Bett zum Träumen schicke.
DJ Snake & Lil Jon—„Turn Down for What”
Ich bin mir nie sicher, ob „Turn Down for What“ Trash oder doch einfach der geilste Track aller Zeiten ist. Das Musikvideo gehört jedenfalls jetzt schon zu meinen absoluten Favoriten, außerdem ist der Beat einfach nur mean und Lil Jon „singt“ kein einziges Mal YEAH, WHAT oder OKAY, was ihn erstens bestimmt jede Menge Überwindung gekostet haben muss und zweitens bei einem Rapper seines Kalibers auch gut als musikalische Neuerfindung durchgeht.
Mark Farina—„Dream Machine”
Zum Abschluss unserer langen, steinigen Reise steigen wir in Mark Farinas Traummaschine und schalten ein wenig ab. Wer jetzt Lust hat, ins Bett zu gehen, sollte das auch tun und ein bisschen vor sich hinträumen. Zu Mark Farinas bekannteren Veröffentlichungen gehört die Mushroom Jazz-Serie, die mittlerweile 7 CDs umfasst und jede Menge Stoff zum satthören bietet. Just sayin’.
Yonderboi—„Another Geometry”
Weil ich diese musikalische Achterbahnfahrt nicht im Bett enden lassen will, entführe ich euch noch einmal zum Ursprung und zum Ende einer jeden Waach-heit. Also ab ins Weltall—mit Yonderboi.