Metallica-Produzent erklärt endlich, warum ‘…And Justice for All’ so beschissen klingt

Dieser Artikel erschien ursprünglich bei Noisey US.

…And Justice for All ist Metallicas bestes Album. Es war nicht so einflussreich wie Ride the Lightning oder so groß wie Master of Puppets ( Black Album? Welches Black Album?), aber es zeigte eine Band, die ambitioniert und größtenteils erfolgreich nihilistische und doch leidenschaftlich soziopolitische Kommentare vortrug. “One” ist offensichtlich ein Klassiker, aber dreh heute mal “Blackened” oder “Eye of the Beholder” auf. Selbst 30 Jahre später ist die aktuelle Relevanz entgeisternd. Die Musik ist so gut, dass man über die berüchtigte, stümperhafte Produktion hinwegsieht. Kein Bass, dünne Gitarren und ein Drum-Klang, den AllMusic-Autor Steve Huey mal perfekt als “Click” beschrieben hat. Um es kurz zu machen: …And Justice for All klingt wie feuchte Hundescheiße, aber knallt trotzdem noch.

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Die Geschichte, warum es wie feuchte Hundescheiße klingt, ist nicht sonderlich kompliziert, aber sie ist spannend. Vor allem, wenn sie vom Produzenten des Albums erzählt wird: Flemming Rasmussen. Er hat letztens in einem Gespräch mit dem Metallica-Podcast Alphabetallica über seine Arbeit an den – wie er es sagt – “drei guten Metallica-Platten” geredet und erklärt, dass der Höhen-lastige Mix absolut nicht auf seine Kappe geht.

“Das ist passiert: [Die Mix-Tontechniker Steve Thompson und Mike Barbiero] haben einen Mix gemacht, der wirklich, wirklich gut klang und viel Bass drin hatte. … Aber als [der Rest der Band] den Mix hörte, sagten sie: ‘Alles klar, dreh den Bass runter, ändere dies und das, und dann dreh den Bass runter.’ So, dass man ihn kaum noch hören konnte. Sobald das gemacht wurde, sagten sie: ‘Dreh ihn noch um 3dB runter.’ Warum sie das machten – Ich habe keine Ahnung! Kann sein, dass sie immer noch um Cliff trauerten. [Cliff Burton, der Bassist, war zwei Jahre zuvor bei einem Unfall verstorben.] Stellt euch meine Überraschung vor, als ich das Album gehört habe.”


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Das passt zu den Aussagen von Thompson, der Ultimate Guitar 2015 erzählt hat, dass Drummer Lars Ulrich unerbittlich darauf bestanden hatte, den Bass seiner Drums und des Gesamt-Mixes runterzudrehen. Es ist unglaublich, aber laut Thompson hat Ulrich ihn 2009 auf dem Flug zu Metallicas Einführung in die Rock and Roll Hall of Fame wegen des Mixes befragt.

“‘Hey, was ist mit dem Bass in …Justice passiert?’ Er hat mich das echt gefragt. Ich hätte ihm auf der Stelle eine geben können. Es ist eine Schande, weil ich derjenige bin, der für den fehlenden Bass auf den Sack bekommt.”

Witzigerweise ist der damalige Bassist Jason Newsted gar nicht so verärgert über das Mobbing durch Ulrich und den Metallica-Frontmann James Hetfield. Ganz im Gegenteil ist er immer noch Stolz auf die Musik, zu der er beigetragen hat. 2013 hat er Loudwire erzählt, dass ihm ein Fan eine bearbeitete, Bass-lastige Version des Albums namens “…And Justice for Jason” gegeben hat, die er super fand.

Die Moral der Geschichte: Lass niemals Musiker beim Mixen reinreden, wenn sie keine ausreichende Erfahrung haben. Wobei Rasmussen auch der Meinung ist, dass dieser drastische Eingriff eine kleine Revolution darstellte.

“Ich wurde stark kritisiert, als die Platte rauskam. Die Leute waren mehr oder weniger von der Trockenheit des Sounds weggeblasen. Es geht BANG, direkt ins Gesicht […] …And Justice for All war wahrscheinlich in den letzten 30 Jahren das einflussreichste Album für eine ganze Generation von Hardcore-Metal-Bands. Sie wollten alle wie …Justice’ klingen.”

Falls ihr euch also fragt, warum alte Hardcore-Platten so blechern und Bass-arm klingen: Bedankt euch bei Metallica (oder vielleicht einfach den fehlenden finanziellen Mitteln dieser Bands). Hört euch hier trotzdem die Fan-Bearbeitung an, denn gottverdammt, Bassisten verdienen Props.

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