Verschneite Winteraufnahmen vergessener sowjetischer Utopien

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Russland

Verschneite Winteraufnahmen vergessener sowjetischer Utopien

Danila Tkachenko hat auf eindrucksvollen Bildern festgehalten, was vom Streben nach technologischem Fortschritt übrig geblieben ist.

Eines von nur zwei Exemplaren des in den 1970ern produzierten amphibischen, vertikal startenden Experimentalflugzeugs Berijew WWA–14. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung des Künstlers Während die Gesellschaft im Allgemeinen utopische Zukunftsvisionen entwirft und konstanten technologischen Fortschritt anstrebt, hat Danila Tkachenko mit seinem neuesten Projekt die vergessenen und unvollkommenen Träume der ehemaligen Sowjetunion wieder ausgegraben. Seine Bilderserie Restricted Areas untersucht die Natur des Menschen an sich sowie seine angeborene Schwerfälligkeit, sich konstant weiterzuentwickeln.

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Zu einem gewissen Zeitpunkt standen viele der abgelichteten Orte in Russland, Bulgarien und Kasachstan an der Spitze des technologischen Prozesses, doch im Laufe der Jahre wurden sie zu verlassenen und obsoleten Stätten.

Tkachenko hat die alten Projekte nun wieder entdeckt und ihre einst wichtigen Strukturen in den heutigen Geisterstätten eingefangen. Der Moskauer Fotograf und Gewinner des European Publishers Award for Photography 2015 machte seine Bilder ausschließlich während der Wintermonate. Die verschneiten Aufnahmen der verkümmerten Fortschritts isolieren die Strukturen aus ihrer gegebenen Fotografie und werden zu Standbildern der kritischen Reflexion.

The Creators Project durfte Danila ein paar Fragen stellen, was die Inspiration und den Ablauf seines Projekts angeht.

 Ehemalige Wohngebäude einer verlassenen sowjetischen Forschungsstadt The Creators Project: Wann hattest du die erste Idee für Restricted Areas?

Danila Tkachenko: Die Idee entstand zufällig. Ich war zu Besuch bei meiner Großmutter, die in einer geschlossenen und zu Sowjetzeiten geheimen Stadt wohnt, in der Wissenschaftler einst an der Atombombe arbeiteten. Ich erfuhr, dass es dort in den 1960er zu einer Katastrophe kam, einer Explosion auf der Lagerstätte für nuklearen Müll.

Ein immenses Gebiet wurde verseucht, auch dort, wo Menschen lebten. Das Maß an chronischen Erkrankungen, die auf diesen Unfall zurückzuführen sind, ist beträchtlich. Das brachte mich auf den Gedanken an die Kehrseite des technischen Fortschritts, welcher Menschen nicht nur eine schillernde Zukunft, sondern auch schrecklichen Schaden bringen kann.

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Wie entstand dann die Bilderreihe?

Ich suchte nach Orten, die den Durchbruch in der technischen Entwicklung beschleunigen sollten, aber letztlich scheiterten. Ich musste lang auf die geeigneten Wetterbedingungen warten, die Winter sind nämlich heutzutage nicht mehr so schneereich wie früher. Ich denke, auch das ist eine Folge des „Fortschritts“ und dessen Resultat der globalen Erwärmung.

Wie findet du diese Orte? Wie oft warst du vor Ort, um sie zu fotografieren?

Die Vorbereitung braucht erhebliche Zeit—zum Beispiel um Motive für die Aufnahmen zu suchen, was ich normalerweise online mache. Ich ging auf Reisen, um diese Orte im Winter aufzunehmen. Manchmal war es unberechenbar: Ich musste auf einen geeigneten Wetterbericht warten, aber der garantierte natürlich gar nichts, da viele Objekte sehr weit draußen lagen. Manchmal hatte sich das Wetter bereits komplett geändert, als ich am Ort ankam.

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Welche Art von Kamera benutzt du?

Ich benutze eine Mamiya 7, eine Mittelformatkamera. 'Sie ist ziemlich leicht, schießt aber Bilder in hoher Qualität. Der Weg zu den Objekten dauerte etwas, so dass das Gewicht der Kamera eine Rolle spielte.

Was findest du an diesen technologischen Misserfolgen so interessant?

Für mich sind sie eine Metapher. Sie liefern mit ein Bild und Mittel um meine Idee zum utopischen Streben nach technologischem Fortschritt zu interpretieren.

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>> Mehr von Danila Tkachenkos Arbeiten findet ihr auf seiner Website