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Gender

Diese authentischen Aktbilder zeigen, dass jeder Körper schön ist

Aleah Chapin malt Aktbilder, die das Altern und die Geschlechtsidentität zum Thema machen.
Qwill. Alle Bilder mit freundlicher Genehmigung der Künstlerin und der Flowers Gallery 

Das Nackt-Porträt ist eine so gängige und fast schon altmodische Kunstform, dass man sich kaum vorstellen kann, irgendein Künstler könne damit noch irgendwie für Aufregung sorgen. Aleah Chapin aber malt die Art von Aktbildern, die—obwohl die Künstlerin die Menschen genau so zeigt, wie sie sind—trotzdem für Kontroversen sorgt. Und zwar, weil sie auf authentische Weise Körper abbildet, die unsere Gesellschaft nicht sehen will. Obwohl die Künstlerin aus Seattle 2012 mit dem BP Portrait Award ausgezeichnet wurde, sieht sie sich regelmäßig mit negativer Kritik ihrer Werke konfrontiert. Der kürzlich verstorbene Kunstkritiker Brian Sewell beispielsweise nannte ihr Werk „Auntie“, für das sie die Auszeichnung bekommen hatte und das eine nackte, ältere Dame zeigt, „eine groteske Krankenakte.“ Außerdem behauptete er, Chapin wäre „besessen von grausam anmutendem [alterndem] Fleisch.“ (Derselbe Kritiker hatte auch einst gesagt: „Es hat noch nie eine erstklassige Künstlerin gegeben.“)

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„Es wäre gelogen zu sagen, dass mich negative Kritiken über meine Arbeit kalt lassen“, erzählte Chapin The Creators Project. „Es ist nicht einfach, vor allem wenn die Kritik gegen meine Modelle gerichtet ist. Sie beweisen sehr viel Mut und Stärke, indem sie für mich posieren.“ Die Kritiken bestärken Chapin aber nur noch mehr darin, ihre Arbeiten fortzusetzen, da sie offensichtlich einen gesellschaftlich-kulturellen Zweck erfüllen. „Ich habe damit scheinbar einen kulturellen Nerv getroffen, und ich finde, dass dieser Nerv genauer untersucht werden sollte“, schreibt sie. „Warum haben wir unseren eigenen Körpern gegenüber so viele negative Gefühle? Und warum fällt es uns so schwer, Bilder von Körpern zu betrachten, die realistisch dargestellt und nicht auf total unrealistische Weise digital bearbeitet sind?“

In ihrer neuesten Ausstellung Body/Being, die aktuell in der Flowers Gallery in New York zu sehen ist, stellt Chapin erneut echte, nackte Körper mit all ihren vermeintlichen Makeln dar. Sie legt den Fokus gleichzeitig aber auch auf die Darstellung der Geschlechtlichkeit ihrer Modelle. Inspiriert wurde sie zu dieser Idee von ihrer Cousine Qwill, die sich vor kurzem ihre Brüste entfernen ließ. In den USA wird momentan eine große Debatte darüber geführt, welchen Bereich einer öffentlichen Toilette ein Transsexueller eigentlich betreten sollte—die dem biologischen oder die dem sozialen Geschlecht entsprechende? Die Körperlichkeit dieser Gruppe wird dadurch extrem politisiert, und vor diesem Hintergrund sind Chapins Porträts von Qwill und anderen transsexuellen Menschen umso bedeutender. Angesichts landesweiter Kampagnen in den USA, die Transsexuelle als „Schrecken“ öffentlicher Toiletten darstellen wollen, betonen Chapins außergewöhnliche Porträts umso mehr, dass wir alle menschlich sind—unabhängig von unserem sozialen oder biologischen Geschlecht und auch unabhängig vom Alter und der körperlichen Fitness.

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Qwill ist nicht das einzige Modell, zu dem Chapin eine persönliche Verbindung hat. Sie zeichnet regelmäßig auch Freunde und andere Familienmitglieder. Dadurch hat Chapin das Gefühl, mit ihren Arbeiten „mehr als nur ihre Maltechniken zu vermitteln.“ „Diese Menschen haben zuvor noch nie Modell gestanden“, sagt sie über ihre Motive, „sie bewegen sich also völlig frei und ehrlich in ihren Körpern.“

„Ich denke einfach, dass ich mich mehr in die Bilder vertiefen kann, weil ich mir bewusst bin, dass ich Menschen vor mir stehen habe, deren Leben voller alltäglicher Dinge sind, die uns alle menschlich machen. Es ist eine Ehre, dass sie mir dieses Gefühl der Vertrautheit schenken.“

Aleah Chapins Body/Being Ausstellung ist bis zum 11. Juni in der Flowers Gallery zu sehen. Mehr Informationen findet ihr hier.