FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Anthropologin bringt die Wahrheit ans Licht: Hello Kitty ist keine Katze

Zum 40. Geburtstag von Hello Kitty und vor einer großen Kitty-Retrospektive in L.A. stellt der Produzent des ultimativen Niedlichkeitsklischees einige ernüchternde Missverständnisse klar.
Hello Kitty

Heute morgen, direkt nach dem Frühstück kam die Ernüchterung, die meine heile Fantasywelt spontan mit einer Prise zu viel Realität erschütterte. „Hello Kitty ist keine Katze!" Das gab Sanrio, der Hersteller des rosafarbenen Plastikklischees zu Protokoll und holte die ganze Welt der Niedlichkeitsfreunde auf den Boden der turbokapitalistischen Tatsachen zurück.

Seit ihrer Markteinführung 1976 inspiriert Hello Kitty nicht nur kleine Mädchen, sondern entwickelte sich mit der Zeit zu einem Markenzeichen sogenannter Kidults, Erwachsener, die gewisse kindliche Vorlieben bewusst beibehalten. So hüllte sich Lady Gaga in ein extravagantes Kuschelkleid aus Hello Kitty-Köpfen und Promis wie Paris Hilton, Lilly Allen, Britney Spears oder Katy Perry lassen sich in der Öffentlichkeit gerne mal mit den zuckersüßen Accessoires ablichten.

Anzeige

Dieses Jahr wird Hello Kitty 40 Jahre alt und aus diesem feierlichen Anlass widmet ihr das Japanese National Museum in Los Angeles ab Mitte Oktober die Ausstellung „Hello! Exploring the Supercute World of Hello Kitty", zwei Wochen später findet dann die erste Hello Kitty-Convention statt. Den Katalog zur Ausstellung erstellte Christine R. Yano, eine Anthropologin der University of Hawaii und Gastdozentin in Harvard. Seit vielen Jahren untersucht sie das Phänomen und veröffentlichte letztes Jahr das Buch „Pink Globalization: Hello Kitty's Track Across the Pacific".

Yangs Arbeit führte nun auch zu der Identitätsberichtigung, die der Hersteller zum Jubiläum scheinbar loswerden musste. Welch genialer Zeitpunkt und eine tolle Idee, die Geburtstagsfeierlichkeiten einfach mal zu einem weltweiten Ernüchterungserlebnis werden zu lassen.

Die Wissenschaftlerin bezeichnete Hello Kitty im Ausstellungskatalog als eine Katze. „Daraufhin wurde ich sehr nachdrücklich korrigiert", erzählte sie der LA Times:

„Sanrio berichtigte, dass Hello Kitty keine Katze ist. Sie ist ein Cartoon-Charakter. Sie ist ein kleines Mädchen. Sie ist eine Freundin. Aber keine Katze. Sie läuft und sitzt wie eine zweibeinige Kreatur. Sie hat ein eigenes Haustier namens Charmmy Kitty."

Sanrio fühlt sich also seit 40 Jahren missverstanden. Und fühlte sich nun also genötigt, noch einmal auf die tatsächliche Kitty-Geschichte hinzuweisen, die wohl im Angesicht von Bergen von Marketingsschrott bisher kaum Beachtung fand.

Anzeige

Der Erfolg von Hello Kitty liegt in der Leere ihres Designs

Doch was macht dieses kleine Cartoon-Mädchen (wie öde das klingt) eigentlich zu einem solchen weltweiten Phänomen, das Menschen weit über Japan hinaus Gitarren, Staubsauger und Autos mit ihrem Konterfei erwerben lässt? Eine Karriere, die kein anderes Exponat, der auf Niedlichkeit basierenden japanischen Kawaii-Kultur aufweisen kann. Sogar der Pokémon Pikachu ist heutzutage nur noch ein Stolperstein in der Kinderzimmergeschichte.

Hello Kitty ging im Gegensatz dazu mit der Zeit, und mauserte sich mit der globalen Vernetzung nebenbei auch zum Internetphänomen. Online-Hello-Kitty-Spiele gibt es zu Hauf, deren thematische Varianten von Flussspringen, über Keks-Feen bis hin zum Gedächtnistraining per Memory reichen. Avril Lavigne's Hello Kitty Video leistete sich eine Kontroverse per Online-Viralität und bei Youtube erzielt eine schnelle Suche über 1,5 Millionen Treffer.

„Hello Kitty ist so erfolgreich aufgrund der Schlichtheit ihres Designs, und der daraus folgenden Leere", erklärt Yano. „Die Leute können alle erdenklichen Gesichtsausdrücke in ihr zu sehen. Du kannst ihr außerdem eine Gitarre geben und sie auf eine Bühne stellen oder sie so sehen wie du möchtest. Diese Leere spricht viele Menschen an."

1409220235167999

Die Leere erzeugt die kleine Nicht-Mehr-Katze vor allem durch den fehlenden Mund, der, da nicht vorhanden, auch nicht die kleinste Regung verraten kann. Der Hersteller Sanrio betonte nun jedoch, dass ihr durchaus einige konkrete Charakterzüge zugeschrieben werden könnten, und laut Yano ergeben sich einige weitere Tatsachen auch aus dem aufmerksamen Studium ihrer Laufbahn. Hier im Folgenden die wichtigsten Fakten:

  • Hello Kitty ist Sternzeichen Skorpion.
  • Sie liebt Apple Pie.
  • Sie lebt in London.
  • In Wirklichkeit heißt sie Kitty White.
  • Ihre Eltern sind George und Mary White.
  • Sie hat eine Zwillingsschwester.
  • Sie hat Blutgruppe A.
  • Sie ist ungefähr so groß wie fünf Äpfel und wiegt so viel wie drei Äpfel.
  • Ihre Hobbys sind Pfannkuchen backen, Origami und Tennis.

40 Jahre nach der Geburt der Hello Kitty Geschichte, war es endlich Zeit für die weltweite Verbreitung dieser Wahrheit. Andere im Cartoon-Sektor reagieren schnell mit der Aufrechterhaltung ihrer Legenden:

We can confirm, Snoopy IS a dog.

503488232cc74d3faa74d41929e96aaf