Warum wir eine Themen-Woche zu illegalen Sportstreams machen
Simon Prades

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Warum wir eine Themen-Woche zu illegalen Sportstreams machen

Jeder hat schon mal gestreamt und kaum jemand hat moralische Bedenken, organisierte Kriminalität zu unterstützen. Obwohl der Sportwelt Millionen flöten gehen, wird kaum darüber berichtet. Höchste Zeit, das zu ändern.

Wenn die Bundesliga als Premiumprodukt des deutschen Sports klassifiziert wird, dann ist die Premier League der heilige Gral des Weltsports. Mit dem seit dieser Saison in Kraft getretenen TV-Vertrag verdient die englische Liga bis 2019 fast sieben Milliarden Euro. Konkret zahlen die beiden Pay-TV-Sender Sky und BT Sport nur für das Recht, ein Spiel zu übertragen, 13,75 Millionen Euro.

Wie viel Schaden entsteht also, wenn jemand die Übertragung einfach kostenlos anbietet? Es gibt keine konkreten Zahlen, aber man vermutet, dass Beträge in zweistelliger Millionenhöhe durch illegale Sport-Streams flöten gehen.

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Für einen geeigneten Stream muss man nicht mal lange suchen. Im Prinzip braucht man vom Google-Startbildschirm vier bis zehn Klicks bis zur gewünschten Begegnung, je nachdem wie viele Pop-Ups man wegklicken muss. Dabei wird von der UEFA Champions League bis zum indischen Cricket-Masters fast alles angeboten, was an Profisport in der Welt praktiziert wird. Fein säuberlich nach Sportarten geordnet und häufig auch nach Ländern sortiert.

Obwohl sich die Rechteinhaber zu wehren versuchen, wird gegen diese Form der Cyber-Kriminalität recht wenig unternommen. Das liegt auch daran, dass die Anbieter oft weit verzweigte Werbenetzwerke und konspirative Serverstrukturen aufbauen, in denen das verdiente Geld weitergereicht wird. Erst mit der Beschlagnahmung von istreams.to Anfang des Jahres gelang dem BKA ein großer Erfolg. Der Kampf gegen illegale Anbieter scheint selbst im Netz ein hoffnungsloses Katz- und Maus-Spiel zu sein. Und dann gibt es ja auch noch das Geschäft mit manipulierten Satelliten-Receivern, mit denen jeder von zu Hause die volle Bandbreite Pay-TV gucken kann, ohne zu bezahlen..

Was uns aber am meisten überrascht hat: Obwohl so ziemlich jeder schon mal ein Match gestreamt hat, wird das Thema medial wenig bis kaum behandelt—, schließlich ist es wenig greifbar, seine Protagonisten gern unsichtbar und die Schuldfrage nicht abschließend.

Um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, haben sich VICE Sports und Motherboard zusammengetan und das Themenspecial „Die Abräumer—die Schattenwelt der Sportstreams" ins Leben gerufen.

Wir haben illegales Streaming aus verschiedenen Perspektiven betrachtet: Wir haben Stream-Nutzer nach ihrem Gewissen gefragt, haben mit Stream-Anbietern über ihre Geschäftsmodelle gesprochen und Stream-Jäger von Sky interviewt. Außerdem erklären wir euch, ob ihr euch strafbar macht, wenn ihr streamt, wie das Geschäft mit dem Cardsharing funktioniert und haben unter Alkohol- und Pizzaeinfluss getestet, wie viele Viren man sich eigentlich maximal in einer Halbzeit einfangen kann.