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Warum man sich über Fußballer, die den Swag aufdrehen, lustig machen muss

Fußballstars kleiden sich pseudo-modisch und absurd. Die Facebook-Seite „Fußballer, die den Swag aufdrehen“ macht sich genau darüber lustig. Wir haben uns mit dem Betreiber der Seite unterhalten.

Fußballer können nicht nur gut mit dem Ball umgehen, sondern kennen sich auch wahnsinnig gut in der Fashion-Welt aus. Könnte man zumindest annehmen. Denn immer wieder beglücken uns unsere Fußballhelden auf ihren sozialen Netzwerken mit ausgefallenen Kollektionen, welche von verruchten Löchern übersät sind, vor Bling Bling nur so strotzen und offensichtlich verdammt teuer waren. Das Ganze ist nicht etwa albern und unnötig, nein, das ist: Swag. Sagt zumindest Donnie O´ Sullivan, der Betreiber der Seite „Fußballer, die den Swag aufdrehen". Donnie ist ein gewitzter, fußballverliebter Kerl Anfang 30 und hat es sich zur Aufgabe gemacht, auf seiner Seite die modischen Fehltritte der Kicker zusammenzufassen und zu kommentieren. Und das kommt bei den Fußballfans verdammt gut an. Wir haben ihn getroffen und mit ihm über Swag, den kaputten Fußball und Dorfprolls geredet.

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Du machst dich tagtäglich auf deiner Seite „Fußballer, die den Swag aufdrehen" über den Style von Fußballern lustig.
Ich möchte am Anfang kurz anmerken, dass es nicht mein Ziel ist, mich über Spieler von oben herab lustig zu machen oder jemanden in den Dreck zu ziehen. Ich probiere, die Seite humorvoll und menschlich aufzuziehen, ohne jemanden persönlich anzugreifen.

Hat sich einer der Spieler schon mal bei dir gemeldet?
Konkret hat sich noch kein Spieler gemeldet. Aber letztens hat Thomas Kessler vom 1. FC Köln ein Bild, auf dem er im Karnevalskostüm zu sehen war, sehr nett kommentiert. Aus verschiedenen Kreisen habe ich allerdings gehört, dass die Seite bei einigen Spielern doch für Gesprächsstoff sorgt.

Aubameyang (Borussia Dortmund) Foto: imago/PanoramiC

Und was sagen die Spieler?
Die meisten finden die Seite ganz cool und sehen das mit Humor. Aber was genau gesagt wird, weiß ich leider nicht.

„Fußballer, die den Swag aufdrehen" hat 22.000 Likes und ist der Renner bei Facebook. Wie kamst du auf die Idee, diese Seite zu erstellen?
Ich bin sehr fußballinteressiert. Ich war vor einem Jahr oder so im Stadion bei Union Berlin und habe mich dort mit einem Kumpel sehr lustig über die „Mode" von Fußballern unterhalten. Irgendwann ist uns aufgefallen, dass die Jungs in ihrer Freizeit alle gleich aussehen.

Wie sehen die Jungs denn aus?
Es fing an mit den riesigen „Beats by Dr. Dre"-Kopfhörern, dazu wurde ein Cap mit geradem Schirm getragen und alle zeigten das Peace-Zeichen falsch herum in die Kamera. Da dachte ich mir, das muss man eigentlich dokumentieren. Daraufhin gründete ich diese Seite.

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Sinan Kurt (Hertha BSC)

Beschreib doch mal das typische Swag-Outfit.
Da gibt es drei Komponenten. Erstens braucht man eine Hose, die oben viel zu breit ist und unten viel zu eng sitzt. Dann dürfen natürlich die großen Kopfhörer nicht fehlen. Die trägt man allerdings nicht einfach auf den Ohren, sondern entweder schräg auf dem Kopf, nur über ein Ohr oder lässig um den Hals. Zum Schluss benötigt man noch ein T-Shirt, das fast bis über die Knie reicht. Vermutlich, um die viel zu breiten Hosen zu verdecken. (lacht)

Du schreibst wahrscheinlich nicht hauptberuflich über „swaggige" Fußballer. Was machst du sonst?
Ich bin seit über zehn Jahren Grafikdesigner, arbeite aber seit ein paar Jahren vermehrt auch als Texter / Copywriter. Das heißt, ich schreibe für Werbeagenturen und Fernsehproduktionen Comedy-Skripte, Gags usw. Außerdem betreibe ich mit zwei Freunden einen Podcast namens „Gästeliste Geisterbahn". Ach ja: Und Stand-up-Comedy mache ich auch noch. Aber das ist geheim.

Donnie O'Sullivan, Betreiber der Seite. Foto: Maks Ciechanowski

Decken wir mit diesem Interview eigentlich die wahre Identität des Betreibers von „Fußballer, die den Swag aufdrehen" auf?

Nein, nicht wirklich. Ich halte es nicht unbedingt geheim, dass ich die Seite betreibe, will mich persönlich damit aber auch nicht profilieren. Ich finde die Vorstellung ganz lustig, dass die meisten Leute denken, hinter der Seite stecke ein ganzes Team.

Wer ist der größte Swagger unter den Fußballern?
Rolf Feltscher ist ein einziges Style-Phänomen. Und natürlich Jerome Boateng, den finde ich wahnsinnig interessant. Immerhin wurde er schon mehrmals vom GQ Magazine als „Best dressed man" gewählt, obwohl er so offensichtlich geschmacksverirrt ist. Ich glaube, seine Outfits kommen nur gut an, weil er ein Star ist. Ich finde diese Ironie genial.

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Kannst du dich an die lustigste Konversation auf deiner Seite erinnern?
Ich habe mal ein Bild von David Alaba in einem sehr langen T-Shirt gepostet. Auf das Bild habe ich eine mathematische x-y-Achse gesetzt. Auf der x-Achse war der Swag abgebildet und auf der y-Achse die Länge des T-Shirts, sodass eine Proportionalität-Konstante entstand. Irgendwann haben ein paar Mathe-Nerds angefangen, unter dem Bild zu diskutieren, ob meine Darstellung mathematisch Sinn macht. Das Ganze verlief auf sehr gehobenem Niveau und war total absurd und witzig.

Macht diese Selbstdarstellung und Swagness den Fußball kaputt?
Nein, ich fände es sehr schade, wenn es dieses „Swag-Phänomen" unter Fußballern nicht geben würde. Fußball passiert auf dem Platz. Was nebenher abgeht, nimmt keinen großen Einfluss auf den Sport. Immerhin ist Fußball die größte Sportart der Welt, wenn sich da ein paar Paradiesvögel abheben, macht es den ganzen Trubel nur interessanter und menschlicher. Es wäre auch langweilig, wenn ein Ronaldo nur geil spielen würde und abseits vom Platz keine Persönlichkeit hätte.

Fußballern eilt das Klischee voraus, prollig, ungebildet, stumpfsinnig, aber dafür cool zu sein. Unterstützt du mit deiner Seite diese Vorteile mit Absicht?
Ohne die Jungs alle über einen Kamm scheren zu wollen: Ich habe früher selber Fußball gespielt und oft war es so, dass die besten Spieler auch ein wenig unterbelichtet waren. Die Profis sind eigentlich Dorfhelden, die dann aufsteigen und dickes Geld verdienen. Auch wenn die Bundesligaprofis auf einer riesigen Bühne stehen, sind sie keine Einsteins, sondern manchmal nur internationale Dorfprolls. Und das ist auch okay so.

Das Interview führte Katharina Reckers, folgt ihr bei Twitter: @kathinkabang