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Allergie

Wissenschaftler wollen Erdnüsse ohne Allergene entwickeln

Australische Forscher haben die Erdnuss-DNA entschlüsselt und könnten so eine Erdnuss ohne Allergene entwickeln. Bye bye Notfallspritze?
Foto von andrewmalone via Flickr

Im Januar biss ein kleines Mädchen aus Massachusetts herzhaft in ein Käsesandwich, das ihre Eltern online bei der Sandwichkette Panera bestellt hatten. Bei der Bestellung gab die Mutter zwei Mal an, dass ihre Tochter eine Erdnussallergie hat. Im Sandwich war dann „ein großer Klecks Erdnussbutter", das Kind musste ins Krankenhaus. Jetzt verklagt die Familie die Restaurantkette, der Manager behauptet, dass ein „Sprachproblem" zu dem Vorfall geführt hätte.

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Solche Szenarios könnten eventuell bald der Vergangenheit angehören, wenn Wissenschaftler wirklich das schaffen, was sie jetzt behaupten.

Australische Forscher meinen jetzt, dass sie die Erdnuss-DNA entschlüsselt hätten und so eine Erdnuss machen können, die keine allergische Reaktion auslöst. Das sind verdammt gute Neuigkeiten für alle, die immer eine Notfallspritze (EpiPen) mit sich rumtragen müssen.

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Wie Professor Rajeev Varshney vom International Crops Research Institute for the Semi-Arid Tropics (ICRISAT) meint, sind seine Ergebnisse nicht nur für Menschen mit Erdnussallergie von Bedeutung, sondern auch für Erdnussbauern in Entwicklungsländern. Denn die Forscher haben auch herausgefunden, wie man den Ertrag steigern kann, was für viele Bauern bisher ein Problem war: „In Indien oder Zentral- und Westafrika sind die Erträge der Bauern oft sehr gering", so Professor Varshney. Durch die Entschlüsselung des genetischen Codeskönnten also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: höhere Erträge und weniger Allergene.

In Deutschland leiden circa 0,5 bis 1 Prozent der Kinder an einer Erdnussallergie, Tendenz steigend. In den USA sind es mittlerweile schon 1,4 Prozent (2010), während es früher nur 0,4 Prozent waren (1997). Betroffene können, wenn sie Erdnüsse oder auch nur Spuren davon essen, einen anaphylaktischen Schock erleiden, der auch tödlich verlaufen kann. Nur 20 Prozent aller Kinder, die an Erdnussallergie leiden, legen diese im späteren Verlauf ihres Lebens ab.

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Aber noch nicht zu früh freuen: Die neue Erdnusspflanze ohne Allergene wird es wohl noch nicht morgen geben. Professor Varshney meint, dass es wesentlich komplizierter ist, allergenfreie Erdnüsse zu züchen als Erdnussarten mit hohem Ertrag. Die Entwicklung wird länger dauern. Außerdem befindet man sich damit im Bereich der genetisch veränderten Organismen (GVO), ein kontroverses Thema und in einigen Ländern sind GVO auch komplett verboten. Vielleicht sind aber die USA ein potenzieller Kandidat, allerdings weiß Professor Varshney nicht, „wie lange es dauern wird".

Also, das Allergiker-Notfallset noch nicht zum Fenster rausschmeißen. Es wird noch ein Weilchen dauern, bis auch alle mit Erdnussallergie endlich in den himmlichen Genuss eines Erdnussbutter-Toast mit Marmelade kommen.